Laut Statistischem Bundesamt gab es 2020 in Deutschland mehr als 94.000 IT-Firmen. Diese erwirtschafteten nicht nur knapp 95 Milliarden Euro Umsatz, sondern beschäftigten auch eine Million Mitarbeiter. Dennoch sind nur so große Player wie SAP, Software AG oder Deutsche Telekom international bekannt, die meisten anderen IT-Unternehmen segeln oft unter dem Radar.
Das ist schade, denn obwohl ihre Produkte und Services nicht so weit verbreitet sind, müssen sie sich vor den großen Playern keineswegs verstecken. Hinzu kommt mit Blick auf die Digitale Souveränität, dass in der Regel deutsche Server-Standorte vorhanden sind und GDPR oder andere Regularien strikt eingehalten werden.
Hidden IT-Champions in Deutschland
Hier eine Übersicht über deutsche Hidden IT-Champions in ungeordneter Reihenfolge, die kontinuierlich erweitert wird.
Aleph Alpha
Angesichts des Boheis um OpenAIs ChatGPT, Google Bard oder Metas LLaMA wird häufig vergessen, dass auch in Europa viel Forschung rund um Künstliche Intelligenz betrieben wird. Hier sticht insbesondere das 2019 gegründete Heidelberger Startup Aleph Alpha hervor. Zwar ist es mit rund 50 Mitarbeitern geradezu verschwindend klein im Vergleich zur US-Konkurrenz.
Unabhängige Performance Benchmarks zeigen jedoch, dass sich die Luminous-Modelle nicht vor der Konkurrenz verstecken müssen. Bei Sprachen wie Französisch, Deutsch, Italienisch und Spanisch weist Luminous sogar eine größere Trainingsbasis auf. Inzwischen hat HPE eine - nicht exklusive - Kooperation mit Aleph Alpha (HPE GreenLake for LLMs) angekündigt, auch die Software AG bietet als Alternative zu ChatGPT eine Lumious-Programmierschnittstelle für ihre webMethods.io iPaaS an.
DeepL
Ebenfalls im KI-Umfeld unterwegs ist die Kölner DeepL SE, mit einer Marktbewertung von über einer Milliarde Dollar eines der wenigen Unicorns unter den deutschen Startups. Das 2017 gegründete Unternehmen mit inzwischen mehr als 400 Mitarbeitern ist bekannt für seinen gleichnamigen Übersetzungsdienst.
DeepL Translate schneidet in den meisten Vergleichen mit anderen Übersetzungs-Tools am besten ab, lediglich bei der Sprachauswahl ist es mit aktuell 29 Sprachen etwa Google Translate (120 Sprachen und Dialekte) unterlegen. Außerdem forciert DeepL derzeit seine Bemühungen, Nutzer der Gratisversion durch eine Beschränkung der maximalen Zeichenzahl zur Buchung eines Bezahl-Abos zu bewegen. Mit DeepL Write haben die Kölner außerdem einen KI-Schreibassistenten für Deutsch und Englisch eingeführt, der Stil und Grammatik von Texten verbessern soll.
Celonis
Inwieweit das mit knapp 13 Milliarden Dollar bewertete und damit wertvollste deutsche Startup Celonis noch ein Geheimtipp ist - darüber kann man sicher diskutieren. Unbestritten ist allerdings, dass sich das Münchner Unternehmen in gut zehn Jahren von einem studentischen Beratungsprojekt der TU München zu einem führenden Anbieter von Lösungen für Process Mining und Execution Management entwickelt hat.
Das Team setzt dabei nicht nur auf organisches Wachstum, sondern hatte unter anderem im März 2022 den Konkurrenten PAF übernommen, um sich besseren Zugang zur Microsoft-Welt zu verschaffen. Wettbewerber sind unter anderem SAP, die Software AG und IBM.
Vitero
Vitero, kurz für Virtual Team Room, bietet mit Inspire eine Web-Konferenz-/Virtual-Classroom-Lösung an, die unter anderem von so namhaften Unternehmen und Organisationen wie ADAC, Lufthansa, Sparkasse, RWE oder der Volkswagen Gruppe (Audi, Seat, Volkswagen) eingesetzt wird.
Das 2004 gegründete Spin-Off des Fraunhofer IAO wurde auch bereits mehrfach mit teils prominenten Preisen ausgezeichnet, etwa dem TOP100-Award als Top-Innovator 2022 oder - zusammen mit Daimler Truck - den eLearning Award 2023 als Auszeichnung für das Siegerprojekt "C-Sales Truck 3.0" in der Kategorie Hybrides Lernen.
Personio
2015 gegründet, ist Personio mittlerweile mit einer Bewertung von 8,5 Milliarden Dollar eines der wertvollsten Einhörner in Deutschland. Kernprodukt des Münchner Unternehmen mit 1.700 Mitarbeitern ist eine gleichnamige Personalsoftware-Suite aus der Cloud, die verschiedene Aufgaben wie Personalverwaltung, Talent Management oder Entgeltabrechnung abdeckt. Zu den rund 10.000 Kunden mit insgesamt über 1.000.000 Beschäftigten gehören insbesondere kleinere und mittelgroße Betriebe.