Back-to-Office?
Ein Drittel der Führungskräfte würde eher kündigen
Die Forderung nach einer Rückkehr ins Büro ist für Unternehmen nicht ohne Risiko. Denn eine von drei Führungskräften will laut Gartner im Fall einer solchen Rückkehrverpflichtung den derzeitigen Arbeitgeber verlassen.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage, die Gartner im November 2023 unter mehr als 3.500 Beschäftigten durchführte. Weniger hoch ist die Kündigungsabsicht unter Nicht-Führungskräften. Hier wollen lediglich 19 Prozent ein Unternehmen verlassen, wenn die Device Back-to-Office lautet.
Mitarbeiter versus Arbeitgeber
Ganz anders dagegen ist die Stimmung bei den Unternehmen selbst, wie ein Gartner-Umfrage unter 170 Personalleitern ergab. Dreiundsechzig Prozent der Befragten gaben an, dass die Erwartung an die Mitarbeiter, wieder ins Büro zu kommen, gestiegen sei. Vierunddreißig Prozent gaben an, dass eine entsprechende Verpflichtung bereits eingeführt wurde. Zudem berichteten dreizehn Prozent, dass die Sanktionen für Mitarbeiter, die den Aufforderungen zur Büroarbeit nicht nachkommen, verschärft wurden.
Caroline Ogawa, Direktorin im Bereich HR bei Gartner, macht noch auf einen anderen Punkt aufmerksam: "Obwohl 58 Prozent der Führungskräfte, die ins Office zurückkehren sollen, angaben, dass ihr Unternehmen einen überzeugenden Grund für die Entscheidung lieferte, sind viele Führungskräfte dazu nicht bereit." Angesichts dieser Haltung befürchten Ogawa zufolge 64 Prozent der HR-Leiter, dass eine Back-to-Office-Anweisung die Fluktuation erhöht.
Back-to-Office als Job-Killer
Doch eine zu rigide Back-to-Office-Politik birgt auch an anderer Stelle Gefahren. Unternehmen, die angesichts der in Rente gehenden Boomer-Generation nach neuen Arbeitskräften suchen, könnten leer ausgehen. Darauf deutet zumindest eine im Januar 2024 von Gartner durchgeführte Umfrage unter fast 3.000 Stellensuchenden auf höherer Ebene hin: 36 Prozent der Bewerber, die bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber mit einer Rückkehrverpflichtung konfrontiert waren, gaben an, dass dieser Faktor ihre Entscheidung, ihre Stelle zu verlassen, beeinflusst hat. Ein Drittel erklärte, dass sie im letzten Jahr einen Einstellungsprozess abgebrochen haben, weil bei dem künftigen Arbeitgeber eine Büropflicht zu erwarten war.
Angesichts dieser Zahlen kommt Caitlin Duffy, Senior Director im Bereich HR bei Gartner, zu dem Schluss: "Es ist schwieriger geworden, wichtige Talente im Unternehmen an sich zu binden, da Misstrauen zwischen Arbeitnehmern und Arbeitgebern, Burnout und Disengagement seitens der Mitarbeiter sowie ein härterer Wettbewerb auf dem Arbeitsmarkt herrschen." Letztlich, so Duffy weiter, sei es sehr wahrscheinlich, dass Unternehmen, die ihre Mitarbeiter dazu zwingen, ins Büro zu kommen, ihre Führungsriege schwächen und die Gewinnung neuer Nachwuchskräfte erschweren.
Best Practices
Um dennoch die Pflicht zur Rückkehr ins Office mit der Haltung der Mitarbeiter dazu unter einen Hut zu bringen hat Gartner vier Best Practices identifiziert:
Unternehmen sollten ihre Mitarbeiter dazu motivieren, ins Büro zurückzukehren, anstatt sie dazu zu zwingen. Hierzu sollten sie ihnen das Gefühl geben, dass sie effektiv und autonom arbeiten können - etwa durch Büroräume mit vielen Connectivity-Möglichkeiten oder eine Hybrid-Work-Policy.
Ferner sollte in Erwägung gezogen werden, die Anwesenheit der Mitarbeiter vor Ort auf bestimmte regelmäßige Aktivitäten (etwa Brainstorming) und gelegentliche Veranstaltungen zu konzentrieren.
Des Weiteren sei empfehlenswert, den Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, die Back-to-Office-Anforderungen mitzugestalten. Schließlich würden Mitarbeiter, die das Gefühl haben, dass ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden, ein höheres Engagement zeigen und eine bessere Arbeitsleistung erbringen.
Zudem sollte die Anforderung an die Arbeit vor Ort klar begründet sein. Denn Mitarbeiter, die verstehen, warum ihr Arbeitgeber möchte, dass sie ins Büro kommen, zeigten ein höheres Engagement eine höhere Mitarbeiterbindung.