Laut dem von Regus veröffentlichten Work-Life-Index zum Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben liegt Deutschland weit unter dem internationalen Durchschnitt. Während das weltweite Ländermittel 124 Punkte beträgt, erreicht Deutschland nur 95. Genau wie zwei Jahre zuvor bildet Deutschland damit das Schlusslicht im weltweiten Vergleich. In Bayern und Hamburg sind die Angestellten im Deutschlandvergleich am zufriedensten mit dem Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben.
Weltweit bewerten Angestellte aus Mexiko, Brasilien und China ihre Work-Life-Balance mit den besten Noten. Die Studienautoren vermuten, dass das Thema nun bei starkem wirtschaftlichem Wachstum wichtiger genommen wird. In Brasilien etwa hat sich der Work-Life-Index seit 2010 um 45 auf 151 Punkte erhöht. Das Ergebnis bedeutet nicht, dass Deutsche tatsächlich die schlechteste Work-Life-Balance haben. Vermutlich liege man auf dem letzten Platz, weil die Menschen hierzulande sehr hohe Standards erwarten, heißt es in der Studienauswertung.
Die Work-Life-Balance der Deutschen ist in den letzten Jahren nicht in den Keller gerutscht, im Gegenteil: Die Zufriedenheit mit dem Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben erhöhte sich hierzulande seit 2010 um 61 Prozent. Diese Entwicklung sei zum Großteil auf die entspanntere Wirtschaftslage zurückzuführen, heißt es in der Auswertung von Regus. 64 Prozent aller Angestellten in Deutschland haben Freude an ihrer Arbeit, weltweit sind es 69 Prozent. Fast die Hälfte der Befragten aus Deutschland ist mit der Zeit zufrieden, die sie zuhause verbringen oder für persönliche Zwecke nutzen kann (48 Prozent). Weltweit sprechen 59 Prozent der Umfrageteilnehmer von einer solchen Zufriedenheit.
Macht produktiver
Die Mehrheit (77 Prozent) der Befragten aus Deutschland gibt an, effektiv mehr Arbeit zu erledigen als noch 2010. Weltweit liegt dieser Prozentsatz bei 74 Prozent. Die Studienautoren sehen dies als eine Bestätigung dafür, dass es zwischen einem ausgeglichenen Verhältnis von Berufs- und Privatleben und produktivem Arbeiten einen Zusammenhang gibt. Der Work-Life-Index bestätige damit, dass ein harmonisches Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben auch für das Unternehmenswachstum von wesentlicher Bedeutung ist, so Regus.
Auch einen Zusammenhang zwischen der Unternehmensgröße und dem Work-Life-Index entdeckten die Autoren: Kleinere Firmen weisen mit durchschnittlich 130 Punkten einen höheren Work-Life-Index auf als größere Unternehmen, deren Mittelwert bei 109 liegt. Im Vergleich zu 2010 hat sich die Work-Life-Balance in Unternehmen aller Größen verbessert, mit einem Anstieg um 27 Punkte hat sich der Index in kleinen Unternehmen am stärksten erhöht.
Work-Life-Balance beeinflusst Jobwahl
Mehr als ein Viertel der Angestellten (26 Prozent) sagt, dass deutsche Arbeitgeber darum bemüht sind, Pendelzeiten zu verkürzen. Zum Beispiel durch flexible Arbeitszeiten oder Home-Office-Angebote. Damit unternehmen knapp drei Viertel der Firmen keine Bemühungen. Fast jeder zweite Befragte aus Deutschland gibt in der Umfrage an, aktuell mehr Zeit außer Haus zu verbringen als noch 2010.
"Unternehmen, die Toptalente anstellen und halten wollen, sollten angesichts des dynamischeren Arbeitsmarktes nicht ignorieren, welch hohen Einfluss das Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben bei der Auswahl der Arbeitsstelle hat", so der Appell von Michael Barth, Deutschland-Geschäftsführer von Regus. Das bestätigen auch andere Studien: Kürzlich zeigte eine Umfrage unter Studierenden etwa, dass der jungen Generation die Work-Life-Balance deutlich wichtiger ist als beruflicher Erfolg, Leistung und Geld.
Initiator des Work-Life-Index ist Regus, ein Anbieter für flexible Arbeitsplatzlösungen. Für den Index wurden mehr als 16.000 Beschäftigte in mehr als 80 Ländern befragt. Dabei ging es um Aspekte der beruflichen Zufriedenheit, Ansichten der Befragten in Bezug auf das Gleichgewicht zwischen ihrem Berufs- und Privatleben sowie Daten zu Arbeitsstunden und Pendelzeiten. Die Umfrage wurde von Mindmetre durchgeführt und ausgewertet.