Zwo Komma Drei. Klingt wie ein ganz passabler Abi-Schnitt oder Frau von der Leyens Messlatte für die deutsche Geburtenrate. Ist aber nur eine oberflächliche Zahl, an der CIOs gerne gemessen werden: 2,3 Prozent betragen durchschnittlich die IT-Kosten am Umsatz. Das hat die International IT Benchmark Association (IITBA) anhand ihrer bisherigen Datenbasis ausgerechnet. Wer wissen will, wie sein Unternehmen dabei abschneidet, kann sich jetzt für die nächste Runde des Benchmarks anmelden.
Die IITBA ist zu Beginn dieses Jahres von den Professoren Helmut Krcmar (Lehrstuhl für Wirtschaftsinformatik an der Technischen Universität München) und Gerold Riempp (Institute of Research on Information Systems an der European Business School, EBS) gegründet worden und führt die vorangegangene Arbeit des CIO-Panels (Horváth & Partners und EBS) wie die der TU München fort. Nach eigenen Worten versteht sich die IITBA als Durchführer von "IT-orientierten Vergleichsstudien zum Nutzen der teilnehmenden Organisationen". Ziel ist es, mittels standardisierter Benchmark-Fragebögen die IT der Teilnehmer in einem ganzheitlichen Ansatz mit sieben Teilbereichen zu analysieren. Die Mitarbeiter der IITBA bringen bereits Erfahrungen sowie eine Datenbank mit Kennzahlen aus früheren Vergleichsstudien mit.
Dabei geht es nicht darum, schlicht Kennzahlen zu sammeln. "Wir sehen diese Daten in einem Bezugsrahmen", erklärt Professor Riempp. "Die Frage ist: Zu welcher Kenngröße werden die jeweiligen Zahlen in Bezug gesetzt?"
Tücken des arithmetischen Mittels
Für das eingangs erwähnte Beispiel von den IT-Kosten liest sich das wie folgt: Die teilnehmenden Unternehmen verbuchen zwischen 0,8 Prozent und 5,6 Prozent IT-Kosten am Umsatz. Das arithmetische Mittel liegt bei 2,3 Prozent. Werden die Kosten auf die betreuten Mitarbeiter umgerechnet, erstreckt sich die Bandbreite von 2941 Euro bis 25.818 Euro pro Jahr. Der Mittelwert beträgt 9368 Euro. Deswegen müssen aber weder die Alarmglocken schrillen, wenn ein CIO die Mittelwerte überschreitet, noch die Korken knallen, wenn er drunter bleibt. "Nehmen Sie die Automobilzulieferer", sagt Professor Krcmar. "Ein Unternehmen stellt Achsen her, ein anderes Lichtmaschinen und Digitalelektronik. Es versteht sich von selbst, dass die IT bei dem zweiten Unternehmen eine viel größere Rolle spielt." Peer Group und Vergleichmaßstab ist eben nicht immer die eigene Branche.
Durch IT Benchmarking zu besserer IT Performance
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Vonseiten der Praxis bestätigt das Burkhard Schütte, CIO bei PricewaterhouseCoopers, der bereits am Benchmark teilgenommen hat. "Eine reine Kostenkennzahl ohne entsprechenden Bezugsrahmen macht für mich überhaupt keinen Sinn", sagt er.
Für ihn geht es um die Frage, welche Services die IT für diese Kosten erbringt. Schüttes Erfahrung: Trotz aller Automatisierung verursacht das Erfassen der Kostenkennzahlen einen erheblichen Aufwand. "Deswegen setzen wir bewusst auf einfache Verteilgrößen", so Schütte weiter. Das sei im Wesentlichen "pro User". Die Kennzahl IT-Kosten pro Arbeitsplatz richtet sich bei PricewaterhouseCoopers nicht nach Arbeitsplatz, sondern nach Consultant. Er wolle wissen, welchen Sockelbetrag er braucht, um einen Berater produktiv und effektiv einzusetzen, sagt der CIO. Für ihn eignen sich solche kostenorientierte Kennzahlen am besten, um internes Marketing zu betreiben, oder als Anhaltspunkte dafür, dass es andere vielleicht besser machen. Schütte warnt aber: "Man muss aufpassen mit schnellen ,Gut’- oder ,Schlecht’-Aussagen."
Auch Leistung definieren
Professor Helmut Krcmar betont weiterhin, dass nicht nur die IT-Kosten, sondern auch die Leistungen eindeutig definiert werden müssen. "Nur wenn Transparenz darüber herrscht, welche Leistungen zur IT gehören, können deren Kosten klar beziffert und damit verglichen werden", erklärt er. Professor Gerold Riempp fügt an, dass den ermittelten Werten vergleichbare Bezugsfaktoren zugrunde liegen müssen. Konkret: Wird zum Beispiel der weltweite Umsatz aller einem Unternehmen zugehörigen Geschäftseinheiten berücksichtigt, sind die IT-Kosten in gleicher Form zu erheben. Auch wenn sie außerhalb der Verantwortungsbereiche der zentralen IT liegen. Andernfalls ergeben sich nicht vergleichbare Aussagewerte.
Langfristig will die IITBA eine breite, wissenschaftlich fundierte und unabhängige Datenbasis aufbauen, die möglichst vielen CIOs eine neutrale Einschätzung des Standes ihrer IT ermöglicht. Insgesamt haben an den vorausgegangenen CIO-Panelrunden bereits etwa 130 Unternehmen mitgemacht.