An der Börse wurden die Neuigkeiten zunächst negativ aufgenommen: Die Papiere der Deutschen Börse gingen mit einem Minus von 1,1 Prozent in den Handel. Im laufenden Jahr kommen sie aber noch auf einen Zugewinn von knapp zehn Prozent, womit sie zu den besten Werten der ersten Börsenliga gehören.
Auf Jahressicht sollen die Nettoerlöse nun auf über 4,1 Milliarden Euro steigen, wie die Deutsche Börse am Mittwoch nach Börsenschluss in Frankfurt mitteilte. Zuvor waren "deutlich" über 3,8 Milliarden Euro das Ziel. Beim Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) will der Konzern mehr als 2,3 Milliarden Euro einfahren. Zuvor hatte er "deutlich" über 2,2 Milliarden Euro angepeilt.
Kosten könnten zum Problem werden
Gerade beim operativen Ergebnis erwarte die Mehrheit der Analysten aber bereits einen Wert von über 2,3 Milliarden Euro, schrieb Berenberg-Analyst Peter Richardson am Donnerstag. Die neue Prognose dürfte ihm zufolge also nicht dazu führen, dass die Experten ihre Erwartungen anheben. Im Gegenteil könnte es laut Richardson sogar bestehende Sorgen befeuern, dass wachsende Kosten für die Deutsche Börse zum Problem werden.
Der Marktplatzbetreiber hatte seine Jahresziele bereits in den vorherigen Quartalsberichten nach oben gesetzt. Im Wesentlichen fußt die neue Zuversicht auf dem erwarteten "zyklischen Rückenwind", wie es in der Mitteilung heißt. Gleichzeitig stiegen allerdings auch die Kosten, weil Währungseffekte, Inflation und steigende Vergütungen ins Kontor schlügen.
Derivate- und Energiemarkt punkten
Wie bereits zuvor profitierte die Deutsche Börse im abgelaufenen dritten Quartal vom anziehenden Handel am Derivate- und Energiemarkt. So stiegen die Nettoerlöse zum entsprechenden Vorjahreswert um 30 Prozent auf 1,09 Milliarden Euro. Der Anstieg liegt leicht über den Erwartungen der Analysten, ist aber zum Großteil auf zyklische Effekte zurückzuführen. Aus eigener Kraft schaffte die Deutsche Börse ein Wachstum von acht Prozent.
Im wichtigsten Segment "Trading & Clearing" legte der Handel mit Derivaten um mehr als ein Drittel zu. Die Erträge aus dem Handel mit Rohstoffen und Energie zogen um mehr als die Hälfte auf 123 Millionen Euro an. Überdurchschnittlich legte auch das Segment "Securities Services" zu, in dem sich die Zinserträge aus dem Bankgeschäft wegen des günstigen Zinsumfeldes mehr als versechsfachten.
Von den Konzernerlösen blieben 642 Millionen Euro als operatives Ergebnis hängen, ein Wachstum von 29 Prozent. Analysten hatten lediglich mit 590 Millionen Euro gerechnet. Ausgebremst wurde das Ergebnis von den gestiegenen operativen Kosten, die insbesondere auf einen höheren Personalaufwand zurückgehen.
Auf die Aktionäre der Deutschen Börse entfällt unter dem Strich ein Gewinn von 373 Millionen Euro und damit knapp ein Viertel mehr als im Vorjahr. Insgesamt sei der Deutschen Börse ein sehr starkes Quartal quer durch alle Geschäftsbereiche gelungen, schrieb Analyst Enrico Bolzoni von JPMorgan.
Am Donnerstag will sich der Vorstand um Theodor Weimer in einer Telefonkonferenz den Fragen der Analysten stellen. Im Rahmen seiner mittelfristigen Prognose will der Konzern zwischen 2019 und 2023 jährlich zehn Prozent zulegen - sowohl bei den Nettoerlösen als auch beim operativen Ergebnis. Je zur Hälfte soll das Wachstum aus Übernahmen stammen, bei denen laut Weimer allerdings keine größeren Deals zu erwarten sind. (dpa/ad)