Mental Images
Mehr Licht im Programm
Furchtlos stürzt sich Agent Smith von der Brücke auf den Highway. Der tosende Verkehr ist kein Hindernis für den Maschinenmenschen. Smith springt auf die Motorhaube eines herannahenden Fahrzeugs, zermalmt das Blech durch die Wucht des Aufpralls. Die Windschutzscheibe zerbirst, der Wagen überschlägt sich; doch Agent Smith hastet schon wieder weiter.
Für jeden einzelnen Glassplitter in dieser Szene aus dem zweiten Teil der "Matrix"-Trilogie musste die 35-köpfige Berliner Firma Mental Images Reflexion und Refraktion der Sonnenstrahlen berechnen. Im Einsatz: mehr als 1000 Rechner. "Für eine Sekunde im Film benötigt ein Computer viele Stunden", erklärt Geschäftsführer Rolf Herken. Der Physiker und Spezialist für Rendering sieht sich in der Tradition von Renaissance-Malern, die für ihre fotorealistischen Bilder und den perfekten Umgang mit Licht berühmt sind.
Auch die von Mental Images entwickelte Software Mental Ray beherrscht das Licht. Dafür erhielten Herken und sein Team im März den "Technical Achievement Award" der Academy of Motion Picture, Arts and Sciences. "Mental Ray ist ein hochgradig programmierbares System zur Bildsynthese, um das Verhalten des Lichts in computergenerierten Bildern realistisch zu simulieren", hieß es. An rund 120 Kinoproduktionen war Mental Images bislang beteiligt, darunter "Star Wars" und "Harry Potter".
Für die "Matrix"-Fortsetzungen haben 400 Fachleute zwei Jahre an den Modellierungen und Visualisierungen gearbeitet. Oscar-Preisträger John Gaeta, mit seiner Firma Esc Entertainment für die visuellen Effekte verantwortlich, braucht so für die Animationen nur eine Szene eines Darstellers - und alles ist möglich. Fünf Kameras registrieren die menschlichen Bewegungen per "Universal Capture". Parallelcomputer verarbeiten die Daten für alle denkbaren Blickrichtungen. Die Figur kann anschließend perfekt in jeder beliebigen Szene eingesetzt werden.