Wer nicht zuhören kann, sieht das Ende seiner Ehe vielleicht gar nicht kommen - oder das Ende seiner Karriere. Zuhören, schreibt Bernhard T. Ferrari in McKinsey Quarterly, sei das sicherste und effektivste Mittel für Führungskräfte, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Das allerdings verlieren viele Top-Manager aus dem Blick, weil sie viel öfter daran arbeiten, ihre eigene Sicht und Meinung besser zu vertreten.
Fürs bessere Zuhören gibt Ferrari ausführlich Tipps. Wir aber wollen wissen: Woran erkennt man einen schlechten Zuhörer? Sechs Typen identifiziert Ferrari, der einst das New Yorker Büro der Unternehmensberatung leitete und heute seine eigene Beratungsfirma führt.
Zu sehr von sich selbst überzeugt
1. Der Starrkopf will eigentlich nur seine eigene Meinung bestätigt hören. Auch wenn er scheinbar genau zuhört, bereitet er sich dabei im Stillen vor allem auf die nächste, eigene Antwort vor. Vielleicht meint er es sogar gut, doch schüchtert er seinen Gesprächspartner vor allem ein und zerstört immer wieder gute Ideen.
2. Der Trotzkopf hat gar keine Lust aufs Zuhören, weil alle anderen Meinungen ohnehin nicht gelten. Das lässt er seine Mitarbeiter spüren. Es kostet Kraft, zu ihm durchzudringen - und den meisten seiner Kollegen fehlt dafür irgendwann die Kraft. Oder einfach die Lust.
3. Der Prologist hört sich selbst am liebsten reden. Seine Fragen sind eigentlich schon Antworten, dauern gerne ein paar Minuten. Mit subtilen Anmerkungen, ja Warnungen, bringt er seine Gesprächspartner dazu, ihm genau die Antwort zu geben, die er hören will - weil er zum Beispiel ein neues Konzept für den Vorstand abgenickt haben will. Das ist kurzsichtig gedacht, erstickt er so doch jede konstruktive Kritik im Keim. Er sieht den Balken im eigenen Auge nicht und fällt irgendwann einmal gefährlich auf die Nase.
Der Wunsch nach Anerkennung
4. Der Wort-im-Mund-Herumdreher redet viel, ohne etwas zu sagen. Er denkt nicht vorm Sprechen, sondern dreht und wendet seine Argumente während seiner Monologe. Selten treibt er damit aber eine Diskussion voran. Gerne nutzt er die Gedanken anderer, um seine eigenen Vorurteile zu unterstreichen. Es beschleicht einen das Gefühl, dass er einem die Worte permanent im Mund herumdreht.
5. Die Antwort-Maschine hat schon die Lösung parat, bevor man sich überhaupt auf das Problem geeinigt hat. Er ist kein Rechthaber, ihn treibt der Wunsch nach Anerkennung.
6. The Great Pretender ist ein großer Schauspieler vor dem Herrn und vor seinen Kollegen. Er hängt ihnen an den Lippen, nickt zustimmend, setzt sein gewinnendstes Lächeln auf und signalisiert: Ich höre Dir zu und bin auf Deiner Seite. Von wegen! McKinsey-Autor Ferrari kannte einen CEO, der sich genau so verhielt - am Ende aber nichts von dem tat, worauf man sich im Gespräch geeinigt hatte.