User Rating statt SLA

Woran die Leistungskontrolle von Apps krankt

29.08.2012 von Werner Kurzlechner
Klassische Anwendungen und mobile Apps sind laut Aberdeen grundverschieden - beim Performance Management vernachlässigten jedoch viele Firmen diesen Umstand.
Aberdeen-Analyst Jim Rapoza: "Letztlich ist die Zufriedenheit der End-User die einzige Metrik, die wirklich zählt."
Foto: Aberdeen

Jeder vierte User verlässt eine mobile Applikation, sobald sich die Abläufe um drei Sekunden verzögern. Das hat die Aberdeen Group in einer aktuellen Studie ermittelt. Die Analysten ziehen daraus den Schluss, dass Anwender von Mobile Application Performance Management vor allem auf die Zufriedenheit der Nutzer als zentralen Erfolgsindikator achten sollten.

„In unserer Studie liefern die Firmen, die die besten Resultate bei der Mobile Application Performance erzielen, ihren End-Usern ein gutes Erlebnis mit den mobilen Apps“, so Studienautor Jim Rapoza. Der konkrete Zusammenhang ist frappierend: Fast 60 Prozent der Vorreiter berichten von einer extrem oder sehr hohen Zufriedenheit der User; in der Gruppe der durchschnittlichen Unternehmen gilt das nur für vier Prozent.

Nutzerbewertungen als neue Bemessungsgrundlage

Vier Kriterien nutzte Aberdeen, um das Fünftel der erfolgreichsten Firmen herauszufiltern: die Zahl an Beschwerden durch die Nutzer, die Verbreitung mobiler Apps im Unternehmen, die Mitarbeiterzufriedenheit und die Zufriedenheit der Kunden mit der Performance mobiler Apps.

Als Problemfeld arbeitet Aberdeen heraus, dass im Vergleich zum Performance Management für traditionelle Applikationen bei den mobilen Apps andere Key Indidactors zur Bewertung herangezogen werden. Während bei den klassischen Anwendungen fast 90 Prozent der Anwender die Reaktionszeit der Applikation oder das durch Service Level Agreements (SLAs) definierte Niveau heranziehen, ist das bei den mobilen Apps nur zu 57 und 53 Prozent der Fall. Stattdessen nutzen die Anwender hier fast durch die Bank die User-Ratings im App-Store und eine Social-Trend-Analyse.

„Der bevorzugte Weg beim Tracking von Performance und User-Experience mobiler Apps basiert darauf, Probleme der Nutzer erst nach dem Einsatz der App zu entdecken“, kritisiert Rapoza. „Idealerweise sollte ein Unternehmen in der Lage sein, Probleme bei ihren Apps zu finden, bevor die Nutzer negative Tweets senden oder Verrisse im App-Store posten.“

54 Prozent planen Projekt

Ein empfehlenswertes Mittel dazu sind wirksame Tests während der Entwicklungsphase. Laut Studie planen 42 Prozent der Befragten Performance-Tests für diesen Zeitraum, 35 Prozent Funktionalitäts-Tests. Daneben wollen jeweils etwa 40 Prozent ihre mobilen Apps redesignen und optimieren sowie existierende Anwendungen in mobile Apps konvertieren. Ein Drittel gibt an, mobile Apps auf Basis von User-Erfahrungen verbessern zu wollen.

Alles in allem ist es nur eine überschaubare Minderheit, die Performance Management für ihre mobilen Anwendungen bereits implementiert hat. Implementierungspläne für die kommenden drei Jahre liegen laut Aberdeen aber in vielen Firmen in der Schublade.

Aktuell verfügen nur 30 Prozent über Infrastruktur und Strategie zur Steuerung der Mobile Application Performance, 54 Prozent wollen in Zukunft in diesem Feld aktiv sein.

Als größte Herausforderungen macht Aberdeen drei Problemfelder aus. 51 Prozent nennen die Unterschiedlichkeit der mobilen Endgeräte und Betriebssysteme als Schwierigkeit. 48 Prozent der Firmen fehlt es an Tools, um die Performance mobiler Apps messen, beobachten und testen zu können. 43 Prozent beschreiben die mobile Entwicklung als komplex.

„Wenn ein Unternehmen bei Application Performance Management und beim User Experience Monitoring auf veraltete Methoden und Tools setzt, wird es feststellen, dass diese älteren Tools Mobile Application Performance nicht in gleicher Weise adressieren wie traditionelle Anwendungen“, moniert Aberdeen.

Vier Tipps von Aberdeen

Analyst Rapoza gibt den Anwendern vier Ratschläge mit auf den Weg: Erstens müssten die Unterschiede zwischen klassischen Applikationen und mobilen Apps verstanden werden – es handle sich um komplett unterschiedliche Gestalten. Zweitens sollte nicht abgewartet werden, bis sich die Nutzer beschweren. Drittens sollten möglichst sofort Maßnahmen ergriffen werden, viertens müssten die User im Mittelpunkt aller Anstrengungen stehen. „Letztlich ist die Zufriedenheit der End-User die einzige Metrik, die wirklich zählt“, heißt es in der Studie.

Die Studie „First Class Mobile Application Performance Management“ ist bei Aberdeen Research erhältlich.