Frontend für Business-Anwendungen

Zeit für eine Browser-Strategie

28.01.2011 von Thomas Pelkmann
Nur wenige Unternehmen haben einer Experton-Studie zufolge eine explizite Browser-Strategie. Die wäre aber nötig, schließlich werden immer mehr Firmenanwendungen über Web-Interfaces bedient.
Die Browser-Zeile.
Foto: alphaspirit - Fotolia.com

Es mutet auf den ersten Blick seltsam an, ein Zeitalter der Browser auszurufen, wie es die Analysten von Experton in einem Report tun. Auf den zweiten Blick ist das aber nicht völlig abwegig. Denn was wäre das Internet ohne Zugriffs- und Darstellungsprogramme wie Firefox, den Internet Explorer oder Safari? Schlicht undenkbar. Und was wäre der Trend hin zu Mobility ohne den Zugriff auf Firmenanwendungen über ein so genanntes Web-Interface, das in der Regel nichts anderes ist, als eine spezielle und oft geschützte Webseite?

Da ist es dann schon sinnvoll, bei den Unternehmen eine eigene Browser-Strategie anzumahnen, wie Experton es tut. Das gilt umso mehr, als das Business einen professionellen Umgang mit diesen Programmen bisher mehrheitlich vermissen lässt.

So hat Experton in der Studie "Browser Matters: Die Bedeutung des Browsers in Unternehmen" herausgefunden, dass nur 19 Prozent der Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten eine "zentrale Browserstrategie" formuliert haben. Zu einer solchen Strategie gehören Experton zufolge "alle Aktivitäten im Rahmen der Auswahl und des Einsatzes von (unterschiedlichen) Browsern im Unternehmen". Dazu zählen Themen wie Tests, Definition der Sicherheitsanforderungen, Deployment und Management sowie Aktualisierungszyklen.

Auf der anderen Seite, gesteht Experton ein, haben sich immerhin knapp 30 Prozent durchaus bereits "aktiv" mit der Bedeutung des Browsers für das eigene Unternehmen auseinandergesetzt. Allerdings legten weder IT-Leitungen, IT-Management oder Administration ein besonderes Augenmerk auf dieses Thema.

"Diese Zurückhaltung bei der Beurteilung der strategischen Bedeutung des Themas ist durchaus kritisch", bewertet Experton dieses Ergebnis. Schließlich habe sich die Bedeutung des Browsers in den vergangenen drei bis fünf Jahren wesentlich verändert. "Browser haben sich in vielen Unternehmen als Frontend für zahlreiche Business-Anwendungen etabliert", so Axel Oppermann von Experton.

Browser für ERP und Cloud-Services

Portallösungen, CRM- oder ERP-Systeme nutzten den Browser als Mittler zwischen Mensch und Maschine. Auch die Sicherheit der IT-Systeme werde maßgeblich durch den Browser bestimmt, weil veraltete Versionen oder wenig gepflegte Systeme ein großes Einfallstor für Viren und Schadsoftware seien.

Doch nicht nur in der Abwehr negativer Folgen ist eine Browser-Strategie sinnvoll, meint Experton. Die Analysen hätten vielmehr ergeben, dass dem Browser als "Interaktions- und Präsentationsmedium" für Web- und Cloud-basierte Dienste eine große Bedeutung zukomme. Leistungsfähigkeit, Sicherheit und Benutzerfreundlichkeit dieser Services würden "maßgeblich durch das Zusammenspiel von Anwendung und Browser" bestimmt.

"Nur wenn eine umfängliche Kompatibilität gewährleistet ist, lässt sich die Produktivität effektiv steigern." Gleiches gelte für die Zufriedenheit der Anwender mit Zugangsprogrammen zu modernen Enterprise-Technologien.

Um alle strategischen Fragen rund um Internet-Zugangsprogramme zufriedenstellend beantworten zu können, empfiehlt Experton Unternehmen mit mehr als 25 PC-Arbeitsplätzen, sich "zwingend" mit dem Thema zu beschäftigen. "Der Einsatz von Web-Anwendungen oder Cloud-Lösungen bedingt einen modernen Browser."

Unternehmen, die eine Migration zu Windows 7 planen, sollten gleichzeitig den Internet Explorer 8 oder vergleichbare Browser-Generationen anderer Programme testen. Firmen, die noch mit dem IE 6 im Internet surfen, sollten dringend einen Umstieg planen: "Der Einsatz des IE6 erfüllt weder die aktuellen Anforderungen der Anwender noch den Bedarf an Sicherheit und Performance."

Probleme bei Firefox

Wer statt auf Microsoft auf den quelloffenen Firefox-Browser setzt, muss sich "zwingend mit den Themen Deployment und Rechte-Management beschäftigen", fordert Experton: "Eine zu lockere Handhabung der Anwenderrechte birgt Sicherheitsrisiken."

In aktuellen Zahlen des Marktforschers StatCounter liegt der Firefox mit einem Nutzeranteil von 38,11 Prozent in Europa im Dezember 2010 erstmals vor dem Internet Explorer mit 37,52 Prozent. Im Firmenbereich liegt der Microsoft-Browser Experton zufolge dennoch vorne: Mehr als 71 Prozent der befragten Unternehmen setzen auf den Internet Explorer, während der Firefox in 25 Prozent der Unternehmen als Standard eingesetzt wird.