Zum Abschluss der Hamburger IT Strategietage sprach Yuri van Geest, was für neue, erstaunliche, aber auch beängstigende Dinge, bald möglich sein werden. Van Geest zeigt zunächst Youtube-Videos vom Tsunami 2004 in Südost-Asien. Wie sich das Meer zurückzieht, es ganz ruhig wird, bevor das Wasser mit Gewalt zurück kommt und dann mit Gewalt sehr viele Opfer fordert. 230.000 Menschen sterben damals.
Auf den Videos schauen die Leute dem neuen Phänomen lange gebannt zu, bevor es zu spät ist. Auch die meisten Organisationen starrten heute auf das Neue, ohne das Nötige zu tun.
Der gesamte Planet wird digital - alles wird digital
Robotics, Biotech, Nanotech, Medizin, Neurowissenschaften, Energie und IT, überall lauern neue Herausforderungen. Es geht dabei immer um exponentiales Wachstum gegenüber linearem, das mache den Unterschied aus. Van Geest zitiert "Moore's law", das besagt, dass sich die Komplexität integrierter Schaltkreise mit minimalen Komponentenkosten regelmäßig verdoppelt.
Die Kosten für neue Techniken sinken rasant, gleichzeitig werden ihre Möglichkeiten immer vielfältiger. Etwa beim 3D-Druck, Robotern, Drohnen, Solarenergie, Sensoren, DNA-Profilen, BCI-Devices - und in der Medizin beim Bioscan.
Loslassen
Audi hat in Barcelona einen autonomen Sportwagen vorgestellt. Das Video zeigt lachende Menschen. "Das Auto ist perfekt." Nach einer kurzen Phase sei es normal, darin zu reisen. "Sind Sie in der Lage loszulassen, und der Maschine zu vertrauen?", fragt van Geest.
Ein anderes Video zeigt ein Gerät, mit dem man durch Spektralanalyse mithilfe eines kleinen mobilen Geräts die chemische Zusammensetzung von allem möglichen Dingen um einen herum messen kann. "Sie müssen kein Naturwissenschaftler sein, sondern nur neugierig", wirbt das Werbevideo von SCIO ("Explore more"). Und: "Werde Dein eigener CSO." So könne man feststellen, ob die Melone im Supermarkt schon reif ist, indem man den Sensor an die Frucht hält. "Wie viele Kalorien enthält der Smoothie?"
Die Unternehmen Haier, Alibaba und Syngenta haben ein Nano-Fridge-Concept entwickelt, mit dem man in wenigen Tagen sein eigenes Obst und Gemüse züchten kann.
Lügen
Eine andere App analysiert in Echtzeit die Gefühle eines Sprechenden, vorgeführt an einem Video mit Edward Snowden. Lügt er, lügen Politiker?
Ein anderes Beispiel: Ein Mensch sieht einen Videoclip, eine App ermöglicht es, das Bild aus der Hirnaktivität eines Menschen zu rekonstruieren. Das funktioniere auch mit Träumen und Gedanken. So könne man heute schon Mäusen Gedanken einpflanzen.
Fabrik nur mit Robotern
Ein anderes Unternehmen ermöglicht es, seine DNA-Daten analysieren zu lassen. So könne man seine Lebensmittel personalisiert zusammenstellen lassen. "Es klingt beängstigend, wird aber bald soweit sein", sagt van Geest. Toyota, Softbank und Foxconn wollen im dritten Quartal 2016 eine Fabrik ohne Menschen, nur mit Robotern eröffnen.
In zehn Jahren werde es 40 Prozent der Fortune 500 Unternehmen nicht mehr geben, sagt van Geest. Die Zukunft gehöre den ExOs, den Eponential Organizations, deren Output mindestens zehnmal größer ist als die der traditionellen Unternehmen. Der Grund: ExOs setzen exponentiell wachsende Technologien bestmöglich ein. Entscheidend sei die Software, nicht mehr die Hardware. Alles wird digital.
Fazit
Die Digitalisierung bewegt sich nicht linear, sondern exponentiell. "Eponential Organizations", kurz "ExOs"; gehört die Zukunft. Für die Unternehmen - immer stärker auch in Produktion und Herstellung - geht es darum, selbst zum Disruptor zu werden, bevor es andere tun, um im Zeitalter der Digitalisierung nicht nur zu überleben, sondern zu gewinnen und zu wachsen. In dem Buch von Salim Ismail, Michael S. Malone, und Yuri van Geest steht, wie das geht. Es kostet bei Amazon 18,21 Euro, oder - digital - als E-Book 8,62 Euro.