Die WWDC dreht sich um Software, insbesondere Apples vier Betriebssysteme. Doch stellte Apple in diesem Jahr zur Eröffnung seiner Entwicklerkonferenz auch Hardware ausführlich in den Mittelpunkt. Teilweise solche, die es erst in einem halben Jahr zu kaufen gibt. Was sonst noch auffällt: iOS zerfällt in zwei Betriebssysteme, eines für das iPhone und eines für das iPad. Das ist längst überfällig. Aber der Reihe nach unsere wichtigsten Notizen zu High Sierra, iOS 11, HomePod und alles andere.
Einstieg nach nur kurzem Präludium
Was wären wir ohne Apps? Ein witziges Video zu Beginn der Keynote macht es uns klar: Ein neuer Mitarbeiter im Apple-Rechenzentrum (mit Uralt-iPod ausgestattet, auf dem Christopher Cross läuft...) will seinen Zimmerbrunnen auf dem Schreibtisch platzieren und an die Stromversorgung anschließen – dafür nimmt er ein paar Server vom Strom – offenbar alle. In Folge bricht das gesamte App-Universum zusammen, die Apokalypse ist nah und Geschäftsmodelle aus Digitalien müssen sich plötzlich wieder ein analoges Pendant suchen. Nur ein ironischer Alptraum, gewiss, die Conclusio des kurzen Begrüßungsstreifen: Lasst und weiter Apps machen.
Und dafür ist man ja nach 15 Jahren wieder in San Jose zusammengekommen, so viele Entwickler wie nie zuvor. Der jüngste ist gerade mal zehn Jahre alt, die älteste 83. Es gibt viel zu erzählen, weswegen Tim Cook sich nicht mit den üblichen Updates zu Apples Geschicken aufhalten werde ("Alles ist okay"), meint er, sechs Ankündigungen sind es genau. Es geht los – beziehungsweise eher nicht – mit ...
tvOS
Der wichtigste und eigentlich einzige Punkt zuerst: Amazon Prime Video wird im "Laufe des Jahres" auf das Apple TV kommen, derartige Spekulationen hat es seit geraumer Zeit gegeben. "Wir sind so glücklich, Amazon willkommen zu heißen," sagt Tim Cook. Ansonsten werde tvOS aber aus dieser Veranstaltung ausgeklammert, später in diesem Jahr werde es Neuheiten dazu geben. Wir rechnen mit September oder Oktober – dann wäre die Hardware nach zwei Jahren auch wieder renovierungsbedürftig. Dafür gibt es Neues zu ...
watchOS
Was uns Kevin Lynch näher erläutert. Neue Zifferblätter sind dabei schon im erwartbaren Programm, ein wenig überraschend kommt nun auch ein speziell von der künstlichen Intelligenz Siri gespeistes Zifferblatt. Dieses zeigt immer die gerade relevanten Informationen an, etwa die nächsten Termine oder abends die Steuerung für die Home-Geräte. Neu ist auch ein Kaleidoscope-Ziffernblatt und nach Mickey und Minnie schaffen es auch nun die Toy-Story-Figuren Woody, Jess und Buzz in die Watch-Faces.
Die Aktivitäten-App soll auf dem Display der Uhr nun noch motivierender sein, Änderungen gibt es auch bei der App Training. Mit Hilfe einer neuen Schatfläche (+) lassen sich nun mehrere Workouts hintereinander ausführen, im Fitnessstudio soll die Apple Watch fortan auch mit den dortigen Maschinen kommunizieren, 80 Prozent der in Studios verbreiteten Geräte sollen dies unterstützen. Die Musik-App erlaubt nun ein einfacheres Scrollen durch Alben oder Playlists, das war bisher kein sonderlich großes Vergnügen.
Apple verknüpft einige der neuen Funktionen miteinander, so erscheinen etwa die Benachrichtigungen der Trainingsapp auch in dem Siri-Zifferblatt, die Musik lässt sich direkt aus der Sport-App steuern. watchOS 4 wird in Zukunft aber auch mit einer Vielzahl von neuen Sensoren an Tennisschlägern oder Surfbrettern arbeiten. Finale Version kommt im Herbst, Entwickler können es jetzt testen.
macOS 10.13 heißt High Sierra
Auf den Auftritt von Softwarechef Craig Federighi als erstes Comedy-Element haben viele gewartet, die Namenswahl für macOS 10.13 ist aber eher so naja. Die höchsten Gipfel der Sierra habe man gesucht, weil man das System noch weiter optimiert habe. Herausgekommen ist High Sierra (und nicht etwa Mount Whitney, der höchste der Gipfel. Das kann dann ja nächstes Jahr kommen).
Safari bekommt darin aktive Tracking-Unterdrückung (kein Ad-Blocking) und stoppt automatisch Auto-Play-Videos – schön. Mails lassen sich in Split View bearbeiten, Fotos bekommt neue Ansichten für importiere Fotos, verbessert ist die Gesichtserkennung, auch die Bildbearbeitung. Mit Histogrammen kann man nun Farbe und Belichtung besser einstellen, mit externen Bildbearbeitungen arbeitet die App nun besser zusammen, die dort erledigten Edits spielen sich in Fotos zurück.
Doch das sind nur kleine Arbeiten an der Oberfläche: Denn mit High Sierra führt Apple das vor einem Jahr vorgestellte Dateisystem APFS als Standard ein. Das bedeutet vor allem Geschwindigkeitsvorteile bei der Verwaltung großer und vieler Dateien, wie Federighi eindrucksvoll vorführt.
H.265 ist der neue Videostandard für 4K-Videos in HDR, Apple stellte eine neue Videoschnittstelle namens Metal2 vor. Diese unterstützt nun auch externe GPUs und es gibt auch eine Variante Metal VR.
High Sierra ist ab sofort für registrierte Entwickler erhältlich und Ende des Monats auch als Public Beta erhältlich. Ausführliche Informationen über macOS 10.13 High Sierra finden Sie hier.
iMac Pro
Was Apple schon vor ein paar Wochen angekündigt hat, liefert das Unternehmen nun: Einen neuen iMac mit besserem Bildschirm, Kaby-Lake-Prozessor und Fusion Drive serienmäßig. Vor allem will Apple aber bei der Grafikleistung zugelegt haben und bis zu 80 Prozent bessere Leistung liefern. In Kombination mit High Sierra sollen die neuen iMacs auch zur Produktion von VR-Inhalten taugen. Den Beweis führt der legendäre Mitgründer von Industrial Light und Magic John Knoll. Dieser zeigt mit einer Mitarbeiterin eine frisch gerenderte Szene aus dem Star-Wars-Universum.
Die Preise für den iMac sinken leicht, der iMac 4K kostet nun ab 1299 Euro. Günstiger geworden ist auch das Macbook Pro, zumindest in einer Konfiguration . Das Macbook Pro erhält ebenso neue aktuelle Prozessoren der Generation Kaby Lake, auch das Macbook Air hat Apple aktualisiert.
Das war es aber lange noch nicht hinsichtlich des Mac. Bis Ende des Jahres soll ein iMac Pro kommen, der der bisher leistungsfähigste Mac sein soll und damit das Auslaufmodell Mac Pro vorerst ablöst. Der Prozessor: Acht-Kern-, Zehn-Kern- oder gar 18-Kern-Xeon. Die Grafik: Radeon Vega mit bis zu 16 GB VRAM, die bis zu 22 Teraflops rechen kann.
Arbeitsspeicher: Bis zu 128 GB ECC-RAM, bis zu zwei externe 5K-Bildschirme lassen sich die Höllenmaschine anschließen. Der Preis für die Workstation in der Grundkonfiguration: 5000 Euro. Apple hatte schon Anfang April angekündigt, den Mac Pro völlig neu zu denken und in der Zwischenzeit eine iMac-Konfiguration für Profis heraus zu bringen. Der iMac Pro dürfte in vielen Fällen freudig aufgenommen werden - testen können wir die Maschine aber nicht vor Dezember.
iOS 11
86 Prozent der iOS-Nutzer haben die aktuelle Version laufen, bei Android ist die nur zu 16 Prozent genutzt. Das hat viele Vorteile, Entwickler können damit immer ihre neuesten Technologien an möglichst viele Anwender ausspielen, iOS 11 bringt vor allem Neuerungen in
iMessages: Die Nachrichten-App kommt nun auch in die iCloud und ist somit auf jedem Gerät jederzeit erreichbar.
Apple Pay: Ende des Jahres werden in den USA 50 Prozent der Retailer akzeptieren, in Deutschland halt immer noch nicht. Immerhin bekommt Apple Pay nun eine Möglichkeit, innerhalb von iMessages Geld von Person zu Person zu übertragen. Der Empfänger von Überweisungen kann damit weiter einkaufen oder das Geld auf sein Konto überweisen.
Siri: Die Assistentin bekommt neue Stimmen, die sich sogar auf unterschiedlich Betonungen von Worten verstehen. Eine Beta-Fassung übersetzt nun auch Spracheingaben in Fremdsprachen, am Anfang aber nur vom Englischen in eine handvoll von Sprachen (auch deutsch). Etliche Programme bekommen eine Siri-Schnittstelle. Siri will immer besser verstehen, was der Anwender als nächstes will, und hilft ihm dabei etwa, mit seinem aktuellen Standort auf Verabredungen zu reagieren oder aufgrund von Buchungen in Safari neue Ereignisse im Kalender zu erstellen
Kamera: Mit HECV sollen Fotos weniger Platz auf dem iPhone und in der iCloud verbrauchen, Apple verspricht zweifach bessere Kompression. Verbessert hat Apple auch die Andenken-Ansicht und die Live-Photos. Die Andenken finden aufgrund neuer Machine-Learning-Algorithmen mehr zusammenhängende Bilder von bestimmten Ereignissen, Personen oder gar Haustieren.
Kontrollzentrum: Dieses legt sich nun über den gesamten Screen und gibt weit mehr Kontrolle über Systemfunktionen und die wichtigsten Apps. Die Ansicht der Nachrichten auf dem Lockscreen kann man sich etwas intuitiver als zuvor zurückholen. In den Live-Fotos bestimmt man über das Kontrollzentrum selbst den Schlüsselmoment und lässt darin Schleifen vorwärts und rückwärts ablaufen - nice to have.
Maps: Apples Kartenapplikation bekommt Indoor-Navigation, zunächst für große Flughäfen in den USA. Vermutlich vorerst auch nur dort zeigt die Navi an, welche Spur der Autobahn man nehmen soll. Schließt man sein iPhone im Auto an, schaltet es in einen Nicht-Stören-Modus, Benachrichtigungen werden nicht mehr auf dem Lockscreen angezeigt, Chat-Partner bekommen automatisch eine Nachricht, dass man fahre.
HomeKit: Die Steuerung von Lautsprechern über HomeKit hat gerade noch gefehlt, aber dank Airplay 2 kann man Multiroom-Systeme aufspannen, zahlreiche Hersteller haben Unterstützung angekündigt.
Apple Music: 27 Millionen Abonnenten zählt Apple nach zwei Jahren nun, in der Music-App kann man nun erfahren, was die Freunde so hören. Wenn man will, gibt man seinen Lauschverlauf frei, Helene Fischer kann man dann nur noch heimlich hören ...
App Store: Apples App-Laden bekommt in seinem zehnten Jahr ein bedeutendes Update, 180 Milliarden Apps haben Anwender von iPhone, iPad und iPod schon geladen, Entwickler haben 70 Milliarden US-Dollar eingenommen. Phil Schiller verspricht vor allem kürzere Zeiten für die Prüfung neuer Apps, diese soll spätestens in 24 Stunden erledigt sein. Vor allem aber kommt der App Store in einem brandneuen Design. Der Tab "Today" rückt in das Zentrum, darüber soll man neue Apps entdecken.
Spiele bekommen einen eigenen Bereich, andere Apps bekommen den Bereich - nun ja - "Apps". Eine prominente App zeigt die die Möglichkeit der neuen Darstellung: "Monument Valley 2" erscheint heute und präsentiert sich mit ansprechenden Videos. Ein bisschen erinnert der App Store nun an Apple Music, das gefällt nicht jedem. Aber wir prüfen das in aller notwendigen Ausführlichkeit.
Machine Learning: Die maschinelle Intelligenz ist bereits in vielen Anwendungen enthalten, Entwickler bekommen über die neuen APIs Core ML Zugriff auf Apples künstliche Intelligenz.
Augmented Reality: AR wird vermutlich erst mit im Herbst kommender Hardware für die Kunden wirklich interessant, die Entwickler bekommen aber nun schon jetzt einen Einblick, wie man auf die Abbilder realer Umgebungen künstliche Objekte platzieren kann. Damit diese auch in der richtigen Größe dort auftauchen, nutzt Apple Hardware von Kamera oder Beschleuningssensoren. Was man mit dem AR-Kit von iOS 11 schon heute machen kann, zeigt Alasdair Coul von Peter Jacksons Firma Wingnut AR in einer beeindruckenden Live-Demo - mit einem 12-Zoll-iPad-Pro.
Neues iPad Pro in 10,5 Zoll
Das iPad Pro bekommt in der Tat schon heute ein Update, 20 Monate nach der Premiere des 12,9-Zoll-Geräts und 15 Monate nach dem 9,7-Zoll-Gerät. Das neue bekommt nun einen 10.5-Zoll-Bildschirm im gleichen Formfaktor. Die Ränder werden dafür schmaler. Wesentlicher Vorteil: Eine virtuelle Tastatur passt nun auch in voller Größe auf den Bildschirm. Der Monitor wird heller und vor allem verdoppelt Apple die Bildwiederholrate auf 120 Hertz: Pro Motion heißt der Marketingname dafür.
Die Latenz des Apple Pencil sinke dadurch auf 20 Millisekunden. Der Chip A10X Fusion hat sechs Kerne, jeweils drei für Performance und Effizienz optimiert. Die Grafikleistung soll erneut um 40 Prozent steigen. Was das neue iPad Pro kann, soll eine Demo mit Affinity Photo zeigen. Ein bisschen Pirates of the Carribean in San Jose, von einem Schotten vorgeführt. Die Kameratechnik des iPhone 7 ist ebenso in das iPad Pro eingebaut, mit Adaptern lassen sich Daten (etwa Fotos) mit USB-3-Geschwindigkeit übertragen, auch die Ladegeschwindigkeit soll sich auf die Hälfte reduzieren. Der Akku soll 10 Stunden halten. Der Preis: Mit 64 GB ab 649 US-Dollar bzw. 729 Euro. Bestellen kann man ab heute, in der nächsten Woche will Apple bereits ausliefern.
iOS 11 für iPad
Craig Federighi hat noch ein klein wenig mehr zu iOS 11 zu erzählen, denn das iPad bekommt ein eigenes iOS 11. Das Dock kann man etwa beliebig mit Apps füllen, das Multitasking in iOS 11 kommt auf ein neues Niveau. Apps zieht man direkt aus dem Dock in einen Bildschirm, der App-Switcher merkt sich fortan auch, welche App-Paarungen man zusammengepackt hat. Erstmals kann man auch Objekte per Drag-and-drop verschieben. Dazu gibt es auch die neue App Files, die nicht nur für iCloud funktioniert, sondern auch auf den Onlinespeichern anderer Anbieter wie Dropbox. Auf den virtuellen Tasten sind nun auch Satz- und Sonderzeichen direkt aufgebracht, nach oben ziehen, statt umschalten. Der SChritt war überfällig, nur eines ist iOS 11 für iPad nach wie vor nicht: ein Multi-User-Systems.
Der Apple Pencil bekommt ein Softwareupdate, mit dem man etwa Screenshots erstellen kann und darin Anmerkungen hinterlassen. Handschriftliche Notizen lassen sich nun durchsuchen (wenn das Machine Learning die Sauklaue auch erkennt), die Notizen-App fotografiert nun Schmierzettel auf Papier und digitalisiert die Inhalte.
One last thing: Music
40 Millionen Songs für unterwegs, AirPods, und nun auch etwas für daheim: Mehr als ein Jahrzehnt nach der mehr oder minder gescheiterten Boombox wagt sich Apple wieder in das Wohnzimmer. Apple hat nicht weniger als den Anspruch, als die Ansätze von Sonos und Amazon in ein Produkt zu verpacken, einen smarten Speaker mit hoher Wiedergabequalität. Der Speaker soll Ende des Jahres kommen, Apple zeigt seinen "6000 besten Freunden" eine kleine Vorschau.
Das HomePod ist ein zylinderförmiger 360-Grad-Lautsprecher, gerade einmal gut 15 Zentimeter hoch. Sieben Tweeter mit Präzisionshörnern sollen den Sound nach draußen blasen, neben einem Subwoofer. Im HomePod steckt für die Steuerung ein A8-Chip. Der Empfang der Musik geschieht drahtlos, der Speaker soll die Eigenschaften des Raums erkennen und so den Sound anhand der Reflexionen von Wänden, Möbeln und Personen optimieren. Der EQ richtet sich automatisch nach den Gegebenheiten aus und strahlt etwa den zentralen Gesang in Richtung der Hörer ab, der Backgroundgesang wird in den Hintergrund gemischt. Also ein Monolautsprecher, der Stereosound simuliert.
Der HomePod hört aber auch mit seinen sechs Mikrophonen zu und reagiert auf "Hey Siri!" - damit lässt sich die eigene Musikbibliothek und die Gesamtheit von Apple Music steuern. Siri lernt dazu eine ganze Reihe neuer Befehle und kann etwa auch Antwort darauf geben, wer auf dem gerade gespielten Track Schlagzeug spielt. "HomePod rockt das Haus, kennt den Raum und ist ein Musikwissenschaflter," Phil Schillers Schwärmereien werden wir Ende des Jahres auf den Prüfstand stellen können. Übrigens: Siri sendet das, was die Mikrophone hören, nur dann zur Auswertung an die Apple-Server, wenn sie dazu per "Hey Siri!" aufgefordert wird, verspricht Apple. Google und Amazon lauschen mit ihren Home und Echo die ganze Zeit.
Siri ist im HomePod aber nicht auf Musik beschränkt, sondern kann auch die bekannten Auskünfte über die letzten Nachrichten, das Wetter oder Sportergebnisse geben und HomeKit-Geräte steuern und dabei etwa Szenarien auslösen. Was wir mit unserem HomePod besprechen, bleibt aber unter uns, Apple verschlüsselt die Kommunikation mit den die Sprache auswertenden Servern. Der Preis: 349 US-Dollar, erst in USA, UK und Australien. Aber erst im nächsten Jahr in Deutschland. (Macwelt)