Internet

Die kreativen Zerstörer

16.07.2007
Von Christian Rickens

Ziel der Stockholmer Stadtguerilla: "Wir wollen das am besten funktionierende Kartell der Welt zerstören." Damit meint Winbladh die hohen Preise für internationale Mobilfunktelefonate. Die liegen um ein Vielfaches über den Preisen nationaler Handygespräche.

Um dieses angebliche Kartell zu brechen, hat Rebtel eine Art Skype fürs Handy entwickelt: Der Rebtel-Kunde erhält für jeden Gesprächspartner eine spezielle inländische Telefonnummer. Von dort wird das Telefonat über das Internet weitergeleitet und erst im Zielland wieder per Funk mit dem Handy des Gesprächspartners verbunden. Der Kunde zahlt nur den lokalen Anruf bei Rebtel und eine minimale Gebühr für das Weiterleiten. Vor allem polnische Gastarbeiter in England schätzen den Dienst.

Einige Monate nach dem Start hat Rebtel erst knapp 100.000 Kunden - weniger, als Winbladh anfangs erhofft hatte. Doch inzwischen versucht eine ganze Reihe weiterer Start-ups, das Skype-Prinzip aufs Handy zu übertragen. Sollten es diese Unternehmen zusammengenommen schaffen, in Skype-Dimensionen vorzustoßen, dann dürfte sich bei den internationalen Handytelefonaten wiederholen, was sich derzeit im Festnetz abspielt: Minutenpreise verfallen, Margen sinken. Wieder ein Oligopol geknackt.

Kundenmasse mit geringen Kosten verwalten

Internettelefonie: Die geringen Kosten und ein zunehmendes Angebot locken die Kunden.
Internettelefonie: Die geringen Kosten und ein zunehmendes Angebot locken die Kunden.

Geringe Kosten sind einer der Gründe, warum kreative Zerstörer wie Rebtel oder Skype ihre Dienste so viel günstiger anbieten können als etablierte Wettbewerber. Weil es zum Konzept gehört, das Kernprodukt zu verschenken, können die Start-ups nahezu vollständig auf Marketing und Vertrieb verzichten. Die Kunden kommen von selbst und bringen im besten Fall noch ihre Freunde mit - denn zum Telefonieren braucht man ja immer zwei.

Die Folge der Gratispolitik: hohe Kundenzahlen, aber geringe Umsätze von wenigen Euro pro Nutzer. Um die vielen Millionen Kunden kostengünstig zu verwalten, kaufen die Start-ups Server von der Stange statt teurer Großrechner und verzichten weitgehend auf Software-Lizenzen. Stattdessen nutzen sie Open-Source-Programme, die sich kostenlos im Internet herunterladen lassen. Die Kundendatenbank von Rebtel läuft zum Beispiel mit einer Gratis-Software von MySQL.

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