Freiberufler erkennen offensichtlich mehr als festangestellte Mitarbeiter die hohe Bedeutung von Teamarbeit und Vernetzung, um Wissensarbeit produktiv zu gestalten. So lautet eines der zentralen Ergebnisse einer Studie des Personaldienstleisters Hays, für die festangestellte und freiberufliche Wissensarbeiter befragt wurden. In einzelnen Punkten, so die Studienauswertung, unterscheiden sich die Haltungen und Auffassungen der beiden Gruppen erheblich.
1 . Festangestellte sind überzeugter von der Position von Wissensarbeitern: Unter anderem bei der Stellung der Wissensarbeiter im Unternehmen unterscheiden sich die Antworten der beiden Gruppierungen. Freiberufler betrachten sie wesentlich kritischer als festangestellte Wissensarbeiter. Mehr als zwei Drittel der Freelancer vertreten die Ansicht, dass Wissensarbeiter in den Unternehmen keine herausgehobene Position haben. Unter den Kollegen mit festem Arbeitsvertrag denken dies nur 49 Prozent.
Freiberufler sehen ihr Tun nicht als Notnagel
2. Hohes Selbstbewusstsein bei Freiberuflern: Die große Mehrheit der Freelancer versteht ihr Beschäftigungsverhältnis nicht als Notnagel. Eine Festanstellung hält nur jeder Fünfte von ihnen für denkbar. Auch das Selbstbewusstsein ist unter Freiberuflern hoch: Fast drei Viertel (72 Prozent) von ihnen sind sich sicher oder teilweise sicher, aufgrund ihrer Qualifikation immer ein attraktives Projekt zu finden. Auf der anderen Seite wären 60 Prozent der Festangestellten wechselwillig, wenn sie sich bei einem neuen Arbeitgeber weiterentwickeln könnten. 40 Prozent von ihnen denken über Freiberuflichkeit nach.
3. Weniger Routine bei Freiberuflern: Unternehmen engagieren Externe, um Know-how-Lücken zu schließen - weniger für die Erledigung administrativer Tätigkeiten: Freiberufler sind wesentlich seltener mit Routineaufgaben (34 Prozent) beschäftigt als Festangestellte (55 Prozent). Darüber hinaus arbeiten Freelancer projektorientierter als die Kollegen mit festem Vertrag (53 versus 33 Prozent).
4. Freiberufler weniger selbstbestimmt: 56 Prozent von ihnen betonen, Selbstbestimmung sei ein sehr wichtiges Kriterium für ihre Entscheidung zur Freiberuflichkeit gewesen. Als vollständig erfüllt betrachtet dies aber nur jeder Dritte. Was überrascht: Während 62 Prozent der festangestellten Wissensarbeiter nach eigenen Angaben selbst bestimmen, wo und wann sie arbeiten, fällt dieser Anteil bei Freiberuflern mit 42 Prozent wesentlich geringer aus. Die Studienautoren begründen das damit, dass das Kontrollbedürfnis der Arbeitgeber bei Freelancern wohl deutlich ausgeprägter ist als bei Festangestellten.
Freiberufler haben größere Social-Media-Affinität
5. Freiberufler vernetzen sich häufiger über soziale Netzwerke: Festangestellte Wissensarbeiter vernetzen sich vor allem bei Konferenzen (69 Prozent) und Messen (44 Prozent), nur jeder Fünfte nutzt dafür soziale Netzwerke. Freelancer vernetzen sich etwa gleich intensiv bei Konferenzen und über Social Media (58 bzw. 56 Prozent).
6. Freiberufler bewerten gemischte Teams positiver: Sowohl festangestellte als auch freiberufliche Mitarbeiter halten die Zusammenarbeit in gemischten Teams für produktivitätsfördernd. Freiberufler bewerten sie noch positiver als Festangestellte (86 versus 62 Prozent). Für eine effektive Integration halten 89 Prozent der Freelancer die Einbindung in die Kommunikationsstruktur ihrer Kunden für sehr wichtig oder wichtig. Tatsächlich fühlen sich 26 Prozent aktuell vollständig eingebunden, 46 Prozent überwiegend eingebunden.
Im Fazit der Studie heißt es: Unternehmen benötigten Freiberufler, um Know-how-Lücken zu schließen. Sie tun sich nach Ansicht von Hays aber schwer damit, ihnen selbstbestimmtes Arbeiten zuzugestehen und sie in die Kommunikationsstrukturen zu integrieren.
Für die Studie hat der Personaldienstleister Hays 309 festangestellte und 272 freiberufliche Wissensarbeiter nach ihrem Selbstverständnis und ihrem Arbeitsumfeld befragt. Diese Umfrage bildet den zweiten Teil des Studienprojekts "Wissensarbeiter und Unternehmen im Spannungsfeld". Im ersten Teil wurden zehn Wissenschaftler, Berater und Knowledge-Management-Verantwortliche zum Thema befragt.