Der Automobilzulieferer ZF will Prozesse in Produktionswerken automatisieren und optimieren. Dazu setzt er auf eine Cloud-basierte Daten- und Analyseplattform.
Bisher mussten die zirka 400 Produktionsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter im niedersächsischen ZF-Werk Diepholz viele Arbeitsabläufe händisch verrichten. Zum Schichtende galt es etwa, die Anzahl der produzierten Teile an den Maschinenbedienpulten sowie die Maschinenstillstände manuell zu erfassen und die Daten an einem zentralen PC einzupflegen. Das kostet rund fünf Minuten pro Arbeiter.
Aufträge und Meldungen zur Instandhaltung von Maschinen wurden aus dem SAP-System ausgedruckt und samt Diagnosegerät zur Anlage gebracht. War der Fehler behoben, musste das Ergebnis wiederum in das System übertragen werden. In Summe kostete dieser Ablauf etwa eine Viertelstunde Zeit je Person.
Plattform auf Cloud-Basis
Um diese Prozesse effizienter zu machen, suchte ZF ein System, das Daten aus verschiedenen Quellen verbindet, transparent macht und Potenziale für die Digitalisierung auf einer Plattform bündelt. Zudem sollte die Lösung auf alle 188 Werke des Konzerns erweiterbar sein. ZF taufte das Projekt "Digital Manufacturing Platform", kurz DMP.
Die Top-CIOs der Automobil-Branche
Sven Lorenz Der langjährige Porsche-CIO Sven Lorenz ist Konzern-CPO bei Volkswagen. Bei der Kür zum CIO des Jahres 2006 schaffte es Sven Lorenz auf den zweiten Platz.
Falko Morlock Seit 1. September 2023 ist Falko Morlock CIO des schwäbischen Maschinen- und Anlagenbauers Dürr AG.
Alexander Buresch Alexander Buresch ist seit Januar 2020 CIO des bayerischen Automobilkonzerns. Ein Foto des Managers hat BMW bislang noch nicht veröffentlicht. Der Wirtschaftswissenschaftler ist seit mehr als 20 Jahren für BMW tätig und war zuletzt Vice President Corporate Strategy and Planning.
Hauke Stars Seit Februar 2022 ist Hauke Stars IT-Vorständin und Chief Information Officer bei Volkswagen.
Katrin Lehmann Als CIO der Mercedes-Benz Group AG und der Mercedes-Benz AG verantwortet Katrin Lehmann die globale IT für alle Geschäftsbereiche, Marken und Märkte und berichtet direkt an den CEO.
Jürgen Sturm Jürgen Sturm ist seit Januar 2015 Informatikleiter beim Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen. Sturm ist promovierter Ingenieur und kommt von der BSH Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH. Sturm war vor seiner BSH-Zeit zwischen 1999 und 2003 Bereichsleiter Organisation, Prozesse und Informationssysteme bei der Grundig AG.
Volker Schwarz Der langjährige Rheinmetall-CIO Volker Schwarz ist seit Januar 2024 CIO beim Automobilzulieferer GKN Automotive.
Frank Loydl CIO der Audi AG und damit Nachfolger des bisherigen CIO Mattias Ulbrich ist seit Februar 2018 Frank Loydl. Seit 2016 verantwortete er im Konzern die Software-Entwicklung. Ab 2009 war er bei T-Systems das Delivery Management für den Kunden Volkswagen AG zuständig. Diese Aufgabe übernahm Loydl 2013 schließlich direkt für den Automobilkonzern.
Martin Hofmann Martin Hofmann tritt zum 1. Mai 2023 seinen neuen Posten als CTO und CIO bei Volta Trucks an. Zuvor war er drei Jahre als Senior Vice President bei Salesforce und über 19 Jahre bei Volkswagen, dort zuletzt als Group CIO.
Alexander Eisl Der ehemalige MAN-Manager Alexander Eisl hat am 1. Oktober 2022 die Nachfolge von Skoda-CIO Klaus Blüm angetreten, der zu VW gewechselt ist.
Michael Hilzinger Michael Hilzinger ist seit Juli 2019 CIO beim Bremsen-Spezialisten Knorr-Bremse in München. Er war zuvor Group CIO beim Stahlhändler Klöckner in Duisburg.
Petra Clemens Seit Oktober 2024 leitet Petra Clemens die IT von Cariad, der Software-Tochter von Volkswagen. Sie kommt vom Eisenbahnlogistiker VTG.
Markus Bentele Markus Bentele ist seit Januar 2017 Vice President Information Technology (VP)/Group CIO beim Automobilzulieferer Mahle International GmbH in Stuttgart. Zuvor war Bentele Corporate CIO der Rheinmetall AG.
Christian Ley Christian Ley leitet seit 2006 den Bereich Informationssysteme Brose Gruppe. In dieser Funktion verantwortet er den Ausbau der IT-Lösungen im Kontext der Unternehmensstrategie. Ley begann 1995 als Diplom Betriebswirt (FH) als Trainee in der Brose Gruppe und wechselte anschließend als DV-Koordinator in die zentrale Anwendungsentwicklung. Dort übernahm er 1999 die Teamleitung für PPS- und QM-Systeme und anschließend die Leitung der Zentralabteilung „logistische Anwendungssysteme“. In dieser Funktion war er bis 2006 weltweit für zahlreiche SAP-Implementierungsprojekte verantwortlich.
André Wehner Am 1. Juni 2021 hat André Wehner den CIO-Posten bei MAN Truck & Bus übernommen. Als IT-Chef verantwortet Wehner die weltweite IT des Nutzfahrzeugherstellers. Dazu zählen auch Produktionswerke, Logistikzentren und die eigenen Landesvertriebsgesellschaften. Sein Vorgänger Stephan Fingerling geht als Geschäftsführer zur Group IT Services GmbH, der IT-Tochter der Volkswagen Gruppe. Vor seinem Wechsel zum Münchner Nutzfahrzeughersteller war Wehner CDO bei Skoda Auto. In der neu geschaffenen Stelle kümmerte er sich dort seit 2016 um Unternehmensentwicklung und Digitalisierung.
Maik Krüger Am 1. April trat Maik Krüger die Position des CIO bei Dräxlmaier an. Der studierte Wirtschaftsinformatiker war jahrelang in führenden IT-Positionen bei BMW tätig.
Sebastian Stoll Seit 1. Juni 2021 ist Sebastian Stoll CIO und Group Vice President IT der FEV Gruppe. Er hat den Posten von Andreas Engels übernommen, der beim Kölner Compliance-Startup Kerberos eingestiegen ist. Stoll berichtet an CFO Jürgen Koopsingraven. Neben der Einführung von SAP S/4 Hana will Stoll die IT in die Cloud verlagern und die Security verbessern.
Saskia Kohlhaas Saskia Kohlhaas ist seit November 2021 Senior Vice President Information Technology beim Engineering-Dienstleister der Automobilindustrie IAV.
Thomas Külpp Seit August 2017 ist Thomas Külpp neuer CIO beim Autobauer Opel Automobile GmbH in Rüsselsheim. Zuvor war er bei Opel Director Sales & Marketing. Külpp hat Maschinenbau an der University of Applied Sciences in Wiesbaden studiert und als Diplom-Ingenieur abgeschlossen. Er arbeitet bereits seit 27 Jahren in verschiedenen Positionen bei Opel.
Marcus Claesson Marcus Claesson ist CIO bei Daimler Truck. Er berichtet an den Vorstand für Finanzen und Controlling, Jochen Goetz. Darüber hinaus verantwortet Marcus Claesson die Connectivity Services innerhalb der Daimler Truck AG. Er ist seit 2017 im Unternehmen. Zuvor war Claesson CIO bei Electrolux AB.
Uwe Kühne Uwe Kühne ist seit 2017 CIO bei GF Casting Solutions, einer Division des Georg Fischer Konzerns. Er fing 2004 bei der Georg Fischer Automobilguss GmbH als Systemanalytiker an und war zuletzt bis Ende 2016 als Head IT Operational Services bei GF Automotive für die Erbringung zentraler IT Infrastrukturleistungen verantwortlich. Auf seiner Agenda stehen die strategische Neuausrichtung der zentralen IT-Organisation, die Vorbereitung auf SAP S4/HANA, die Verlagerung zentraler IT Dienste in die Cloud sowie die Verbindung zwischen klassischer IT und Automations-Bereichen („i4.0“). GF Casting Solutions ist eine von drei Divisionen der Georg Fischer AG, ein börsennotiertes Unternehmen mit Hauptsitz in Schaffhausen, Schweiz. Das 1802 gegründete Industrieunternehmen betreibt in 33 Ländern 131 Gesellschaften, davon 51 Produktionsstätten.
Felix Willing Felix Willing ist seit Januar 2018 Leiter des Bereichs Information Management beim Automobilzulieferer Hella GmbH & Co. KGaA im nordrhein-westfälischen Lippstadt. In dieser Position fungiert er zugleich als CIO für den globalen Hella Konzern. Zuletzt war er CIO beim Windturbinenbauer Nordex Acciona Windpower AG in Hamburg.
Bernd Süßmann Bernd Süßmann ist seit September 2018 Head of Corporate IT bei der SAS Automotive in Karlsruhe, einem Joint Venture zwischen Continental and Faurecia. Er trägt dort die Gesamtverantwortung für die IT, führt dabei 80 Mitarbeiter und berichtet an den CFO des Unternehmens, Ekkehard Klautke.
Bernhard Pluhatsch Bernhard Pluhatsch ist seit Oktober 2018 neuer Head of IT, Transmission Systems bei Magna Powertrain Transmission Systems (MPT TS) in Untergruppenbach bei Heilbronn. Er kommt von der Nürnberger Leoni AG, wo er von 2002 bis 2018 Vice President IT Infrastruktur war.
Michael Simon Michael Simon (56) ist seit 1. Juli 2019 der Leiter Zentral IT und CIO der Volkswagen Retail Group. Er berichtet an die Geschäftsführung. Zuvor war der studierte Informatiker seit 2015 Leiter IT bei der Weiss Umwelttechnik GmbH. Insgesamt bringt er Erfahrung aus drei Jahrzehnten als Fach- und Führungskraft in der IT mit, unter anderem bei der Salzgitter AG Group.
Simon Blankenstein Seit Oktober 2022 verantwortet Blankenstein als CIO die IT der Huf Group. Er berichtet an CFO Rainer Heupel. Zu seinen wichtigsten Aufgaben gehört der weltweite Rollout von SAP S/4 HANA.
Tommy Andreasen Nach der Fusion von MAN Diesel und MAN Turbo wurde Tommy Andreasen, vorher CIO von MAN Diesel, Anfang 2010 CIO der neu geschaffenen MAN Diesel & Turbo Gruppe. In den vergangenen 20 Jahren übernahm Tommy Andreasen innerhalb der MAN Diesel Gruppe verschiedene Management Positionen, schwerpunktmäßig im Bereich Finanzen und Controlling. Im Jahr 2000 wurde er Head of Information Technology bei MAN Diesel in Dänemark und entwickelte und führte eine neue IT-Strategie ein. 2006 wurde er dann CIO des gesamten MAN Diesel Konzerns.
Die Basis lieferte Microsofts Azure-Cloud-Plattform. "Wir verfolgen im Konzern eine Cloud-Strategie mit Azure. Know-how und die Partnerschaft mit Microsoft waren bereits fest etabliert. Deshalb war Azure auch als Basis für die DMP die sinnvollste Lösung", erklärt Joachim Sprinz, Program Manager IIoT - Digital Manufacturing Platform bei ZF.
Azure-IoT-Komponenten sammeln nun Daten aus den Produktionsmaschinen und speisen sie in einen Data Lake ein. Der Azure Data Explorer bereitet sie für die Analyse vor. Das Nutzermanagement erfolgt über Azure Active Directory. Das Frontend der DMP-Anwendung lässt sich über eine Webseite aufrufen, auf der die Kennzahlen via Power BI in Dashboards dargestellt werden.
Self Service im Werk
Über die Plattform kann ZF Maschinen automatisch im Self Service mit der Cloud verbinden. "Ältere Bestandsmaschinen in die Landschaft zu integrieren, gestaltet sich oftmals schwierig," sagt Thorsten Schulze, Projektleiter im Pilotwerk Diepholz bei ZF. Maschinenprogramme seien oft nicht kommentiert, Programmierer und Hersteller häufig nicht mehr greifbar. Neue Anlagen anzubinden, artete daher in große Projekte aus.
Die DMP löst dieses Problem. "Mit unserem Connectivity-Board können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Maschinen einfach selbst verbinden - mehr oder weniger per Knopfdruck, sofern sich diese bereits im Netzwerk befinden," so Schulze.
Anwendungen im Piloteinsatz
Im Pilotwerk Diepholz helfen Anwendungen wie Worker Cockpit, OEE Analyzer und Condition Monitoring, den Betrieb zu optimieren. Das Worker Cockpit erfasst Verluste in der Produktion nahezu in Echtzeit. Gründe für Störungen dokumentiert die Maschine automatisch und sendet sie an die DMP.
Anschließend kommt der OEE Analyzer zum Einsatz, mit dem sich die gesammelten Daten auswerten lassen. Das bereitet die Grundlage für Optimierungen. Schulze: "So wird zum Beispiel sichtbar, wenn eine Maschine nicht optimal läuft, und wir können direkt eingreifen." Das führe zu höherem Durchsatz der Maschine und einem effizienteren Betrieb. "Dafür muss das Problem aber erst sichtbar werden. Genau das schaffen wir mit unserer DMP auf Basis von Azure", sagt der Manager.
Das Condition Monitoring hilft bei der Wartung. Überschreitet eine Maschine einen Schwellenwert, erhalten die Instandhaltungsteams eine Push-Nachricht mit allen relevanten Informationen. So wissen die Reparateure, welche Werkzeuge und Ersatzteile sie benötigen. Das spart Zeit und Laufwege. Zudem lassen sich so auch drohende Stillstände schneller erkennen.
Derzeit ist die DMP in 18 Werken im Einsatz. ZF plant, sie an allen Produktionsstandorten weltweit auszurollen. Die Plattform soll der "Single Point of Information" aller Fabriken werden und als zentrale Anlaufstelle für Daten und Applikationen dienen. Das Ziel ist, Prozesse weiter zu optimieren, nicht wertschöpfende Tätigkeiten zu vermeiden und die unternehmensweite Vernetzung voranzutreiben.
ZF | Produktionsdatenplattform Branche: Industrie / Automobil Use Case: Händische Arbeitsschritte automatisieren, effizientere Abläufe, vorausschauende Instandhaltung Produkte: Microsoft Azure Plattform, Active Directory, Data Lake, Data Explorer, IoT Connectivity, Power BI Dienstleister: Microsoft Einsatzort: Pilotwerk Diepholz und 17 weitere Werke, weltweiter Rollout geplant