Die Show zum Börsenstart des Modehändlers Zalando war schick. Auf dem Vorplatz nebst Bulle und Bär empfingen Schaufensterpuppen die Gäste zum Börsenspektakel. Models in Zalando-Mode säumten den Treppenaufgang, die typischen Pakete mit dem Schriftzug des Unternehmens stapelten sich vor und im Parkettsaal. Selbst die Glocke zum traditionellen Einläuten des Börsenhandels packten die Firmen-Chefs aus einem Zalando-Karton aus.
Doch das eigentliche Börsendebüt der Zalando-Aktie fiel weniger glanzvoll aus. Der erste Kurs, begleitet von Konfetti-Regen und Jubelrufen, lag noch bei ansehnlichen 24,10 Euro - immerhin ein Aufschlag von rund zwölf Prozent auf den Ausgabepreis. Doch damit war die Party ersteinmal vorbei. Binnen weniger Minuten löste sich der Aufschlag fast komplett auf. Am Nachmittag konnte sich das Papier zwar noch auf etwa 22 Euro erholen. Am Ende landete es jedoch wieder am Anfang, exakt beim Ausgabepreis von 21,50 Euro.
Händler Vinay Sharma vom Broker Ayondo Markets sagte, möglicherweise hätten die Emissionsbanken die Zalando-Aktien so fair bewertet, dass es beim Kurs nicht mehr viel Luft nach oben gegeben habe. Oder es habe sich im Handelsverlauf die Einschätzung durchgesetzt, dass Zalando in einem sehr wettbewerbsintensiven und möglicherweise schwächelnden Marktumfeld unterwegs sei.
Zalando selbst hatte bereits Anfang der Woche für eine Überraschung gesorgt, als das Unternehmen die Preisspanne von 18 bis 22,50 Euro nicht voll ausschöpfte.
Die drei Zalando-Vorstände Rubin Ritter (32), David Schneider (32) und Robert Gentz (31) waren am Mittwoch trotzdem in Feierlaune. Die Börsenglocke zu läuten, das sei ein "einmaliger Moment" gewesen, sagte David Schneider, der den Online-Modehändler vor sechs Jahren mitgegründet hatte. Damals hatten er und sein heutiger Vorstandskollege Gentz aus einem Keller in Berlin-Mitte heraus angefangen, Flip-Flops über das Internet zu verkaufen. "Dass wir heute hier stehen würden, haben wir uns damals sicher nicht ausgemalt", sagt er.
Der Börsengang bringt Zalando gut 600 Millionen Euro ein, die in den Ausbau des Geschäfts fließen sollen. Die drei Chefs hielten die Glocke über ihren Köpfen wie Sieger eines Fußballspiels einen Pokal. Auch so wirkten sie, locker mit Jeans, Hemd und Sneakers bekleidet, eher wie Sportler als wie die Chefs eines Unternehmens, das an der Börse mehr als 5 Milliarden Euro wert ist. Nach dem Spektakel an der Börse wollten sich die Vorstände bald wieder auf den Heimweg machen - um mit den Mitarbeitern in Büros und Logistikzentren zu feiern. Ab Donnerstag, so Schneider, gehe dann das normale Geschäft weiter.
So viel "Lametta" auf dem Börsenparkett hat es nach Aussage von Marktanalyst Robert Halver lange nicht mehr gegeben. Von einer Euphorie für Börsengänge will er nicht sprechen. "Wenn wir den Neuen Markt im Hinterkopf haben, dann wissen wir, das war damals eine völlig überzogene Euphorie. Was wir im Augenblick an Börsengängen sehen ist eher ein langsamer Weg zurück zur Normalität." Zalando könne als Trendsetter für weitere Internet-Börsengänge dienen.
Am Donnerstag steht mit dem Debüt der Berliner Startup-Schmiede Rocket Internet schon der nächste Tech-Börsengang in Frankfurt an. Rockets Mitgründer und Chef Oliver Samwer verkündet groß, man wolle die größte Online-Plattform außerhalb der USA und Chinas werden. Die Samwer-Brüder, die bisher die Mehrheit an Rocket hielten, sind auch Großaktionäre bei Zalando, unter ihrem Dach war der Modehändler groß geworden. Und weil Rocket die Aktien deutlich teurer als Zalando verkauft, soll der Erlös mit 1,6 Milliarden Euro auch merklich höher ausfallen.
Erst vor wenigen Tagen hatte die chinesische Handelsplattform Alibaba in New York vorgemacht, wie ein fulminanter Börsengang mit Kurszuwächsen von fast 40 Prozent aussieht. Dabei war es schon zum Ausgabepreis die bisher größte Aktienplatzierung mit einem Volumen von 25 Milliarden Dollar. (dpa/rs)