Bank für Internationalen Zahlungsausgleich

BIZ warnt vor langem Weg aus Corona-Rezession

30.06.2020
Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) hat selbst bei einem Ausbleiben einer zweiten Infektionswelle in der Corona-Krise vor einem langen Weg aus der Rezession gewarnt.
"Geschlossen": Im besten Fall nur für einige Wochen. Im schlimmsten Fall für immer.
"Geschlossen": Im besten Fall nur für einige Wochen. Im schlimmsten Fall für immer.
Foto: Cryptographer - shutterstock.com

"Der Anstieg aus den Tiefen der Rezession könnte langwierig sein", hieß es in dem am Dienstag veröffentlichten Jahresbericht der Dachorganisation führender Notenbanken der Welt. Außerdem rechnet die BIZ mit einem starken Anstieg der Verschuldung und mit einer Pleitewelle, weil zahlreiche Unternehmen ihre Verluste aus der Hochphase der Corona-Krise nicht wieder wettmachen können.

"Bestehende Geschäftsmodelle werden nicht mehr tragfähig sein", hieß es weiter in dem Bericht. Auch in der aktuell einsetzenden Phase einer konjunkturellen Erholung nach dem massiven Einbruch in der Corona-Krise werden die Konsumausgaben nach Einschätzung der BIZ-Experten durch eine anhaltende Unsicherheit der Verbraucher gebremst. Darüber hinaus dürften viele Unternehmen wegen der Corona-Vorsichtsmaßnahmen weiterhin nicht mit der vollen Auslastung arbeiten, selbst wenn die Weltwirtschaft von neuen Ansteckungswellen verschont bleiben sollte.

BIZ prognostiziert schwache Preisentwicklung

Außerdem dürften die Bilanzen von Geschäftsbanken unter den Folgen der Krise leiden, warnten die BIZ-Experten. Sollten diese Verluste stark ausfallen, könnte die Fähigkeit der Geldhäuser beeinträchtigt werden, die konjunkturelle Erholung durch die Kreditvergabe zu stützen.

Nach Einschätzung der BIZ ist infolge der Krise mit einer generell schwachen Preisentwicklung zu rechnen. Wegen der trüben konjunkturellen Aussichten blieben die Inflationsrisiken kurzfristig nach unten gerichtet, heißt es in dem Bericht. Vielmehr dürfte wegen der schwachen Nachfrage "der deflationäre Druck überwiegen". Bei einer Deflation sinken die Verbraucherpreise, was die allgemeine wirtschaftliche Lage zusätzlich belasten kann.

Wegen der schwachen Preisentwicklung müsse die Geldpolitik der Notenbanken weiter locker bleiben, schreiben die BIZ-Experten. Auch wenn zahlreiche Industriestaaten mit gewaltigen staatlichen Konjunkturprogrammen gegen die Folgen der Krise ankämpften, könne der Druck auf die Zentralbanken steigen, in der Krisenpolitik noch einmal nachzulegen. Darüber hinaus seien viele Krisenmaßnahmen der Notenbanken nur schwer wieder rückgängig zu machen, sollte die akute Phase der Wirtschaftskrise überstanden sein. "Die in vielen Ländern bereits rekordverdächtigen Bilanzen der Zentralbanken könnten noch weiter expandieren", warnte die BIZ.

Nach Einschätzung der BIZ dürfte die Corona-Krise zu einer "neuen Wirtschaftslandschaft" führen, deren besonderes Merkmal eine viel höhere Verschuldung sein wird. Selbst in der Phase der konjunkturellen Erholung nach dem Corona-Einbruch könnte die Verschuldung insbesondere des öffentlichen Sektors weiter steigen. Nach Einschätzung der BIZ entwickelt sich die Corona-Krise daher zu einem Ereignis, das eine ganze Generation beeinflussen wird. (dpa/rs)

Zur Startseite