CIOs stehen heute mehr denn je in der Verantwortung, einen nachhaltigen Wertbeitrag für Unternehmen zu liefern und die IT auf Geschäftsziele und -prozesse ausrichten. Zwar wird in Unternehmen die Bedeutung von IT-Governance als hoch eingeschätzt, doch offenbar bleibt die Umsetzung entsprechender Initiativen bisher oft hinter dem Anspruch zurück.
Das legen jedenfalls die Ergebnisse der Studie "IT-Governance in der Unternehmenspraxis" nahe, die das Beratungsunternehmen Horváth & Partners Management Consultants und das Institute of Research on Information Systems (IRIS) der EBS Business School durchgeführt haben.
Bei IT Governance fehlt es am Reifegrad
68 Prozent der Befragten beurteilen den Stellenwert von IT Governance in ihrem Unternehmen als sehr hoch oder hoch. Allerdings lässt der Reifegrad noch zu wünschen übrig. Diesen bezeichnen 68 Prozent als durchschnittlich oder niedrig und lediglich 27 Prozent als sehr hoch oder hoch.
Naturgemäß beurteilen CIOs und IT-Verantwortliche den von der IT geleisteten Wertbeitrag für das Business besser als die Fachbereiche. Letztere sehen hier noch Verbesserungsbedarf. Allerdings deuten die Studienergebnisse darauf hin, dass ein hoher IT-Governance-Reifegrad sich positiv auf die Unternehmensperformance auswirkt.
Jedoch sei, so die Autoren, aufgrund der geringen Fallzahl keine verallgemeinerbare Schlussfolgerung möglich.
Mehr Transparenz in IT-Prozesse und -Kosten bringen
Für 64 Prozent der Befragten liegt das Hauptziel von IT-Governance-Projekten darin, eine transparente Sicht auf die IT-Prozesse und Kosten zu schaffen. Gleichzeitig soll der Wertbeitrag der IT für das Business gegenüber den Fachbereichen deutlicher herausgestellt werden.
60 Prozent wollen mit Hilfe von IT Governance vorhandene Ressourcen zielgerichteter einsetzen, 56 Prozent den IT-Einsatz durch optimierte Services und Kosten effizienter machen und 52 Prozent einen höheren geschäftlichen Nutzen erzielen. Ein Fünftel sieht das Hauptziel von IT Governance darin, IT-Risiken zu verringern und Compliance-Anforderungen zu erfüllen.
Mehr als drei Viertel der Befragten verstehen IT-Governance als Instrument zur Steuerung der Unternehmens-IT, wobei 60 Prozent diese Steuerungsfunktion als ganzheitliche verstehen. IT Governance bildet quasi das Rahmenwerk, um gemäß der IT-Strategie die Leitplanken für den IT-Einsatz festzulegen. Sie dient zugleich als Brücke zwischen IT-Strategie und operativem IT-Management.
44 Prozent sind der Meinung, dass IT-Governance dazu da ist, Verantwortlichkeiten und Regeln, und jeweils 40 Prozent der Ansicht, Prozesse und Strukturen verbindlich festzulegen.
Als konkrete Handlungsfelder nennen die Umfrageteilnehmer Stichworte wie Kostenverteilung (28 Prozent), Ressourcen-Management und Standardisierung (24 Prozent) und Business-IT-Alignment (20 Prozent).
Dokumentation mit ITIL, Cobit und Co.
Bei der Mehrheit der Firmen (58 Prozent) sind die IT-Governance-Vorhaben dokumentiert. Häufig werden außerdem bewährte Regelwerke und Standards eingesetzt. 63 Prozent verwenden zur Dokumentation ITIL, 37 Prozent Cobit und 26 Prozent setzen andere Methoden ein, etwa Togaf.
Die größte Herausforderung, um IT-Governance in der eigenen Firma zu etablieren, liegt für 48 Prozent der Befragten in einer klaren Abgrenzung der Verantwortlichkeiten zwischen der IT-Organisation und den Fachbereichen. Jeweils 28 Prozent sehen diese darin, die Fachbereiche zur Mitarbeit zu bewegen sowie in einer fehlenden Veränderungsbereitschaft. Immerhin 16 Prozent sind der Auffassung, dass sie für IT Governance zu wenig ausreichend qualifiziertes Personal haben.
An der Studie "IT-Governance in der Unternehmenspraxis", für die 28 IT-Führungskräfte interviewt wurden, haben insgesamt 19 Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden teilgenommen. 46 Prozent der Umfrageteilnehmer waren CIOs oder IT-Leiter, 14 Prozent IT-Gruppenleiter, jeweils elf Prozent IT-Programmleiter sowie COO und sieben Prozent Direktor für IT Governance.