Kienbaum sieht einen deutlichen Nachholbedarf beim Personalmanagement. Lediglich sieben Prozent der Firmen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz betrieben bisher eine exzellente Personalarbeit, stellen die Berater in ihrer aktuellen Strategiestudie fest. Auch die IT kann nach Einschätzung von Kienbaum ein Schlüssel sein, die Lage zu verbessern.
Angesichts des sich in vielen Branchen abzeichnenden mittelfristigen Fachkräftemangels scheinen in jedem Fall noch jede Menge Hausaufgaben zu erledigen sein. Insbesondere haben die Personalabteilungen offenbar selbst ein Personalproblem. Weniger als die Hälfte der Personaler seien mit ihrer Arbeit zufrieden, so Kienbaum. Karrieremöglichkeiten außerdem des Feldes Human Resources (HR) sehen die wenigstens – lediglich 9 Prozent.
„Die Personalfunktionen sind für Top Performer und High Potentials ganz offensichtlich noch nicht attraktiv genug“, sagt Projektleiter René Werthschütz. Kienbaum mahnt deshalb an, mehr in diese Funktion zu investieren.
Denn offenbar droht vielerorts eine Abwärtsentwicklung, mit der sich beispielsweise der oft beschworene „War on Talents“ nicht gewinnen lässt. Die befragten Unternehmen erreichten oft die eigenen Ziele einer verbesserten Kosteneffizienz und Wertschöpfung nicht, konstatieren die Berater. Die größten Schwierigkeiten bestünden im HR-Bereich selbst. 53 Prozent der Befragten klagen über unklare Definition der Schnittstellen, 42 Prozent über mangelnde Lernfähigkeit der HR-Mitarbeiter und ein Drittel über deren mangelnde Kompetenzen.
Der Ankerpunkt für ein erfolgreiches Umsteuern scheint in erster Linie die Unterstützung durch die Unternehmensführung zu sein. Im Segment der HR-Produkte und -Prozesse (einer von vier beleuchteten Bereichen) kommt der Auswahl geeigneter IT-Tools indes ebenfalls eine wichtige Bedeutung zu.
Nachholbedarf auch beim Talent Management
36 Prozent der Befragten geben die IT-Unterstützung als Erfolgsfaktor für effiziente und effektive Personalprozesse an. Das Potenzial intelligenter Tools haben aber in vollem Umfang nur Unternehmen aus der Schweiz erkannt. Eidgenössische Firmen greifen die Bedeutung eines IT-Supports zu 80 Prozent heraus – und fahren offenbar erfolgreich damit, personelle Ressourcen jenseits der Routine freizuschaufeln.
Indes ist die Gewichtung des Faktors IT auch branchenabhängig. Die befragten Transport- und Logistikunternehmen betrachten ihre Tools zu 71 Prozent als erfolgskritisch. Nach Einschätzung der Kienbaum-Berater lässt sich davon auch in anderen Firmen etwas lernen. Denn immer noch würden in der Personaladministration- und abrechnung Kapazitäten gebunden, die deshalb in strategischen Prozessen fehlten. „So kommt der Personalbereich seiner angestrebten Rolle als HR-Business-Partner nicht näher“, heißt es in der Studie. „Nach wie vor geht es darum, die administrativen Prozesse zu verschlanken und effizienter zu gestalten, auch unter dem Einsatz von IT-Technologie.“
Ähnlich ernüchternd fällt das Urteil über das immer wichtigere Talent Management aus. Derzeit hätten die Firmen vor allem die Entwicklung der eigenen Mitarbeiter im Blick. Aber nur 28 Prozent der Befragten geben an, ihr Talent Management mit dem Learning Management verzahnt zu haben. Rückständigkeit herrscht auch bei den Lernformen vor. Nur ein gutes Fünftel beispielsweise sagt, dass E-Learning angemessen ausgebaut sei.
Die Studie „HR Strategie & Organisation“ ist bei Kienbaum erhältlich.