Die Informationstechnologie gehört in den deutschen Versicherungsunternehmen zu den Grundpfeilern der Wertschöpfungskette - doch sie steht auf wackeligen Beinen. Das zeigen die Ergebnisse der aktuellen Studie "Unternehmensarchitektur in der deutschen Assekuranz" der PPI AG. Zwei Drittel Altsysteme sind im Einsatz und ein Austausch gegen moderne serviceorientierte Architekturen steht bei vielen Unternehmen nicht auf der Agenda. Denn die Umrüstung zieht komplexe Probleme nach sich.
Unternehmen, die sich für einen Austausch der alten gegen neue IT-Systeme entscheiden, können diese in der Regel nicht ohne Schwierigkeiten in vorhandene ältere Strukturen integrieren. Daher setzen viele Versicherer an wichtigen Schnittstellen noch immer fehleranfällige IT-Anwendungen ein, so Tobias Kohl, Leiter CIO-Services beim Software- und Beratungshaus PPI.
"Die Folge sind Systembrüche und manuelle Tätigkeiten, die zu vielen Ineffizienzen bei der Abwicklung von Geschäftsprozessen führen, obwohl flexible IT-Lösungen hier längst Abhilfe schaffen könnten", so Kohl.
Laut PPI-Studie sehen die Versicherer insbesondere bei den Bestandsführungssystemen einen großen Investitionsbedarf. Um auch künftig eine effiziente Datenorganisation zu gewährleisten, sind Nachrüstaktionen daher eigentlich unumgänglich. Dennoch wird gerade bei den IT-Budgets oft der Rotstift angesetzt. Keine gute Entscheidung, so das Urteil der Studienexperten, lassen sich doch mit einer effektiven IT neue Produkte, Services und Businessmodelle nicht nur besser, sondern auch kostengünstiger umsetzen.
Potenzial der Unternehmensarchitektur nicht ausgeschöpft
Um die Vorteile neuer IT-Systeme auch realisieren zu können, ist es allerdings notwendig, mittels einer gut dokumentierten Unternehmensarchitektur Transparenz herzustellen, automatisierbare Prozesse zu identifizieren, Aufgaben zu priorisieren und die Ressourcen sinnvoll zu verteilen.
Allerdings schöpft die Mehrheit der Versicherer das Potenzial der Unternehmensarchitektur nicht aus. Geschäfts- und IT-Strategie sind noch nicht ausreichend verzahnt und führen dazu, dass Projekte, Mitarbeiter und Geschäftszahlen nicht mit dem "Blick auf das große Ganze" gesteuert werden, zeigen die Antworten der Versicherer in der Studie.
So werden oft einzelne Fachbereiche bei strategischen Entscheidungen nicht einbezogen. Die Kommunikation zwischen den hausinternen Abteilungen ist unzureichend. Nur etwa jedes siebte Unternehmen behauptet von sich selbst, eine gute Dokumentation seiner Unternehmensarchitektur zu besitzen.
Durch die fehlende Dokumentation und Kommunikation verschenken Versicherer viel Potenzial, sagt Kohl: "Eine für das gesamte Unternehmen definierte Architektur ist ein zentrales Instrument zur Koordination zwischen unterschiedlichen Unternehmensbereichen. Etwa für die integrierte Gestaltung von Informationssystemen, Organisationsstrukturen und Unternehmensstrategien."
Eine funktionierende, sprich im Unternehmen gut verankerte und gelebte Architektur birgt dagegen viele Vorteile: Die Inhalte und Modelle stellen Transparenz her und können sowohl für die Strategieentwicklung als auch die anschließende Umsetzung im operativen Tagesgeschäft genutzt werden.
Architektur-Projekte scheitern oft an fehlender Kommunikation
Wichtig ist dabei, so Experte Kohl, dass die Nutzung und Weiterentwicklung der Unternehmensarchitektur stets in alle Prozesse und Projekte eingebunden wird und die handelnden Personen sorgfältig ausgewählt werden.
"Bei dieser Auswahl sollten nicht nur fachliche Kriterien eine Rolle spielen, sondern auch so genannte Soft-Skills berücksichtigt werden", betont Kohl. Denn die Studienergebnisse belegen, dass viele Unternehmensarchitektur-Projekte an schlechter oder sogar fehlender Kommunikation scheitern.