Bei der Allianz sei die IT-Strategie kein Motto, das leicht ausgegeben werde und sich schnell wieder ändere, betont Friedrich Wöbking, IT-Vorstand für die Allianz Versicherungs-AG und die Dresdner Bank. Gemeinsam mit Vorstandsmitglied Gerhard Rupprecht, der neben dem Ressort Lebensversicherungen für die IT in der Gruppe zuständig ist, verantwortet er die IT des Konzerns.
Bei den Münchnern, die sich seit der Fusion mit der Dresdner Bank auf dem Weg zum globalen Finanzdienstleister befinden, sind IT und Geschäft traditionell eng miteinander verzahnt. Sach-, Lebens- und Krankenversicherungen bilden den Kern der Allianz. Die Unterstützung der Vertriebsleute vor Ort hat oberste Priorität. Immer schneller werden neue Produkte auf den Markt geworfen, die von der IT so zeitnah wie möglich abgebildet werden müssen.
"Das Agentur-Management-Informationssystem 'Amis' haben wir eins zu eins auch bei der Dresdner Bank installiert", sagt Ralf Schneider, Leiter Informationssysteme des Vertriebs. Die Vertreter in 14 000 Agenturen und die Versicherungs- und Vermögensbeauftragten in den Bankfilialen haben damit Zugriff auf das Intranet, wo das gesamte Angebot des Konzerns hinterlegt wird. Im Rahmen eines Pilotprojekts wird derzeit auch der Zugriff über UMTS getestet.
Großer Anteil an IT-Eigenentwicklungen
Traditionell gibt es eine große Menge an selbst entwickelter Software bei der Allianz, wie auch bei vielen anderen Banken und Versicherern. Wichtigste IT-Anwendungen sind neben Amis die Kundendatenbanken "CDB" und Data Warehouses für die Versicherung sowie die mächtigen Backoffice-Systeme bei der Bank und der Versicherung.
Die wichtigsten laufenden IT-Projekte sind die Smartcard-Einführung im Außendienst, die Migration auf Windows XP und die IT-Realisierung der Anforderungen für Basel II sowie für das US-Bilanzierungssystem GAAP. Bei der Dresdner Bank geht es vor allem um die Erneuerung der Kreditsysteme.
Beim Thema Outsourcing ist der Konzern zurückhaltend. Allerdings liegen das Netz für die Agenturen und Teile des Desktop-Services in fremden Händen. Nur einige Gesellschaften, etwa die Allianz Cornhill in England, nutzen Offshore-Services. In Deutschland gebe es nur einzelne Projekte in der Anwendungsentwicklung, die mit einem indischen Anbieter durchgeführt wurden. "Eine Outsourcing-Möglichkeit wird von Fall zu Fall geprüft und in Einzelfällen durchgeführt", heißt es vorsichtig in München.
Zunächst solle optimiert werden, dann könne man weiter über Outsourcing nachdenken, so Vorstand Wöbking. "Wir beginnen erst mit der Entwicklung von IT-Lösungen, wenn Anforderungen und Nutzen überzeugen und Ressourcen gruppenweit optimal ausgenutzt werden", sagt er. Ob man irgendwann in Zukunft einmal die Rechenzentren von Externen betreiben lassen wolle, sei heute noch nicht zu beantworten. Klar sei aber, dass der weitere Weg in der Branche zu einer Industrialisierung der IT führe, um zusätzliche Produktivitätsreserven zu erschließen.
Integration der Dresdner hat geklappt
Der Zusammenschluss mit der Dresdner Bank wurde durch einen Top-Level-Integrationsausschuss auf Vorstandsebene gemanagt. Inzwischen wurden die Rechenzentren fusioniert, es gibt ein gemeinsames Netzwerk für Versicherungsvertreter und Bankmitarbeiter. Aus den IT-Gesellschaften Dregis (Dresdner Bank) und Agis (Allianz) wurde zum 1. Januar 2003 die Agis Allianz Dresdner Informationssysteme.
Zurückhaltung und Voraussicht lautet die Devise. Wöbking muss sich deshalb nach eigener Aussage nicht täglich mit neuesten Technologien und Standards beschäftigen. "Wichtig ist mir, dass ich Top-Leute bei mir habe", sagt er, "die wirklich wissen, womit sie sich befassen." Nämlich mit dem Verkauf von Versicherungs-, Vorsorge- und Vermögensprodukten.