Wenn man wichtige Führungsqualitäten aufzählt, taucht Verletzlichkeit höchstwahrscheinlich nicht auf. Führungskräfte-Berater Patrick Lencioni bezeichnet das unserer Schwesterpublikation CIO.com gegenüber als eines der größten Probleme der heutigen Geschäftswelt.
Lencioni, der unter anderem das Buch "Getting Naked: A Business Fable About Shedding the Three Fears that Sabotage Client Loyalty" geschrieben hat, sagt: "Uns wird beigebracht, anderen nicht zu zeigen, dass wir ins Schwitzen geraten." Er rate zum Selbstbewusstsein, einen Fehler zuzugeben.
Es gibt drei Ängste, wegen denen wir uns vor Problemen drücken, sagt Lencioni. Die Angst, den Job zu verlieren, die Angst bloßgestellt zu werden und die Angst davor, sich minderwertig zu fühlen. Der Berater hat mit vielen CIOs zusammengearbeitet und die Erfahrung gemacht, dass sich ITler vor allem mit der dritten Angst plagen. "Ich kenne viele CEOs die mit kompetenten, sogar brillanten, CIOs zusammenarbeiten. Aber diese CIOs sind nicht in der Lage, Fehler zuzugeben."
Verletzlichkeit ist nicht mit Schwäche zu verwechseln, warnt Lencioni. Die Wichtigkeit, Fehler einzugestehen, versucht er CIOs an einem ihnen nahen Beispiel zu veranschaulichen: Sie würden schließlich auch von ihren Anbietern verlangen, dass diese Fehler zugeben.
Kathleen Fitzpatrick, CIO bei der internationalen Personalberatung Russell Reynolds Associates, sagt, dass sich ihr Verhältnis zum Business verbessert hat, seit offen über Fehler gesprochen wird. "Wenn wir und die Fachabteilungen über unsere Schwachstellen sprechen, werden wir zu engeren Partnern", sagt sie. Man teile die Risiken, um das Unternehmen gemeinsam voranzutreiben.
Das Scheitern zulassen
Fitzpatrick ermutigt ihre Mitarbeiter, bei Projektmeetings Probleme anzusprechen. "Ich sage ihnen immer wieder, dass man Hindernisse aus dem Weg räumen kann, wenn man rechtzeitig über Probleme spricht", sagt sie.
Die meisten Unternehmen werden sie nicht für einen Fehler bestrafen, sagt Führungskräfte-Berater Lancioni. Wer bei einem Fehler Angst um seinen Job haben muss, hat ganz andere Probleme, weiß er. Wenn ein Arbeitgeber keinen Raum zum Scheitern bietet, wäre es unwahrscheinlich, dass man dort jemals erfolgreich sein kann.