Cloud Computing


Cloud-Offerte für Business-Kunden

Microsoft macht Windows 10 zum Service

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Unternehmen sollen die Enterprise-Edition von Windows 10 künftig für sieben Dollar pro User und Monat aus der Cloud beziehen können. Das kündigte Microsoft auf seiner Partnerkonferenz im kanadischen Toronto an. Damit forciert der Konzern seine Strategie, alles zum Service zu machen.

Seit über einem Jahr sprechen die Microsoft-Verantwortlichen schon von Windows as a Service - richtig konkret wurden diese Pläne bis dato allerdings nicht. Das hat sich nun geändert. Auf seiner Partnerkonferenz im kanadischen Toronto kündigte der weltgrößte Softwarehersteller an, sein aktuelles Betriebssystem-Release Windows 10 ab Herbst in einem Subscription-Modell anzubieten. Das gilt jedoch nur für die Business-Varianten. So soll "Windows 10 Enterprise E3", eine speziell auf Unternehmensanforderungen angepasste Windows-Version, für sieben Dollar pro Monat und User angeboten werden. Damit stünden nun die drei Kern-Softwareservices aus dem Hause MicrosoftMicrosoft als Cloud-Subscription zur Verfügung: Microsoft Azure, Office 365Office 365 und Windows 10. Alles zu Microsoft auf CIO.de Alles zu Office 365 auf CIO.de

Für einen Kaffee und einen Donut

"Für den Preis einer Tasse Kaffee und eines Donuts erhalten Kunden Enterprise-Security in einem Nutzer-basierten Mietmodell", beschrieb Yusuf Mehdi, Corporate Vice President für den Bereich Windows und Devices bei Microsoft, das neue Angebot. Das Miet-Windows soll über bestimmte Cloud Service Provider (CSP) zu beziehen sein, jedoch gibt es den Service derzeit nur für Unternehmen.

Von einer Consumer-Option ist aktuell keine Rede. Allerdings könnten auch Ein-Mann/Frau-Betriebe das Angebot ordern, ließ eine Microsoft-Sprecherin durchblicken. "Windows 10 Enterprise E3 CSP richtet sich an Unternehmenskunden jeder Größe", hieß es. Das neue Subscription-Modell stehe in keiner Beziehung zum aktuellen Upgrade-Angebot und sei nicht auf die Consumer-Edition von Windows 10 übertragbar.

Für Endverbraucher gibt es das Update auf das aktuelle Windows-Release noch bis zum 29. Juli dieses Jahres kostenlos. Anwender können von den Versionen Windows 7 und 8.1 updaten. Wer danach auf Windows 10 umsteigen möchte, muss zum Geldbeutel greifen und 119 Dollar für Windows 10 Home oder 199 Dollar für die Professional Edition bezahlen.

Mit dem neuen Mietangebot forciert Microsoft sein Software-as-a-Service-Strategie. Flaggschiff ist derzeit das Büropaket Office 365. Aktuell würden weltweit rund 70 Millionen Nutzer Office 365 beziehen, berichtete Microsoft Marketing-Manager Kirk Koenigsbauer auf der Partnerkonferenz. Knapp ein Drittel dieser Nutzer seien Consumer, hatte Microsoft anlässlich Vorstellung seiner Bilanz für das dritte Fiskalquartal berichtet.

Mehr Lizenzmodelle - mehr Komplexität?

Mit dem neuen Mietmodell könnte für die Kunden die Lizenzierung von Microsoft-Produkten allerdings durchaus etwas komplexer werden. Bis dato waren die Betreibssystemlizenzen in aller Regel an ein bestimmtes Device gekoppelt. Nun wird in der neuen Cloud-Metrik pro User abgerechnet. Damit hat der Konzern bereits in der Vergangenheit experimentiert, beispielsweise mit der Enterprise Cloud Suite (ECS), die sich aus einer Enterprise-Windows-Version, Office 365 und der Enterprise Mobility Suite zusammensetzt.

Die Kosten für diese Pakete liegen zwischen sieben und zwölf Dollar. Darüber hinaus gibt es weitere Pakete unter dem Label "Secure Productive Enterprise", die neben den zuvor genannten Software-Services weitere Management- und Security-Tools enthalten. Zusätzlich gibt es mit E3 und E5 unterschiedliche Varianten von Windows Enterprise, wobei E5 zusätzlich "Windows Defender Advanced Threat Protection" (ATP) enthält.

Die neue Windows-Miet-Offerte bedeute nicht, dass Subscription-Modelle von heute auf morgen die klassische Microsoft-Lizenzierung ablösen, sagte Wes Miller, Analyst bei Directions on Microsoft. In den meisten Unternehmen werde es auf absehbare Zeit einen Mix aus unterschiedlichen Lizenzmetriken geben. Diese Kombination von Cloud-Subscriptions und klassischen On-Premise-Lizenzen dürfte allerdings nicht gerade zu mehr Transparenz in der Microsoft-Lizenzierung beitragen, die ohnehin schon komplex genug ist.

Auf Microsoft-Seite hat man dieses Problem offensichtlich erkannt und versucht gegenzusteuern. Anfang Juli hat der Konzern das Programm "Enterprise Advantage" angekündigt, das im kommenden Jahr starten soll. Damit soll es für Kunden einfacher werden, Microsoft-Produkte zu beziehen, versprach Richard Smith, General Manager für das Worldwide Licensing & Pricing bei Microsoft, in einem Blog-Beitrag. Außerdem sollen die Anwender mehr Flexibilität im Management ihrer Microsoft-Umgebungen bekommen. Den Rahmen bildet das "Microsoft Products and Services Agreement" (MPSA). Enterprise Advantage werde es in allen Märkten geben, in denen auch MPSA verfügbar sei, hieß es. Microsoft zufolge adressiere die neue Option vor allem Unternehmen mit bis zu 2400 Usern oder Geräten.

Partner müssen sich neu orientieren

Neben den Kunden werden sich auch die Partner von Microsoft neu orientieren müssen. "Es geht nicht darum, unsere Produkte, Techniken oder Services zu feiern", sagte Microsoft-CEO Satya Nadella zum Auftakt der Partner-Konferenz. Es gehe darum, das zu feiern, was die Anwenderunternehmen mit der Technik machen könnten, wie sie ihr Geschäft transfomierten. Nadella stellte die digitale Transformation als zentrales Thema in den Mittelpunkt der Konferenz. Allerdings verändere sich massiv die Art und Weise, wie Kunden mit Technik umgehen. Kunden nutzen nicht nur digitale Techniken, sie bauen auch selbst digitale Techniken. Hier lägen die Chancen für künftige Geschäfte, betonte der Microsoft-Chef, ohne jedoch konkreter zu werden, wie diese Chancen aussehen könnten.

Aus Sicht von Microsoft-Chef Satya Nadella bietet die digitale Transformation für alle neue Geschäfts-Chancen, für Microsoft wie für die Partner.
Aus Sicht von Microsoft-Chef Satya Nadella bietet die digitale Transformation für alle neue Geschäfts-Chancen, für Microsoft wie für die Partner.

Die Beziehungen im künftigen Geschäftskosmos von Microsoft dürften sich also verändern. Gerade mit Blick auf die CloudCloud, die auch aus der Perspektive von Microsoft den Dreh- und Angelpunkt der digitalen Transformation und damit des künftigen Geschäfts bildet, werden sich die Beziehungen zu den Partnern neu jusitieren. Microsoft kann seine Cloud-Lösungen künftig viel einfacher über seinen eigenen Vertrieb und die diversen Direktkanäle selbst an die Kunden verkaufen. Enterprise Stores, an denen auch andere Softwarehersteller wie beispielswiese SAP bauen und in denen Kunden einfach selbst Cloud-Anwendungen ordern können sollen, krempeln die bisherigen Geschäftsbeziehungen komplett um. Die Partner werden sich an dieser Stelle überlegen müssen, wo ihr Platz und ihr Business in Zukunft bleibt. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de

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