CIO-Agenda 2016
Gartner sieht Aufholbedarf bei deutschen CIOs
- Digitalisierung heißt in Deutschland oft nur, die bisherigen Angebote über digitale Kanäle zu vertreiben
- Weltweit sehen sich 23 Prozent aller CIOs als engen Verbündeten des CEO, in Deutschland sind es nur neun Prozent
- Nur acht Prozent der Deutschen begreifen sich als Change-Agenten, global sind es 14 Prozent
Das vielzitierte Schlagwort von der "German Angst" untermauert eine globale Studie von Gartner. Der US-Marktforscher versucht in seiner "2016 CIO Agenda" eine Art Befindlichkeitsanalyse von IT-Entscheidern. Der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) ist eine eigene Ausgabe gewidmet. Das Fazit in Kurzform: Deutsche CIOs verharren in der traditionellen Rolle eines internen IT-Dienstleisters, während sich ihre internationalen Kollegen stärker in die Rolle eines strategischen Business-Partners entwickeln.
Digitalisierung, Transformation und Change
Die Studie basiert auf Angaben von insgesamt knapp 3000 IT-Entscheidern aus 84 Ländern. Gartner weist selbst darauf hin, dass die Zahl der Studienteilnehmer, auf die einzelnen Länder umgerechnet, streng genommen nicht immer den Anforderungen an statistisch belastbare Aussagen genügt.
Themen rund um Digitalisierung, Transformation und Change ziehen sich wie ein roter Faden durch die Studie. Grundsätzlich sei Deutschland noch immer "das Powerhouse Europas" stellt Gartner fest.
Die Aussagen über deutsche CIOs lauten wie folgt:
Digitalisierung in der Praxis
Die Bedeutung von Digitalisierung muss auch deutschen IT-Chefs niemand mehr erklären. Insbesondere die Branchen Automotive und IT-Services forcieren Digitalisierung.
In der Unternehmenspraxis sehe das allerdings oft so aus, dass Produkte und Dienstleistungen nun eben auch über virtuelle Kanäle vertrieben werden. "Mehr Business über digitale Kanäle" erwarten 60 Prozent der Deutschen von der Digitalisierung, weltweit sagen das mit 48 Prozent deutlich weniger Studienteilnehmer. Neue Märkte zu kreieren, erwarten dagegen nur dreizehn Prozent der Deutschen, aber 26 Prozent aller Befragten.
- CIO-Perspektiven 2016
In der Studie "The changing role of IT leadership: CIO perspectives for 2016" konkretisiert das Analystenhaus IDC, was Transformation für IT-Chefs heißt. Das Papier basiert auf Angaben von rund 150 CIOs und etwa 300 Managern aus der Linie. - Der Operational CIO
IDC sieht den CIO der Zukunft in einer Dreifachrolle. Zum einen bleibt er der operationelle IT-Chef, der den Betrieb am Laufen hält, dabei aber stets einen Blick auf die Kosten hat. - Business Services Manager
Zum anderen ist der CIO ein Business Service Manager, der Agilität ermöglicht und eng mit dem Business kooperiert. - Chief Innovation Officer
Zum Dritten agiert der IT-Chef laut IDC als Chief Innovation Officer. - Rollenverständnis
Ein Blick auf verschiedenste Aspekte wie Agilität, Strategie oder Führung zeigt, wo welches Rollenverständnis gefragt ist. - CIO und Linie
CIOs wie Linienmanager geben an, sich zu koordinieren und damit eine Brücke zu bauen. Andererseits klagen 24 Prozent der Linienmanager noch immer über Parallelwelten ohne gegenseitige Abstimmung.
Bimodal IT
Stichwort bimodale IT: Gartner betont die Notwendigkeit von bimodalen Business Delivery Plattformen für die digitale Transformation. Auch hier zeigt sich die DACH-Region als Nachzügler: Während weltweit 38 Prozent der Befragten angeben, bimodal zu operieren, sind es in DACH nur 30 Prozent.
Der CEO als Verbündeter
Auch ihr Verhältnis zum CEO sehen deutsche IT-Chefs anders als der weltweite Durchschnitt. In Deutschland begreifen sich lediglich neun Prozent als engen Verbündeten - global sind es 23 Prozent. Gartner interpretiert das als Zeichen für eine wesentlich geringere strategische Bedeutung, die deutsche CIOs ihrer Rolle zuschreiben.
Change-Agenten, Fachkräftemangel und Budgets
Die Analysten schildern hiesige IT-Chefs als Manager, die sich auf einzelne, konkrete Projekte oder Ziele konzentrieren. So sehen sich denn auch nur acht Prozent der Deutschen als Change-Agenten, weltweit sind es 14 Prozent.
Die Studie zeigt auch Punkte auf, in denen weltweit Einigkeit zu bestehen scheint. So sorgen sich viele CIOs wegen des Fachkräftemangels beziehungsweise wegen fehlender Ressourcen. Außerdem wünschen sie sich mehr Budget.