Datenschutz-Problem
Smart-TVs unter Schnüffelverdacht
Fernsehgeräte des südkoreanischen Elektronikherstellers LG mit einem Internet-Anschluss stehen im Verdacht, Informationen über die Sehgewohnheiten der Nutzer auszuspionieren. Die Daten könnten dazu verwendet werden, personalisierte Werbung auf dem Smart-TV zu ermöglichen. Ein britischer Blogger berichtete nach einer Analyse seines neu gekauften Fernsehers, sein Smart-TV zeichne jeden Programmwechsel minutengenau auf und versuche diese Daten an die koreanische Firmenzentrale zu übertragen.
Dem Bericht auf "DoctorBeet's Blog" zufolge versucht der LG-Fernseher auch, die Namen aller von einem USB-Stick abgespielten Film- und Musik-Titel weiterzuleiten. Diese Daten würden unverschlüsselt übertragen. Der Server von LG spucke allerdings eine Fehlermeldung aus, so dass nicht sicher sei, ob die Daten tatsächlich auf dem LG-Server landen.
Unklar ist, ob sich nur neue LG-Fernseher mit einem Internet-Anschluss in Großbritannien so verhalten. Bei einem Test des Fachportals "heise security" konnte die Datenübertragung nicht nachvollzogen werden, weder mit der Ländereinstellung Deutschland noch mit der Vorauswahl für Großbritannien. LG liefert allerdings seine Fernseh-Geräte in Europa mit unterschiedlichen Software-Versionen aus. Daher könnten Smart-TVs von LG, die in Deutschland verkauft werden, von dem Datenschutzproblem nicht betroffen sein.
Ein LG-Sprecher in Deutschland sagte der Nachrichtenagentur dpa, sein Unternehmen werde den Berichten nachgehen. LG nehme den DatenschutzDatenschutz sehr ernst und werde so schnell wie möglich zur Aufklärung der Vorwürfe beitragen. Alles zu Datenschutz auf CIO.de
Nach einem Bericht der Fachzeitschrift "Technology Review" könnte das Datenschutzproblem bei Smart-TVs weit über den Fall LG in Großbritannien hinaus gehen. Danach können TV-Sender mit dem Smart-TV-Standard HbbTV Informationen über die Nutzer erhalten, ähnlich wie die Betreiber einer Website mit den sogenannten Cookie-Dateien. HbbTV ermögliche Werbetreibenden erstmals, Genaueres über die TV-Gewohnheiten herauszufinden.
Die Zeitschrift beruft sich auf ein Forscherteam der Technischen Universität Darmstadt, das kürzlich untersucht hatte, welche Daten sogenannte HbbTV-Fernseher aussenden. Die drei Wissenschaftler waren "überrascht, wie viele Daten dort wie häufig ausgesendet wurden", erklärte Teammitglied Marco Ghiglieri. Adressaten der Daten seien unter anderem die Server großer Werbetreibender wie GoogleGoogle Analytics, Chartbeat und Webtrekk gewesen. Bei den Untersuchungen der Forscher wurden Daten zum TV-Verhalten auch bei Fernsehern übertragen, bei denen der Zuschauer gar keine HbbTV-Inhalte abgerufen hatte. "Fernsehen mit Internetanschluss reichte aus, um den Datenverkehr loszutreten." (dpa/rs) Alles zu Google auf CIO.de