Die Rahmenbedingungen stimmen: Im vergangenen Jahr änderte die EU eine Richtlinie, so dass jetzt auch in Europa der Ultrahoch-Frequenz (UHF)-Bereich für RFID genutzt werden darf. Im Dezember wurde der so genannte Gen2-Standard verabschiedet – der erste weltweite Standard für RFID und ein Treiber für die Technik. Handelskonzerne wie Metro und Tesco arbeiten bereits intensiv an RFID-Projekten.
Allerdings sollten sich nicht nur solche Vorreiter mit der Technik beschäftigen, rät Logica CMG. Auch die breite Masse der Unternehmen muss schon jetzt eine Strategie entwickeln. Abwarten, bis Referenz-Projekte mit nachgewiesenem Return on Investment (ROI) existieren, sei der falsche Ansatz.
Folgen für Geschäftsprozesse verstehen
Unternehmen können das Potenzial von RFID-Technik nur dann richtig ausschöpfen, wenn sie deren Auswirkungen auf die Geschäftsprozesse verstanden haben. Dieses Wissen werden sie sich aber wohl selber aneignen müssen: Die Pioniere auf dem Gebiet werden ihr Know-how kaum freiwillig teilen.
Derzeit machen die Anbieter von RFID-Produkten rasante Fortschritte bei der Weiterentwicklung der Technik. Bis Jahresende kommen RFID-Labels und –Lesegeräte auf den europäischen Markt, die alle derzeit gültigen Standards erfüllen. Die neue Generation der RFID-Lesegeräte bringt außerdem eine wichtige Voraussetzung für den weiteren mit: Per Software-Updates können neue Funktionen oder Standards leicht auf die Endgeräte aufgespielt werden.
Auch der Preis der Lesegeräte wird sich verändern: Momentan kostet ein Endgerät mehr als 2.000 US-Dollar. Zusätzlich müssen rund 300 Dollar für eine Antenne investiert werden. In nächster Zukunft könnten die Geräte bereits für 1.500 Dollar zu haben sein, langfristig dürfte der Preis auf unter 1.000 Dollar sinken.
Neue Märkte in Europa
Schon heute versuchen die Anbieter zusätzliche Märkte zu erschließen. Während sie sich in den USA vor allem auf den Einzelhandel konzentrieren, nehmen sie in Europa weitere Branchen ins Visier: Etwa die Logistik- und Automobilbranche, das Gesundheitswesen sowie Behörden und das Militär.
Eine große Hürde für Anwenderunternehmen stellt jedoch die Komplexität der Technik dar. Die Bandbreite der Komponenten reicht von den Tags, über Lesegeräte und bis hin zu Anwendungen für Management und Auswertung der RFID-Daten. Selbst Anbieter räumen ein, dass sie die Technologie gerade erst mühsam erlernen.
Lösungen von der Stange gefragt
Allerdings versuchen sie, dem Kunden Lösungen von der Stange zu liefern. In ersten Pilotprojekten haben Anbieter bereits Anwendungs-spezifische RFID-Pakete entwickelt: Beispielsweise für Gabelstapler in Lagerhäusern oder die Gepäckbeförderung in Flughäfen. Ganz ohne Anpassung wird RFID allerdings für die Firmen nie zu haben sein: Bei der Implementierung müssen physikalische Gegebenheiten wie die Stärke und das Material von Wänden berücksichtig werden.
Anwenderunternehmen rät Logica CMG:
• Möglichkeiten eruieren: Firmen sollten die Funktionalitäten von RFID verstehen und deren Auswirkungen auf ihr Geschäft ausloten. Darauf basierend wird eine langfristige Strategie entwickelt, die den Rahmen für alle weiteren Investitionsentscheidungen vorgibt.
• Führungsetage einbeziehen: Bei der Entscheidung ob ein Unternehmen bei RFID eine Vorreiterrolle übernimmt oder auf ausgereifte Lösungen abwartet, sollte die höchste Führungsetage involviert sein.
• Infrastruktur ausrichten: Die IT-Architektur kann schon heute schrittweise auf den späteren Einsatz von RFID-Technik vorbereitet werden. RFID-Lösungen können später leichter implementiert und mit Back-Office-Systemen integriert werden.
• Kleine Projekte starten: Unternehmen sollten einzelne Bereiche identifizieren, in denen RFID in kurzer Zeit Mehrwert schaffen kann. Hier sollten kleine Pilot-Projekte aufgelegt werden, um Erfahrungen mit der Technik zu sammeln.
Für die Studie hat Logica CMG 20 Anbieterunternehmen sowie Anwender, Hardware-Produzenten und Verbände befragt.