2. Platz - Michael Rödel, Bionorica
Läuft mit Pellets und Pflanzenöl
Die Bionorica AG ist Hersteller von pflanzlichen Arzneimitteln (Phytopharmaka) wie Sinupret. Im Jahr 2007 hat das Unternehmen im oberpfälzischen Neumarkt ein neues, ökoeffektives Verwaltungsgebäude bezogen. Michael Rödel hat bei der Gelegenheit gleich einige Dinge in der IT auf grün getrimmt: "Wir sind ein umweltfreundliches Unternehmen", sagt der CIO: "Unser ganzes Geschäft baut auf Pflanzen auf. Daher wollen wir mit den Ressourcen der Natur auch verantwortungsvoll umgehen."
Klingt altruistisch, hat aber einen sehr konkreten Hintergrund: Bionorica lebt von Arzneipflanzen. Zu jeder Zeit - unabhängig von Klimakapriolen oder anderen Naturkatastrophen - benötige man Arzneipflanzen in einer herausragenden Qualität und spezifischen Quantität, sagt Rödel. Da wird die Notwendigkeit, nachhaltig zu handeln, gleich viel greifbarer. Für das Erschließen und Weiterentwickeln der pflanzlichen Wirkstoffe investiert Bionorica deshalb ökologischer als andere Unternehmen. "Es gibt Themen, die jenseits der Kostenbetrachtung liegen", betont der CIO Rödel, der gleichzeitig auch CFO ist.
Zum Beispiel PVC. Was andere Unternehmen selbstverständlich verbauen, hat in der neuen Bionorica-Verwaltung keinen Platz gefunden, obwohl der Verzicht den Bau insgesamt um 20 Prozent teurer gemacht hat. Auch bei Heizung und Energieversorgung haben die Oberpfälzer tiefer in die Tasche gegriffen: Bionorica betreibt jetzt ein Blockheizkraftwerk, aus dem auch der Strom für das neue Rechenzentrum kommt. Die IT läuft also mit Holzpellets und Pflanzenöl. "Damit schaffen wir eine natürliche und autarke Versorgung", sagt Rödel. "Wir wollten nicht von irgendwelchen Lieferanten abhängig sein".
Möglich geworden ist dies allerdings genauso durch regenerative Energien wie durch konsequentes Energiesparen. Im alten Rechenzentrum waren die Server nicht virtualisiert, Blade Server nur in Ansätzen im Einsatz und die Kühlsysteme noch nicht an das Blockheizkraftwerk angeschlossen. Heute sind drei Viertel der Server virtualisiert und schaffen so eine viel bessere Auslastung der Rechner. Auf rund die Hälfte sei der Energieverbrauch gesunken. "In zwei bis drei Jahren werden sich die Kosten amortisiert haben", glaubt Rödel.
Außerhalb des Rechenzentrums setzt er an drei Punkten in der IT an, um umweltfreundlicher und günstiger zu produzieren. Erstens hat Rödel Thin Clients eingeführt. Das spare viel Energie und verlängere obendrein den Lebenszyklus der Geräte, meint der CIO. Nicht so gut fanden die Mitarbeiter die neuen Abteilungsdrucker. Sie reduzierten aber Wartung und Verbrauchsmaterial, sagt Rödel. Dritter Ansatz im Umweltsparprogramm ist die Einführung eines Videokonferenz-Systems.
Aber Reisen bleibt wichtig. Weltweit treiben Wissenschaftler renommierter Universitäten und Kliniken die Forschung und Entwicklung voran, in die das Unternehmen rund 15 Prozent seines Nettoumsatzes investiert. "Wir erschließen im Jahr mindestens einen neuen Markt", sagt Rödel. Und gerade beim Erstkontakt mit neuen Kollegen und Vertragspartnern sei die direkte Kommunikation nicht zu ersetzen. "Klingt zwar platt, ist aber ganz wichtig", sagt der CIO, der von sich sagt, er sei in diesem Punkt durch ein Stahlbad gegangen. 28 Jahre alt war er, als er zum ersten Mal in einem Unternehmensvorstand saß, damals auch schon in der Doppelrolle von CIO und CFO: "Sie kommunizieren da mit ganz vielen Bereichen. Das bringt Ihnen ja keiner an der Universität bei", sagt der promovierte Volkswirtschaftler.
Michael Rödel, Bionorica
Position: Finanzvorstand und IT-Vorstand.
Branche: Pflanzliche Arzneimittel/Phytopharmaka (833 Mitarbeiter).
Ein CIO ist dann erfolgreich, wenn ... er nachts beruhigt schlafen kann, ohne von Systemabstürzen, Viren und verlorenen Daten zu träumen.
Er ärgert sich über … interkulturelle Intoleranz, schlechtes Essen, Windows Vista.
Er liest gerade … Praxisleitfaden internationales Steuerrecht 2008/2009.
Wichtigstes Projekt: CRM-Einführung für GUS und Baltikum.
Projektbeschreibung: Einführung einer neuen Customer-Relationship-Management Software in allen neun GUS -Staaten (auch Usbekistan) sowie den Baltikum- Repräsentanzen der Bionorica AG und die damit verbundene Ablösung (Konsolidierung) aller bestehenden CRM Softwaresysteme in diesen Repräsentanzen.
IT-Mitarbeiter: 50.