Gepflegtes Äußeres im Bewerbungsgespräch gefragt

Zausel ohne Chance

19.01.2018 von Meredith Levinson und Andrea König
Ein gepflegtes Erscheinungsbild ist für neun von zehn Personalern der Knackpunkt im Bewerbungsgespräch. Auch IT-Chefs verlangen ein ordentliches Äußeres.
Ein ordentliches Auftreten bestimmt den ersten Eindruck. Dieser ungepflegte Bewerber macht keinen guten Eindruck.
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Bewerber bekommen häufig zu hören, dass sie an ihren Mappen arbeiten müssen. Wenn die gut ankommen, wartet mit dem Gespräch aber noch eine weitere Hürde auf die Jobsuchenden. Unsere amerikanische Schwesterpublikation CIO.com zitiert eine Umfrage unter mehr als 500 Personalern mit einem Besorgnis erregenden Ergebnis: Wenn ITler im Gespräch scheitern, liegt das häufig an ihrem Erscheinungsbild.

Eine überwältigende Mehrheit der Personalexperten (90 Prozent) sagt, dass es ihnen für den allerersten Eindruck am wichtigsten ist, ob ein Bewerber ordentlich auftritt. Der Händedruck kann noch so fest sein - nur die gepflegten Kandidaten strahlen nach Meinung der Personaler das nötige Selbstvertrauen aus.

Wer mit Bartschatten, ungepflegten Fingernägeln oder verknitterter Kleidung beim Bewerbungsgespräch auftaucht, bekommt Minuspunkte. Mehr als die Hälfte der befragten Personalexperten sagen, dass ihnen schlampig oder ungekämmt auftretende Bewerber den Eindruck vermitteln, sie hätten gar kein ernsthaftes Interesse an der Stelle.

Auch wer schon im Unternehmen ist, hat mit einer gepflegteren Erscheinung die besseren Aufstiegschancen. Die gepflegteren Mitarbeiter klettern auf der Karriereleiter schneller nach oben als die zauseligen, sagen 84 Prozent der befragten Personaler. Die Befragten schätzen, dass rund 20 Prozent ihrer Mitarbeiter schludrig sind.

Was die CIO-Leser über die Ergebnisse denken

Nun mag manchen das Urteil der Personalabteilung nicht überzeugen. Eine CIO.com-Umfrage unter Führungskräften aus der IT kam allerdings zu ähnlichen Ergebnissen: Bewerber sollten unbedingt gepflegt zum Gespräch erscheinen, sagten die Befragten auch hier.

Die Frage, ob die Bedeutung des Auftretens im Bewerbungsgespräch tatsächlich nicht durch Wissen und Fähigkeiten ausgehebelt werden könne, beschäftigte auch die Leser von CIO.com. Seine Bewerbungsgespräche seien fast immer über das Telefon geführt worden, schreibt ein Leser in den Kommentaren. Er hätte das Gespräch also genauso gut im Jogginganzug führen können. Ein anderer pocht auf der Bedeutung von persönlichen Gespräch und einem gepflegten Äußeren. "Mein Freund ist gerade zweimal zu einem Bewerbungsgespräch in eine 300 Meilen entfernte Stadt gefahren", schreibt er. Dort wäre Wert auf das Auftreten gelegt worden.

Die Kommentatoren haben ihre ganz eigenen Meinungen über das gepflegte Äußere von zukünftigen Mitarbeitern. Die Personaler würden sich immer für die Adretten entscheiden, weil sie von den fachlichen Anforderungen keine Ahnung haben, mutmaßt ein Leser. Die in solchen Auswahlverfahren eingestellten IT-Experten bezeichnet er als "leere Anzüge". Ein weiterer Kommentar-Verfasser hält dagegen. Er wies einen Kandidaten ab, der mit Baseballkappe, Tennisschuhen und offenem Hosenreißverschluss zum Gespräch erschien. "So schlampig hätte er auch gearbeitet", schreibt er.

Die Umfrage unter Personalexperten führte der Marktforscher Harris Interactive durch. Es wurden 514 Personaler befragt. Auftraggeber war der Rasierzubehör-Hersteller Gillette.