Marketing für Veränderungen
Gemeinsam schmutzige Wäsche waschen
Für den Kommunikationsprofi ist es wichtig, „dass die Menschen, die oft die Haltung von Pauschaltouristen haben, in Bewegung kommen.“ Bei Daimler-Chrysler ging es um einen Strategie-Konvent, bei dem ein einheitliches Strategieverständnis vermittelt werden und Aufbruchstimmung erzeugt werden sollte. „Wir wollten eine motivierende Mitarbeiterveranstaltung mit neuen überraschenden Akzenten“, berichtet Matthias Groß, in Stuttgart verantwortlich für Change Management im Firmenangehörigengeschäft. „Viel Spaß und eine gute Atmosphäre standen dabei im Vordergrund. Genau das haben wir bekommen.“
Typisch ist auch ein Führungskräfte-Workshop von Managern der MTU Aero Engines in München, die sich aufmachen sollten in „andere Welten“, zu Menschen, die auf den unterschiedlichsten Gebieten Experten sind. Auf so einer „Expedition“ sei all das positiv besetzt, was man im Alltag normalerweise nicht besonders schätze: „Unbekanntes, Anstrengung, die Überwindung von Schwierigkeiten“, sagt Kirsche.
So erfuhren die Ingenieure des Flugzeugtriebwerkbauers auf der zweitätigen Forschungsreise in einem Gespräch mit einer Ethnologin im Museum für Völkerkunde etwa, wie man sich auf fremde Kulturen einstellen kann und wie andere Völker und Kulturen mit Eroberung umgehen. Anschließend fuhren die Führungskräfte auf die größte Baustelle am Ort und diskutierten mit dem Oberbauleiter darüber, wie komplexe Bauprojekte gemanagt werden. Danach trafen sie sich mit einer Krisenmanagerin, die schon beim Bahn-Unglück in Eschede geholfen hat. Die Frage lautete hier: Wie kann jemand in dramatischen Situationen Nerven und Überblick behalten?
„Das war eine sehr witzige und überraschende Idee, weil es doch erstaunlich viele Analogien zur Wirtschaft gab, die ich in meiner täglichen Arbeit umsetzen kann“, sagt der Münchener MTU-Abteilungsleiter Axel Mattschas, der im November 2003 an einer Expedition teilgenommen hat.
Die Mitarbeiter der meisten Firmen mussten schon diverse Change-Management-Offensiven über sich ergehen lassen – „meist ohne nennenswerten Effekt“, sagt Kirsche, der jetzt ein Buch zum Thema plant. Kirsche: „Man braucht viel Feingefühl, damit eine Veranstaltung wirklich authentisch und glaubwürdig ist und auch nachhaltig wirkt.“ Bei der Planung legt er deshalb stets großen Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit den Schlüsselfiguren des Unternehmens. „Von außen würde es fremd bleiben. Da würde dann halt wieder nur eine neue Sau durchs Dorf getrieben. Und die Mitarbeiter sitzen das einfach aus.“