Deutschland hat nach Einschätzung von Microsoft-Deutschland-Chefin Sabine Bendiek zur digitalen Aufholjagd in Sachen Künstliche Intelligenz und Cloud Computing angesetzt. Das zeigt sich auch auf der Hannover Messe. Die Messe sei "Gradmesser für den Aufbruch der Industrie ins digitale Zeitalter", sagte Bendiek der Deutschen Presse-Agentur. Es sei für Unternehmen jedoch noch nie so wichtig wie heute gewesen, dabei auf Partnerschaften zu setzen. "Kein Unternehmen wird die Herausforderungen der digitalen Transformation allein bewältigen können", betonte Bendiek.
Beispielhaft beschreite derzeit die Automobilindustrie neue Wege und knüpfe Partnerschaften auch mit Wettbewerbern, sagte Bendiek. Durch Entwicklungen wie den Elektro-Antrieb oder autonomes Fahren sei der Druck in der Branche natürlich groß. "Das treibt aber auch das Nachdenken an." Dieser Trend sei auch bereits im produzierenden Gewerbe erkennbar. "Die klassische Alleingangsmentalität ist passe." Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) denke etwa schon über gemeinsame digitale Produktionsplattformen nach. Auch Kooperationen mit strategischen Technologiepartnern stünden im Fokus.
Sparsamkeit fehl am Platz
Bendiek kritisierte, die Aufbruchstimmung etwa bei Künstlicher Intelligenz in der Politik sei "bedauerlicherweise in der Halbherzigkeit gelandet". Ursprünglich hatte die Bundesregierung das Thema Künstlicher Intelligenz zum wichtigsten Zukunftsprojekt deklariert, das bis 2025 mit drei Milliarden Euro unterstützt werden sollte. Im aktuellen Haushaltsentwurf sei diese Summe jedoch auf ein Drittel eingedampft worden, sagte Bendiek. "Das ist ein Signal in die völlig falsche Richtung." Das Rennen um einen weltweit führenden Platz bei KI gewinne Deutschland "nicht mit Sparsamkeit und Inkonsistenz, sondern mit Initiative und Innovationen".
Auf der Hannover Messe wird Künstliche Intelligenz und das Internet der Dinge ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Microsoft will gemeinsam mit 30 Partnerunternehmen, darunter Osram, Zeiss, Electrolux, Vaillant oder Siemens Gamesa beispielhaft zeigen, wie intelligente Fertigung aussehen kann.
So demonstriert etwa die TU München hochsensible Roboter mit Tastsinn, die ihre Informationen austauschen und voneinander lernen können. Die Roboter können Informationen verschiedener simulierter Sinnesorgane kombinieren und ihr Wissen an andere Roboter weitergeben. Bayern will auch mit einem landesweiten Netzwerk die Forschung in Sachen Künstliche Maschinelle Intelligenz vorantreiben. "Unsere Hochschulen verfügen hier über herausragendes Potenzial", sagte der Bayerische Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU).
Microsoft zeigt neue HoloLens
Am Messe-Auftritt von Microsoft wird auch Osram präsent sein und intelligente und vernetzte Lichttechnologie mitbringen, die etwa erkennt, ob sich in einem Raum jemand befindet und entsprechend das Licht steuert. Osram beliefert auch die US-Weltraumbehörde Nasa mit einem Lichtsystem speziell für Pflanzen, das die Behörde zum Beispiel für den Anbau von Salat im Weltall nutzt.
Ein Spektrometer von Zeiss soll zudem demonstrieren, wie es bei der Lebensmittelherstellung automatisch den Wareneingang analysiert und entsprechend die Produktionsprozesse steuert. Microsoft selbst wird erstmals in Deutschland das neue Modell seiner HoloLens mitbringen, einer Brille für sogenannte Mixed Reality. Über die Einblendung virtueller Dinge in die reale Umgebung soll sich HoloLens etwa in der Fertigung, Ausbildung, aber auch im Service bewähren. (dpa/rs/ph)