Kopftuch und Karriere - für viele Araberinnen kein Widerspruch. In den Arabischen Emiraten sind die Frauen in der IT-Branche "auf dem Vormarsch", berichtet der Wirtschaftsinformationsdienst Hoppenstedt aus Darmstadt. In den IT-Studiengängen der Emirate hätten sich derzeit mehr Frauen als Männer eingeschrieben. Ganz anders in Deutschland.
In der Bundesrepublik scheine die IT-Elite "in Geschlechterstereotypen zu verharren", so Hoppenstedt weiter. Diese Aussage basiert auf dem Branchenmonitor "Frauen im IT-Management", der in Zusammenarbeit mit der Hochschule Osnabrück entstanden ist.
Dabei haben die Autoren der Studie sowohl Top-Management als auch mittleres Management untersucht. Fazit: Auf der mittleren Führungsebene sind in deutschen IT-Unternehmen durchschnittlich immerhin 30 Prozent Frauen zu finden. Im Top-Management sind es im Schnitt jedoch nur noch rund sieben Prozent.
Bei der Ursachenforschung fällt immer wieder das Stichwort von der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Unternehmen schaffen nicht genügend Möglichkeiten, flexibel zu arbeiten, so die Studienautoren.
Hoppenstedt wollte wissen, wie die Lage in den einzelnen Bundesländern aussieht. Hier fassen die Studienautoren die Zahlen für mittleres Management und Top-Ebene zusammen. Demnach liegen Berlin und Brandenburg vorn. In beiden Bundesländern beträgt der Frauenanteil 23 Prozent.
In Westdeutschland führt Bayern
Insgesamt liegen die ostdeutschen Bundesländer leicht vor den westdeutschen. Der Unterschied beträgt zweieinhalb Prozentpunkte. "Schlechtestes" neues Bundesland ist Thüringen mit einem Frauenanteil von 21 Prozent. Das ist immer noch ein Prozent über dem Bundesdurchschnitt.
Unter den westdeutschen Ländern führt Bayern mit ebenfalls gut 21 Prozent Frauenanteil im Top- und Mittel-Management. Rheinland-Pfalz und das Saarland sind fast gleichauf.
Schlusslichter sind Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. In Niedersachsen beträgt der Frauenanteil nur knapp 18 Prozent.
Darüber hinaus fragt die Studie nach der Situation weiblicher Führungskräfte in kleinen, mittleren und großen Unternehmen. Hierbei ging es ausschließlich um Frauen im Top-Management, nicht auch auf der mittleren Ebene.
Hoppenstedt vergleicht die Zahlen der Jahre 2006 bis 2012. Wie die Entwicklung zeigt, gibt es nur bei den großen Unternehmen der IT-Branche einen Fortschritt: Hatten dort 2006 nur 3,6 Prozent Frauen gearbeitet, sind es aktuell 5,2 Prozent. In mittelgroßen Firmen stagniert der Anteil um sechseinhalb Prozent, in kleinen Firmen um acht Prozent.
Hoppenstedt kommentiert: "Das selbstgesteckte Ziel des Branchenverbandes Bitkom, den Frauenanteil im Top-Management bis 2020 auf knapp 17 Prozent zu steigern, liegt also noch in weiter Ferne und benötigt starke Strategien zur Umsetzung."
Prognose von McKinsey
Glaubt man den Beratern von McKinsey aus Düsseldorf, wird die Zukunft weiblicher: Acht von zehn deutschen Unternehmen investierten in die Förderung von Frauen. Das geht aus der McKinsey-Analyse "Women Matter" hervor. Diese bezieht sich nicht explizit auf die IT-Branche, sondern geht durch alle Industrien. 2011 seien 16 Prozent der neu besetzten DAX-Vorstände weiblich gewesen, berichten die Consultants.