Studie
US-Banken spielen in anderer Liga als Europas Geldhäuser
Europas Großbanken verlieren einer Studie zufolge gegenüber der Konkurrenz aus den USA weiter an Boden. Die zehn größten US-Häuser verdienten im vergangenen Jahr zusammen gut zweieinhalb mal soviel wie ihre Wettbewerber in Europa. Das geht aus einer Untersuchung des Beratungs- und Prüfungsunternehmens EY hervor.
Demnach verbesserten die gemessen an der Bilanzsumme zehn größten europäischen Banken ihren Gewinn zum Vorjahr um 35 Prozent auf insgesamt 52 Milliarden Euro. Die Institute jenseits des Atlantiks zogen mit einem Plus von 88 Prozent auf umgerechnet 138 Milliarden Euro davon.
Die Geldinstitute in Europa spürten nach wie vor kräftigen Gegenwind, vor allem die Banken im Euroraum: "Sie leiden unter der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank und müssen sogar hohe Strafzinsen auf Einlagen zahlen", erläuterte EY-Experte Claus-Peter Wagner. Eine schwächelnde Konjunktur bremse zusätzlich das Geschäft. Auch litten viele Institute noch immer unter Altlasten.
Die US-Regierung hatte den Banken nach der Finanzkrise 2007/2008 zwangsweise Staatsgeld verordnet - und sorgte so nach Ansicht vieler Experten dafür, dass sich die dortige Finanzbranche deutlich schneller erholte.
Im vergangenen Jahr profitierten die US-Banken Wagner zufolge allerdings auch von Sondereffekten der US-Steuerreform. Zugleich sorgten steigende Zinsen für höheren Zinseinnahmen. Der Zinsüberschuss ist eine wichtige Ertragsquellen der Geldhäuser.
JPMorgan Chase ist Topverdiener
Das gewinnstärkste Institut war den Angaben zufolge die US-Großbank JPMorgan Chase, die nach Steuern 28 Milliarden Euro verdiente. In Europa lag die britische HSBC mit knapp 12 Milliarden Euro vorn. Das einzige deutsche Geldhaus unter Europas Top Ten, die Deutsche Bank, kam unter dem Strich gerade einmal auf 267 Millionen Euro.
"Nach wie vor spielen die US-Institute beim Gewinn in einer anderen Liga" konstatierte Wagner. "Unterm Strich stehen die US-Banken mit einer deutlich höheren Profitabilität und einer besseren Eigenkapitalausstattung derzeit deutlich besser da."
Der EY-Experte geht davon aus, dass sich das Umfeld für Europas Banken im laufenden Jahr nicht grundlegend verbessern wird: "Ein Ende der Niedrigzinsphase ist immer noch nicht absehbar, viele Banken erwirtschaften im Zinsgeschäft kaum noch oder gar keine Gewinne." Zudem drohten die Unwägbarkeiten des Brexits die Wirtschaft zu lähmen. Die Folge: In den meisten Instituten werde der Rotstift angesetzt. "Wir werden weiterhin Stellenstreichungen und Filialschließungen sehen", prognostizierte EY-Experte Wagner. (dpa/ad)