Von Abgas-Skandal bis Zwanzig-Euro-Schein

Das Wirtschaftsjahr 2015 von A bis Z

03.12.2015
Mindestlohn und Mietpreisbremse sorgen für Diskussionen. Die drohende Griechenland-Pleite hält Europa in Atem. Der Abgas-Skandal stürzt VW in eine tiefe Krise. Das ABC des Wirtschaftsjahres 2015.

Streiks, Grexit, Mindestlohn - manche Begriffe hatten in diesem Jahr Hochkonjunktur. Andere sind "Dauerbrenner".

A wie Autonomes Fahren: Ein Topthema bei der Automesse IAA. Das "vollautomatisierte Fahren" entspricht dem Autopiloten im Flugzeug - der Fahrer könnte auch auf dem Rücksitz Platz nehmen. Doch bevor solche Autos serienmäßig über die Straßen rollen, sind noch viele Fragen zu klären. Etwa: Wer ist schuld, wenn ein Unfall passiert?

B wie Bestellerprinzip: Mit der Mietpreisbremse wurde zum 1. Juni auch das sogenannte Bestellerprinzip bei Maklergebühren eingeführt. Nun trägt derjenige die Kosten, der den Vermittler beauftragt hat - das sind in der Regel die Vermieter. In der Vergangenheit mussten meist die Mieter die Maklergebühren zahlen.

C wie China: Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt schwächelt. Die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten sind vorbei. Die aktuelle Flaute hinterlässt erste Bremsspuren bei Deutschlands Exporteuren.

D wie Dax-Rekord: Erstmals in seiner Geschichte knackte das wichtigste deutsche Börsenbarometer im März die 12 000-Punkte-Marke. Im Laufe des Jahres drückten allerdings Griechenland-Krise, China-Sorgen, der VW-Abgas-Skandal und Terror-Sorgen die Kurse.

E wie EEG-Umlage: Die Energiewende wird für Verbraucher immer teurer. Die Ökostrom-Umlage, die alle Stromkunden bezahlen müssen, steigt 2016 auf ein Rekordniveau. Sie wird von derzeit 6,170 Cent auf 6,354 Cent pro Kilowattstunde angehoben.

F wie Flüchtlinge: Viele Ökonomen rechnen 2016 mit positiven Auswirkungen der Zuwanderung auf das Wirtschaftswachstum - allein durch staatliche Ausgaben für die Versorgung der Flüchtlinge und mehr Umsatz im Handel. Als große Herausforderungen gilt jedoch die Integration Zehntausender Menschen in den Arbeitsmarkt.

G wie Grexit: Monatelange hält die Sorge um ein mögliches Ausscheiden Griechenlands (Englisch: Greece + exit = Grexit) aus dem Euroraum Europa in Atem. Buchstäblich in letzter Sekunde einigt sich das von der Pleite bedrohte Land mit seinen Geldgebern auf Reformen und ein neues milliardenschweres Hilfspaket.

H wie Heta: Deutsche Banken laufen Sturm gegen den von Österreich verordneten Zahlungsstopp bei Altlasten der Krisenbank Hypo Alpe Adria. Wien hatte beschlossen, die Hypo-Alpe-Abwicklungsanstalt Heta abzuwickeln und dabei sämtliche Schuldenzahlungen zu stoppen. Dagegen klagen etliche deutsche Institute. Eine erste Verhandlung vor dem Frankfurter Landgericht soll Anfang 2016 stattfinden.

Industrie 4.0 steht für eine intelligente Vernetzung von Produktentwicklung, Produktion, Logistik und Kunden.
Industrie 4.0 steht für eine intelligente Vernetzung von Produktentwicklung, Produktion, Logistik und Kunden.
Foto: Nataliya Hora - Fotolia.com

I wie Industrie 4.0: Die enge Verzahnung der Produktion mit modernster Informations- und Kommunikationstechnik nimmt Formen an. Dabei koordinieren intelligente Maschinen selbstständig Fertigungsprozesse, Service-Roboter kooperieren in der Montage mit Menschen. Arbeitsmarkforscher rechnen damit, dass neue Arbeitsplätze entstehen, aber zahlreiche einfachere Jobs verloren gehen.

J wie Jobwunder: Der deutsche Arbeitsmarkt boomt. Die Zahl der Arbeitslosen sinkt, die der Erwerbstätigen steigt. Im kommenden Jahr könnte die Zahl der Menschen ohne Job wegen der Flüchtlingszuwanderung allerdings steigen.

K wie Kartellamt: Die Wettbewerbshüter untersagen Edeka die geplante Übernahme von Kaiser's Tengelmann mit seinen 450 Filialen und 16 000 Mitarbeitern. Die Unternehmen hoffen auf eine Ministererlaubnis.

L wie Libor: Über Jahre manipulierten Mitarbeiter mehrerer Großbanken den wichtigen Referenzzins, an dem sich viele Geschäfte orientieren. Auch einige Mitarbeiter der Deutschen Bank machten mit. Im Frühjahr einigt sich das Geldhaus mit Behörden in den USA und Großbritannien: Die Bank muss die Rekordstrafe von 2,5 Milliarden Dollar zahlen.

M wie Mindestlohn: Seit 1. Januar 2015 gilt in Deutschland der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde. Aus Sicht von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) brachte er Un- und Angelernten höhere Löhne und verhalf Minijobbern zu regulären Jobs. Arbeitgeber halten dagegen, es lasse sich nicht belegen, dass Minijobs in reguläre Jobs umgewandelt wurden.

N wie Niedrigzinsen: Der Leitzins im Euroraum verharrt knapp über der Nullmarke. Sparprodukte werfen deshalb kaum noch etwas ab. Dafür sind Kredite billiger. Das freut Immobilienkäufer.

O wie Ölpreis: Der Ölpreis sinkt und sinkt. Kostete Mitte 2014 ein Fass Rohöl noch mehr als 100 Dollar, sind es inzwischen weniger als 50 Dollar. Verbraucher können günstiger tanken und heizen.

P wie Pannenserie bei BER: Schon vier Eröffnungstermine des Hauptstadtflughafens wurden abgesagt. Planungsfehler und Baumängel müssen abgearbeitet werden. Nach letzten Angaben wird eine Eröffnung im zweiten Halbjahr 2017 angestrebt.

Q wie QE ("Quantitative Easing"): Im Kampf gegen Mini-Inflation und Konjunkturschwäche flutet die Europäische Zentralbank die Märkte seit März mit Geld. Bis mindestens September 2016 will sie Staatsanleihen und andere Vermögenswerte im Gesamtvolumen von mehr als einer Billion Euro kaufen. Kritiker warnen vor Blasen an den Finanzmärkten.

R wie Russlandsanktionen: Der Handel zwischen Deutschland und Russland ist eingebrochen, das bekommt etwa der Maschinenbau zu spüren. Die deutsche Wirtschaft plädiert für eine Lockerung der Sanktionen, die die EU im Juli 2014 in der Ukraine-Krise verhängte.

S wie Streiks: Ausstände von Lokführern, Lufthansa-Piloten und Flugbegleitern haben die Reisepläne vieler Menschen immer wieder durcheinandergewirbelt. Hinzu kamen Arbeitskämpfe unter anderem bei der Post und in Kitas. Die meisten Tarifkonflikte wurden im Laufe des Jahres beigelegt. Bei Lufthansa ist noch kein Ende absehbar.

T wie TTIP: Mit dem Freihandelsabkommen TTIP ("Transatlantic Trade and Investment Partnership") wollen die EU und die USA die weltgrößte Freihandelszone mit 800 Millionen Menschen schaffen. Der Wegfall von Zöllen und anderen Handelshemmnissen soll Wachstum bringen. Verbraucher- und Umweltschützer fürchten um europäische Standards.

U wie Uber: Der umstrittene Fahrdienstvermittler bietet über eine Smartphone-App verschiedene Fahrdienste an, darunter auch von privaten Fahrern. In Deutschland wurde das Uber-Geschäft durch mehrere Gerichtsentscheidungen deutlich eingeschränkt. Auch in anderen europäischen Ländern spürt das US-Unternehmen Gegenwind.

V wie VW-Abgas-Skandal: Der Autobauer steckt wegen des Skandals in einer tiefen Krise. VW hatte mit Hilfe einer Software Abgastests bei Dieselfahrzeugen manipuliert. Dabei ging es um Werte für das gesundheitsschädliche Stickoxid. Betroffen sind weltweit rund elf Millionen Fahrzeuge. Außerdem hatte VW bei 800 000 Autos falsche Angaben zum Ausstoß des klimaschädlichen Kohlendioxid (CO2) gemacht.

W wie Wirtschaftsweise: Nach Ansicht der Topökonomen kann Deutschland die Herausforderungen der Flüchtlingskrise stemmen und von der Zuwanderung auch wirtschaftlich profitieren - allerdings unter bestimmten Voraussetzungen.

X wie Google X: In seinem Innovationslabor entwickelt der Internet-Riese unter anderem selbstfahrende Autos und Drohnen. Weil der US-Konzern inzwischen quasi alles von A bis Z macht, nennt sich die Muttergesellschaft nun Alphabet.

Y wie Yuan: China will seine Landeswährung Yuan (Renminbi) stärker den Marktkräften aussetzen. Der neue Fünf-Jahres-Plan sieht vage vor, dass die chinesischen Währung bis 2020 frei handelbar ist.

Z wie Zwanzig-Euro-Schein: Die neue Zwanzig-Euro-Banknote soll Geldfälschern dank zusätzlicher Sicherheitsmerkmale die Arbeit erschweren. Der Zwanziger war im ersten Halbjahr 2015 weltweit der von Kriminellen am häufigsten gefälschte Euro-Schein. Seit Ende November wird der neue Zwanziger in den Umlauf gebracht. (dpa/rs)

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