Mit Home Office und flexiblen Arbeitsmodellen hat Ronald Rubens kein Problem, viel mehr im Gegenteil: Mitarbeiter bräuchten eher mehr als weniger Freiheit. Nur so könne ein Unternehmen wachsen, davon ist der Avaya-Manager überzeugt.
Von den Skandinaviern könne man viel lernen, vor allem in Sachen flexibles Arbeiten. So beginnt Ronald Rubens unser Gespräch bei einem Kaffee am Rande der Hamburger IT-Strategietage 2016. "In Schweden haben Mitarbeiter das Recht, von zu Hause aus zu arbeiten, wenn ihr Kind krank ist", führt der Avaya-Manager aus Holland aus. Auch in den Niederlanden sei man in Sachen Home Office schon viel weiter als hier in Deutschland.
In der Tat erließ das holländische Parlament im Sommer 2015 ein Gesetz, welches es Arbeitnehmern gestattet, von zu Hause aus zu arbeiten. Angestellte (in Unternehmen ab zehn Mitarbeitern) können Telearbeit einfordern, und Arbeitgeber dürfen nur unter bestimmten Bedingungen ablehnen. Etwa, wenn es die Funktion - zum Beispiel Servicekraft in der Gastronomie - nicht zulässt. Die Beweislast liegt beim Arbeitgeber.
Rubens befürwortet derartige Initiativen, die ein freieres Arbeiten für Mitarbeiter ermöglichen. Und das nicht nur, weil er für den TK-Ausrüster Avaya arbeitet, der Collaboration-Lösungen für verteiltes Arbeiten und somit auch für Heimarbeitsplätze anbietet. "Wenn man Leute zu sehr kontrolliert, ist das kontraproduktiv", hat der Holländer festgestellt und schildert das Beispiel eines Softwareentwicklers bei einem früheren Arbeitgeber. Dieser habe vornehmlich nachts gearbeitet, weil er zu dieser Tageszeit am kreativsten war. Dafür sei er immer erst mittags ins Büro gekommen. Der Arbeitgeber habe das zugelassen und dadurch hätten beide Seiten sehr profitiert.
Wider den Kontrollwahn
"Je mehr Raum man Menschen gibt, desto kreativer sind sie", ist der Niederländer überzeugt. Führungskräfte täten gut daran, dem Kontrollwahn und Micro-Management abzuschwören und ihre Unternehmen an ihren Mitarbeitern und deren Talenten auszurichten.
Das hieße ja nicht, dass künftig alle nur noch zu Hause und völlig ohne Kontakt zu ihren Vorgesetzten oder Kollegen arbeiten sollten. Rubens: "Ich würde meinen Mitarbeitern niemals erlauben, zu 100 Prozent im Home Office zu arbeiten." Denn wirkliche Nähe und belastbare Beziehungen entstünden nur im realen Leben und im direkten Kontakt zueinander. Ohne gewisse Präsenzzeiten ginge es nicht. "In der gemeinsamen Kaffeeküche bekommen Mitarbeiter viel mehr mit, als in irgendwo sonst im Unternehmen", lacht der Manager.
Effizient Arbeiten im Home Office
Wie wird Arbeiten im Home Office effizient? Unify gibt einige praktische Tipps, mit denen Mitarbeiter auch ihr Home Office möglichst produktiv gestalten können.
Grenzen setzen - auch zu Hause Im eigenen Heim lauern zahlreiche Ablenkungen: Nicht abgespültes Geschirr, der Kühlschrank, Radio oder Fernseher üben ungeahnte Anziehungskräfte aus und stören die produktive Arbeit.
Ein festgelegter Arbeitsbereich, ... ... der vom übrigen Wohnraum abgetrennt ist, verhilft auch zu klaren Grenzen im Kopf. Die Gefahr der Ablenkung wird geringer.
Einen Fensterplatz buchen Stress bremst die Produktivität. Ein Blick aus dem Fenster bietet Abwechslung, noch mehr wenn er direkt ins Grüne geht. Außerdem ist es für Bildschirmarbeiter sinnvoll, regelmäßig in die Ferne zu sehen, zumindest einige Meter hinter den Monitor.
Ein Fensterplatz ... ... verringert die Belastung der Augen und damit auch den Arbeitsstress. Tipp für alle, die keinen Platz am Fenster haben: Auch Zimmerpflanzen oder ein Zimmerbrunnen sorgen für entspannte Atmosphäre.
Mit Farben spielen Farbe ist ein wichtiger Faktor für jeden Büroraum, egal ob in der Firma oder zu Hause. Farben beeinflussen die Stimmung wesentlich.
Neutrale Farben wirken beruhigend, ... ... während manche Orange- und Gelbtöne sogar das Hungergefühl fördern. Besonders zu empfehlen für eine produktive Arbeitsumgebung sind Zitronentöne, Pastellblau oder Cremefarben.
Auf einen ergonomischen Arbeitsplatz achten Mitarbeiter können nur produktiv sein, wenn sie gesund sind und einen komfortablen Arbeitsplatz haben.
Das Büro zuhause ... ... soll auch nach ergonomischen Vorgaben eingerichtet werden, um gesund und leistungsfähig zu bleiben. Hier sind ebenfalls die Arbeitgeber gefragt: Sie sollten unbedingt dafür sorgen, dass alle ihre Mitarbeiter die nötigen Informationen zur Ergonomie am Arbeitsplatz bekommen.
Für Flexibilität sorgen Auch wenn das Home Office seinen festen Platz in der Wohnung haben sollte: Stuhl und Schreibtisch festzuschrauben, hilft auch nicht weiter.
Dagegen fördert es die Kreativität ... ... gelegentlich die Position und damit den Blickwinkel auf die aktuelle Arbeit zu wechseln. Es ist ebenfalls hilfreich, Dinge neu sortieren zu können oder die Arbeit anders anzuordnen - dafür sollte auch im Home Office Platz sein.