Die wöchentliche CIO-Kolumne
Der CIO darf kein Techie sein
Talent im Kommunizieren und Wirtschaftswissen sind überlebenswichtig, sagen die meisten CIOs über ihren Job. Als größte Probleme nennen sie den Mangel an guten Mitarbeitern, ein unangemessenes Budget und zu wenig Zeit für strategisches Denken - klassische Manager-Klagen also. Die Technik haben die meisten CIOs im Griff, jedenfalls jammern sie nicht darüber. Schließlich ist die Technik auch der Bereich, aus dem die Mehrheit ihre Erfahrungen mitbringt. Bei einigen der Befragten taucht wirtschaftliches Engagement im Lebenslauf auf, der überwiegende Teil der CIOs kommt jedoch aus der IT und will auch dort bleiben.
Der gemeine CIO arbeitet seit knapp fünf Jahren in seinem Job, aus dem ihn wenig weg lockt. Der geringe Teil an Wechselwilligen erklärt sich auch dadurch, dass die Hälfte der Befragten in den USA direkt an den CEO berichtet, also den "Reporting-Krieg" bereits gewonnen hat und in der Unternehmenshierarchie gut gesattelt ist. Über Geld können die IT-Köpfe auch nicht klagen, vor allem in den Branchen Versicherung, Computer und verarbeitende IndustrieIndustrie nicht. Genaue Zahlen zum Bereich "Kompensation", wie die amerikanischen Kollegen ihre Verdienstzahlen nennen, gibt es für 495 Dollar in der Studie "The State of the CIO - The Changing Role of the Chief Information Officer 2002-2003" . Top-Firmen der Branche Industrie
Bleiben zum Beklagen noch die Mitarbeiter und die Nutzer. Für den Umgang mit ersteren bietet die amerikanischen Zeitschrift Darwin ein Stück Lebenshilfe. Die begabtesten Mitarbeiter der IT-Abteilung nennt sie "Einsteins" . Sechs Typen gibt es von dieser Sorte, sie reichen von "Arroganz-Einsteins" über "Weiß-ich-alles-Einsteins" bis zu den "Unorganisierten Einsteins". Um das wichtigste dieses Umgangs-Lehrstücks vorwegzunehmen: Egal mit welchem Typ von Einstein sich ein CIO in seiner Abteilung auseinander setzen muss - es wird zeitintensiv. Herumkommen kann jedoch kein IT-Leiter um diese Auseinandersetzung, sagen Tom Duening und Jack Ivancevich, die Ko-Autoren von "Managing Einsteins: Leading High Tech Workers in the Digital Age" (McGraw-Hill, 2002). Es gehöre zu den Aufgaben eines CIO, auch die schwierigen Mitarbeiter einzubinden.
Das Gleiche gilt auch für die Nutzer. Überraschend, was diese Wesen überhaupt von Technik erwarten. Auf die Frage, welche technische Neuerung sie gut gebrauchen können ("Das ist für mich ein Gewinn") antworten 72 Prozent der Deutschen: "Geldautomaten". Damit führt in der Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach der Scheinchen-Schieber noch vor der Mikrowelle (59 Prozent) und dem Handy (58 Prozent). Letzteres feiert in dieser Woche übrigens den zehnten Geburtstag. Am 21. Juni 1992 startete Mannesmann Mobilfunk das D2-Netz und damit das erste Netz im GSM-Standard , wenige Tage später folgte am 1. Juli die Deutsche Telekom mit dem D1-Netz.
Den Computer stuft in der Allensbach-Umfrage gut die Hälfte der Befragten als persönlich nützlich ein. Das Internet beglückt 46 Prozent der Deutschen. E-Mails empfinden 37 Prozent als nützlichste Neuerung. Deutlicher kann man wohl kaum sagen, wo die Prioritäten des normalen Nutzers liegen. Der CIO sollte sich danach richten. Neben den zahlreichen Aufgaben, die ihm sonst noch zufallen, muss er der Anwalt der Anwender sein. Um die IT-Nutzer in seinem Unternehmen zufrieden zu stellen, kann er natürlich keine Geldautomaten aufstellen. Aber den Nutzen für die Anwender sollte er immer deutlich machen können. Deswegen darf er kein Techie sein, der das Neue um seiner selbst willen liebt.