Am Tag 99 ihrer gemeinsamen Amtsperiode als Co-CEOs von SAP ging es dem Führungsduo Bill McDermott und Jim Hagemann Snabe darum, Optimismus zu versprühen und mit Zuversicht die Zukunft von SAP zu zeichnen. Die beiden wollten überzeugen, dass SAP auch in Zukunft wenn nicht der wichtigste so doch einer der wichtigsten IT-Partner von Unternehmen sein wird. Mit neuen Technologien, flexiblen Anwendungen und Lösungen für jedes Gerät möchten die Walldorfer dieses Ziel erreichen.
Bei der Auftaktpressekonferenz der dreitägigen SAP-Kundenmesse "Sapphire Now" stellten sich die beiden Vorstandschefs gemeinsam dem Publikum. Jim Hagemann Snabe tat dies in Frankfurt, sein Kollege Bill McDermott in Orlando (USA). Bis Mittwoch findet die SAP-Kundenkonferenz an den zwei Orten statt. Mit insgesamt 50.000 Teilnehmern rechnet der Walldorfer Software-Konzern auf den beiden Veranstaltungen.
Im Mittelpunkt der Pressekonferenz stand die gerade erst angekündigte Übernahme des Datenbank-Spezialisten Sybase: Die mit 4,6 Milliarden Euro zweitgrößte Akquisition der Walldorfer läute eine neue Ära ein, versuchten McDermott und Hagemann Snabe klarzumachen. Die Zukunft der Unternehmen liege in der Mobilität und hier wolle SAP ein entscheidendes Wort mitreden.
"Mobilität ist einer der Eckpfeiler von SAPs Strategie", sagte Snabe. "Wir wollen die Nummer eins bei mobilen Lösungen werden." Das SAP-Management ist davon überzeugt, dass seine Kunden künftig mehr Anwendungen auf Laptops oder Handys haben wollen. "Der Desktop der Zukunft ist das mobile Gerät", sagte Snabe.
In-Memory-Technologie
Doch nicht allein darum sei es bei der Sybase-Übernahme gegangen. Eng damit zusammen hänge auch SAPs Datenbank-Technologie. In-Memory wurde zwar nicht von SAP erfunden, gemeinsam mit Partnern wie Intel haben die Walldorfer die Technik in den vergangenen Jahren aber auch für ihre Produkte weiterentwickelt.
Für Hagemann Snabe liegt hier der zweite strategische Grund für die Übernahme. Die In-Memory-Technologie werde die Art und Weise verändern, wie Unternehmen Daten erfassen, speichern und analysieren können. Mit ihr entfällt die Speicherung auf Festplatten. Die Verarbeitung von Daten findet deutlich schneller im Arbeitsspeicher statt. Sybase soll für die Verbreitung der In-Memory-Technologie nun den Boden bilden. "Wir glauben daran, dass die Präsenz, die Sybase in diesem Bereich vorweist, uns die Möglichkeit gibt, diese Technologie schneller an den Markt zu bringen", sagte er.
Letztlich ginge es SAP darum, den Kunden das Leben einfacher zu machen, argumentierte Kollege McDermott aus Orlando. Mit den neuen Technologien ließen sich die Betriebskosten (TCO) der Unternehmen senken, während gleichzeitig der Wertbeitrag der IT steigt.
McDermott bekräftigte noch einmal die Absicht, Sybase als eigenständiges Unternehmen weiterlaufen zu lassen. Es werde keine Verpflichtung geben, SAP und Sybase miteinander zu kombinieren. "Wir wollen offen bleiben für alle unsere bisherigen Partner, auch wenn sie mit Sybase konkurrieren. Der Kunde soll die Wahl haben." An diesem Punkt erlaubte sich McDermott die einzige Anspielung auf den SAP-Rivalen Oracle: "Es wird für beide Unternehmen um Wachstum gehen", sagte er. "Nicht wie bei anderen Akquisitionen, die man im Raum Nord-Kalifornien beobachten konnte, bei denen 21.000 Leute ihre Jobs verloren haben."
Das wegen seinen Verzögerungen beim Markteintritt immer wieder ins Gerede gekommene Business by Design tauchte nur noch am Rande der Sybase-Strategie auf. Wesentlich Neues gab es hier auch eigentlich nicht zu sagen: Die SAP-Manager bestätigten, dass es in diesem Sommer zur versprochenen Auslieferung kommen werde. Konkrete Ziele, wie sich das Geschäft entwickeln soll, wurden nicht genannt. Schließlich handele es sich um ein komplett neues Geschäft. Auch die Bewertung des Business-by-Design-Business stehe auf einer neuen Grundlage. Anstelle einer bestimmten Umsatzgröße gehe es SAP darum, eine gewisse Zahl an Kunden zu erreichen.
Business by Design ab Juli
SAP wird Business by Design im Juli in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, den Vereinigten Staaten, Indien und China ausliefern. Die Software wird direkt über das Internet in einem Browser aufgerufen und nicht mehr auf einem Firmenrechner installiert. "Wir sind optimistisch, dass wir die Killer Applikation in diesem Bereich haben", reagierte McDermott auf die Frage, ob ERP überhaupt die richtige Anwendung für On-Demand-Angebote sei. "Die Kunden haben unterschiedliche Bedürfnisse, und wir werden ihre Wünsche erfüllen, sei es On Premise, On Demand oder On Device."
Parallel zur Veranstaltung wurde im Internet mitdiskutiert. SAP präsentiere sich viel positiver, mutiger und selbstbewusster als noch vor einem Jahr, schrieben viele Beobachter nach der Auftaktpressekonferenz der SAP-Kundenkonferenz "Sapphire Now" auf der Plattform Twitter.