Keine verschlüsselten Telefonate möglich

Russen sabotieren eigene Kryptotelefone



Manfred Bremmer beschäftigt sich mit (fast) allem, was in die Bereiche Mobile Computing und Communications hineinfällt. Bevorzugt nimmt er dabei mobile Lösungen, Betriebssysteme, Apps und Endgeräte unter die Lupe und überprüft sie auf ihre Business-Tauglichkeit. Bremmer interessiert sich für Gadgets aller Art und testet diese auch.
In Putins brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine kommen immer mehr Unzulänglichkeiten der russischen Armee zutage. Die neueste Panne: Wegen nicht funktionierender Krypto-Handys müssen Telefonate unverschlüsselt geführt werden.
Wegen selbst verursachten Übertragungsproblemen muss die russischen Armee offenbar über unsichere Kanäle kommunizieren.
Wegen selbst verursachten Übertragungsproblemen muss die russischen Armee offenbar über unsichere Kanäle kommunizieren.
Foto: Dimj - shutterstock.com

Die russische Armee ist mit sicheren Mobiltelefonen ausgestattet, die jedoch in Gebieten, in denen sie operiert, nicht funktionieren können, berichtet der Journalist Christo Grzev vom Recherchenetzwerk "Bellingcat" auf Twitter. Dieser Umstand habe es dem Ukrainischen Verteidigungsministerium ermöglicht, ein Telefongespräch zwischen zwei russischen Offizieren abzufangen, das über eine nicht verschlüsselte Leitung geführt wurde.

In dem abgehörten Telefonat informiert der der 41. Russischen Armee zugeteilte FSB-Offizier seinen Vorgesetzten in Moskau über den Tod des russischen Generals Vitali Gerassimov. Bei dem hochdekorierten Militär handelt es sich bereits um den zweiten General, den Russland beim Überfall auf die Ukraine verloren hat.

Russen zerstören Infrastruktur für eigene Kryptotelefone

Dies sei allerdings nicht der schlimmste Teil der Nachricht, so Grzev. In dem Telefonat musste der Geheimdienstler außerdem einräumen, dass sie alle sicheren Kommunikationsmittel verloren haben, weshalb das Telefonat mit einer lokalen SIM-Karte geführt werde. "Die Idioten haben versucht, Era Kryptophones in Charkiw zu benutzen, nachdem sie viele 3G-Masten zerstört und andere durch IMSI-Catcher (Stingrays) ersetzt hatten", erklärt Grzev. "Era braucht jedoch 3G oder 4G, um zu kommunizieren."

Dem Recherchenetzwerk sei es auch gelungen, über die vom ukrainischen Militär bereitgestellte Rufnummer und Open-Source-Recherche-Apps den Gesprächspartner in Tula, Russland, zu ermitteln und so die Information zu bestätigen. Es handle sich demnach um Dmitry Shevchenko, einen hochrangigen FSB-Beamten aus Tula.

Laut Bellingcat handelt es sich bei Era um ein superteures Kryptophone-System, das das russische Verteidigungsministerium erst im Jahr 2021 mit großem Trara eingeführt habe - mit der Garantie, "unter allen Bedingungen" zu funktionieren. Grundlage waren Smartphones aus heimischer Produktion, nachdem Putin das Militär angewiesen habe, keine ausländischen Telefone zu benutzen, da diese "unsicher" seien. Importierte Mobiltelefone seien eine Quelle für Lecks, eine ernste Gefahr und eine Bedrohung, hieß es. Als Betriebssystem kommt Aurora zum Einsatz, mutmaßlich eine adaptierte Version von Jolla SailfishOS. Allerdings ist unklar, in welchem Umfang die Era-Smartphones dem Militär tatsächlich bereitgestellt wurden.

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