Die Zahlungsmoral säumiger Verbraucher hat sich nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) in diesem Jahr kaum verändert - trotz Rekordinflation und Energiekrise. In einer Umfrage unter rund 250 Mitgliedsfirmen berichteten 48 Prozent der Inkassounternehmen, dass sich das Zahlungsverhalten privater Schuldner nur leicht verschlechtert habe.
Insgesamt 39 Prozent gaben demnach an, dass das Zahlungsverhalten verglichen mit 2021 in etwa gleichgeblieben sei, berichtete der Verband. Nur neun Prozent beobachteten ein stark verschlechtertes Zahlungsverhalten. Grund sei unter anderem die niedrige Arbeitslosigkeit. Auch bei gewerblichen Schuldnern schlug sich die Krise in der Zahlungsmoral wenig nieder.
"Es ist schon ein wenig paradox, denn obwohl wir seit zwei Jahren - mit Beginn der Coronapandemie - in einer Art wirtschaftlichen Dauerkrise leben, werden Rechnungen immer noch überraschend gut beglichen", sagte BDIU-Präsidentin Kirsten Pedd. Auch die Zahl der Inkasso-Aufträge, die ein Indikator für die künftige Entwicklung ist, sei fast unverändert, wie 45 Prozent der befragten Unternehmen berichteten. 34 Prozent melden moderate Auftragssteigerungen.
Bei den Gründen, warum private Schuldner Rechnungen nicht gezahlt haben, ist die Inflation den Angaben zufolge aber ein wichtiger Faktor. Jede zweite Inkassofirma berichtete, dass Liquiditätsengpässe wegen höherer Kosten oft ein Grund für ausgebliebene Zahlungen gewesen seien. "Viele Menschen sind jetzt gezwungen, auf ihre Ersparnisse zurückzugreifen, um ihre laufenden Kosten zu bedienen", sagte Pedd. Das sei alarmierend, denn der große Schock, etwa für Strom und Heizung, komme für viele Haushalte erst noch.
Zahlungsverhalten gewerblicher Schuldner
Hauptgrund, warum gewerbliche Schuldner Rechnungen unbezahlt ließen, waren Zahlungsausfälle bei eigenen Kunden, so die Beobachtung der Inkassodienstleister. Aber auch hier war die Lage wenig krisenhaft. 46 Prozent der Inkassofirmen beobachteten, dass sich das Zahlungsverhalten gewerblicher Schuldner kaum verändert habe, 41 Prozent berichteten von leichten Verschlechterungen.
Der Verband rechnet damit, dass sich die Zahlungsmoral im kommenden Jahr eintrübt. "Neun von zehn Inkassounternehmen erwarten, dass sich die Zahlungsmoral 2023 verschlechtern wird - und das besonders stark bei privaten Schuldnerinnen und Schuldnern", hieß es. Mit einer besseren Rechnungstreue rechne in der Umfrage niemand. (dpa/pma)