iPhone-Preview: Die nächste Generation

Worauf sich iPhone-Nutzer freuen

27.03.2012 von Volker Riebartsch
Traditionell stellt Apple im iPad neue Technologien vor, die im Sommer auch im nächsten iPhone-Modell verbaut werden. Wir tragen zusammen, worauf sich iPhone-Nutzer schon jetzt freuen können.

Bereits bei der Vorstellung des ersten iPad fanden Benutzer einige Neuerungen und technische Details, die dann ein paar Monate später im iPhone 4 auftauchten. Ein Beispiel war seinerzeit die Einführung der Micro-SIM, die seit dem iPad der ersten Generation auch in allen iPhone-Modellen Verwendung findet.

Einige der zahlreichen Neuerungen des am 7. März vorgestellten iPad (dritte Generation) werden sich mit Sicherheit auch im für den Sommer erwarteten neuen iPhone wiederfinden. Wie bei der Einführung der Micro-SIM seinerzeit beim Ur-iPad hat Apple inzwischen eine Marktmacht, die die Industrie zwingt, neue Standards schnell anzubieten. Mussten iPad-Nutzer der ersten Stunde ihre Standard-SIM-Karte noch für das iPad beschneiden, gab es bei Verfügbarkeit des iPhone 4 im folgenden Sommer die kleinen SIM-Karten bei allen wichtigen Anbietern.

iPhone statt iPhone 5

Eine nichttechnische Änderung, die jetzt mit dem iPad eingeführt wurde, betrifft die Namensgebung. Wie auch beim iPod Touch oder den Notebooks von Apple wird das kommende iPhone im Sommer schlicht iPhone heißen, genauer iPhone (sechste Generation). Beim iPhone 3G (das zweite Modell) wies der Namenszusatz auf die Unterstützung von UMTS (3G) hin, der Nachfolger bekam ein "S" angehängt, hierzulande für "schnell". Spätestens beim iPhone 4S zeigte sich, dass die Namensgebung auch ihre Schattenseiten hat. Beobachter hatten den Namen iPhone 5 erwartet, man war enttäuscht.

Technisch gesehen bietet das iPhone 4S derart viele Neuerungen gegenüber dem Vormodell, dass der Name iPhone 5 schon hier gerechtfertigt wäre, die Verkaufsrekorde des Modells unterstreichen das weiter. Diese durch die Namensgebung ausgelöste Problematik wird im Sommer für das iPhone sicher nicht mehr bestehen.

World-iPhone

Viele Beobachter hatten bereits im iPhone 4S die Unterstützung des neuen Datenkommunikationsstandards LTE (Long Term Evolution) erwartet - er kam bekanntlich erst mit dem gerade vorgestellten iPad. Im Herbst des vergangenen Jahres waren weder die Netzbetreiber so weit, noch lagen geeignete LTE-Chips in Mengen vor, die nicht zudem den Akku des iPhone in kurzer Zeit leergesaugt hätten.

Die (von Apple) veröffentlichten Zahlen zur Akkulaufzeit des neuen iPad sagen aus, dass die Nutzung von LTE die Batterie nur rund zehn Prozent extra belastet, statt zehn Stunden Laufzeit gibt es "nur" neun. Trifft das zu, wird die Technologie im nächsten iPhone verbaut. Wer sich dann hier im Sommer ein neues iPhone kauft, kann fast in der ganzen Welt einfach online gehen. Wird LTE dort unterstützt, wo sich der Benutzer aufhält, kann er rasend schnell surfen, alternativ per UMTS, EDGE oder GPRS. Versehen mit einem entsprechenden Chip, unterstützt das iPhone dann wie jetzt das iPad Wi-Fi + 4G unterwegs alle wichtigen Kommunikationsstandards.

Bis zum Sommer werden sich auch die hiesigen Mobilfunkanbieter beeilen, das LTE-Netz auszubauen. iPhone-Kunden werden dann bei Vodafone, Telekom und O2 einen entsprechenden Datentarif buchen können. Allerdings ist LTE aktuell noch weit davon entfernt, flächendeckend angeboten zu werden.

Prozessor und Speicher

Noch Stunden vor der Präsentation des neuen iPad hatten die Gerüchteseiten spekuliert, ob ein neuer A6-Prozessor mit vier Kernen zum Einsatz käme. Apple hat sich stattdessen für den speziell entwickelten Dual-Core-Chip A5X SOC (System-on-a-Chip) mit niedrigem Stromverbrauch und Quad-Core-Grafik entschieden. Das neue Retina-Display mit seiner gewaltigen Anzahl an Pixeln profitiert von den vier Kernen des integrierten Grafikchips, für alle anderen Operationen reicht die Performance der zwei Kerne in der CPU locker.

Die Diskussion um den Vorteil von Vierkernprozessoren, die bei einigen Android-Geräten bereits Verwendung finden, erinnert stark an die Diskussion vergangener Jahre um Taktraten bei PCs. Während Apple die Prozessoren selbst entwickelt und auf das aktuelle iOS und seine Geräte abstimmen kann, sieht das in der Android-Welt gänzlich anders aus. Das Betriebssystem muss die Hardware diverser Hersteller, unterschiedliche Prozessoren und Bauteile unterstützen. Der dadurch benötigte Overhead kann in einem Android-Gerät die Power von vier Kernen gut gebrauchen, um die gewünschte Arbeitsgeschwindigkeit zu bieten.

Benutzer eines iPhone 4S mit dem Zweikernprozessor A5 surfen zum Beispiel bis heute schneller als Benutzer mit einem Android-Smartphone mit vier Kernen. Da bei Apple "alles aus einer Hand kommt", ist die Optimierung von Chiptechnologie, Betriebssystem und Apps wesentlich effizienter. Ein Nachteil eines Vierkernsystems ist nämlich noch sein Stromhunger, fatal an einem Mobiltelefon, das nur über eine kleine Batterie verfügen kann.

Bis zum Sommer sollte Apple weiter am A6-Prozessor mit vier Kernen arbeiten und diesen in puncto Leistung/Stromverbrauch optimieren. Da in den iOS-Versionen neben dem im neuen iPad verbauten Prozessor auch der A6 schon zu finden ist, dürfte der im nächsten iPhone verbaut werden.

Bereits für das iPhone 4S wurde auch die Erhöhung des Hauptspeichers von 512 Megabyte auf ein Gigabyte erwartet, das sollte dann im kommenden iPhone passieren. Aktuell wird es beim iPhone manchmal eng, wenn auch im Hintergrund aktive Apps Ressourcen benötigen.

Design, Schnittstellen und mehr

Beim Design und den Schnittstellen könnte Apple alles beim Alten lassen oder ein leicht modifiziertes Design ausprobieren. Während Samsung bei seinen Android-Modellen immer größere Displays nutzt, dürfte und sollte aber Apple bei der aktuellen Displaygröße bleiben.

Das iPhone ist einfach mit einer Hand zu bedienen, wer Bücher lesen oder Filme genießen will, soll zum iPad greifen. Auch bei den Materialien Stahl, Aluminium und Glaskeramik dürfte sich wenig ändern. Tolle Designstudien wie die von Ciccaresedesign (siehe linke Seite, www.ciccaresedesign.com) könnten allerdings Wirklichkeit werden. Ob sich Apples Designabteilung für eine andere Form entscheidet, bleibt dabei natürlich abzuwarten.

Während im neuen iPad der Chip A5X SOC (System-on-a-Chip) Verwendung findet, dürfte das kommende iPhone einen Vierkern-A6-Chip verpasst bekommen.
Foto: iFixit

Viele Auguren der Szene wollen Anzeichen für einen Wechsel weg vom 30-Pin-Dock-Connector sehen. Wir halten das für wenig wahrscheinlich. Zum einen ist haufenweise zum Teil teure Peripherie im Markt, das würde Kunden verärgern. Zum anderen und noch wichtiger ist bei der Überlegung die Tatsache, dass technisch nichts für einen Wechsel spricht. Die aktuelle Schnittstelle ist absolut ausreichend für alle Jobs, bei denen eine Verbindung mit Rechnern oder Peripherie herzustellen ist.

Außerdem geht spätestens seit iCloud, Airplay und Bluetooth 4 die Bedeutung einer Schnittstelle zurück. Alle iOS-Geräte können ohne einen Rechner auskommen, Tendenz steigend. Mit LTE steht zudem auch fernab eines Wi-Fi-Netzwerks in Zukunft eine schnelle Verbindung ins Internet von unterwegs zur Verfügung, die sogar größere Datendownloads einfach macht.

iOS 6, Apps und Siri

Während die bisher mit einem neuen iPad jeweils vorgestellten Zwischenupdates des iOS signifikante neue Funktionen zur Verfügung stellten, ist das bei iOS 5.1 nicht der Fall. Hier wird der nächste große Sprung im Sommer mit iOS 6 und dem neuen iPhone kommen. Vermutlich wird Apple die Abnabelung vom Rechner weiter vorantreiben. So benötigt jetzt schon dank der neuen App iPhoto niemand mehr einen Rechner zur Bearbeitung von Fotos. Mit Apples iMovie gibt es schon länger die iOS-Version für Videoschnitt.

Der intelligente Sprachassistent Siri hat seinen Weg auf das neue iPad als Diktierlösung gefunden. Entwickler von Spracherkennungssoftware sind darauf angewiesen, große Mengen an (Sprach-)Daten zu sammeln, um die Lösung zu verbessern. Mit dem iPad wird Siri jetzt noch mehr Daten seiner Benutzer sammeln und auswerten können. Damit können die Entwickler Siri schneller verbessern. Zur Vorstellung des nächsten iPhone sollte Siri der Betatest-Phase entwachsen und nicht nur wesentlich verbessert sein, sondern auch noch mehr Sprachen unterstützen. (Macwelt)