Übernahme von Pivotal und Carbon Black
VMware verschmilzt virtuelle Maschinen mit Container-Technik
Seit Java, virtuellen Maschinen und der Cloud habe es keine andere Technologie mit einem derart kritischen und disruptiven Potenzial gegeben wie Kubernetes, sagte VMware-CEO Pat Gelsinger zum Auftakt der diesjährigen VMworld, die vom 25. bis 29. August in San Francisco stattfand. Die Container-Plattform könne die unterschiedlichen Welten von Entwicklern und dem IT-Betrieb verbinden. "Einige denken bei Kubenetes nur an die Orchestrierung von Containern - aber wir glauben, da steckt viel, viel mehr dahinter", verkündete Gelsinger den rund 20.000 Besuchern der Kundenkonferenz.
Um Kubernetes enger mit der eigenen Virtualisierungsplattform vSphere zu verknüpfen, hat VMware das "Project Pacific" gestartet. Im Kern geht es dem Hersteller dabei darum, vSphere in eine Kubernetes-native Plattform zu transformieren, hieß es. Dazu soll die Container-Technik in die Steuerungsebene von vSphere integriert werden, erläuterte Kit Colbert, Vice President und CTO von VMwares Cloud-Plattform-Sparte. Der Hypervisor erhalte zusätzlich eine Container-Laufzeitumgebung.
Darüber hinaus sollen die IT-Abteilungen im Rahmen von Project Pacific eine bessere und vor allem einheitliche Übersicht über ihre Infrastrukturen erhalten. Das gelte für Kubernetes-Cluster, Container und virtuelle Maschinen, auf die sich bestehende vSphere-Funktionen wie High Availability (HA) und Distributed Resource Scheduler (DRS) anwenden ließen.
Mit Hilfe von vSphere-Tools sollen sich künftig Kubernetes-Cluster für Entwickler bereitstellen lassen, die dann über entsprechende Kubernetes-APIs auf SDDC-Infrastrukturen (Software Defined Data Center) zugreifen könnten. Entwickler wie IT-Betreiber erhielten via vSphere eine einheitliche Sicht auf ihre Infrastrukturelemente. "Kubernetes ist die Plattform, die beide Welten miteinander verbindet", sagte VMware-Chef Gelsinger.
Container verwalten mit Tanzu
Ein weiteres Kernelement von VMwares neuer Plattformstrategie ist "Tanzu". Dabei handelt es sich laut Anbieter um ein Produkt- und Service-Portfolio, das die Art und Weise verändern soll, wie Unternehmen Software auf Kubernetes entwickeln, betreiben und verwalten. Beispielsweise erhielten Anwender mit "Tanzu Mission Control" ein Werkzeug an die Hand, mit dessen Hilfe sich sämtliche Kubernetes-Cluster verwalten ließen, egal wo diese laufen - unter vSphere, in einer Public Cloud, als Managed Service oder im eigenen Rechenzentreum. Darüber hinaus könnten Administratoren über das Tool zentral Richtlinien für Zugriffsrechte, Kontingente sowie Ressourcen für Backup und Security verteilen, für einzelne Cluster, Gruppen von Clustern oder die gesamte Container-Infrastruktur.
Nachdem in der Abstraktion zwischen Hardware- und Software-Layer neben virtuellen Maschinen die Container-Technik eine immer wichtigere Rolle spielt, gilt es für VMware, über das Thema VirtualisierungVirtualisierung hinaus zu denken und zügig sein Revier im sich rasch entwickelnden Container-Markt abzustecken. Nach Einschätzung der Verantwortlichen werden mit Hilfe neuer Techniken und Plattformen, Heerscharen zusätzlicher Entwickler, agiler Methoden sowie jeder Menge wiederverwendbaren Codes bis 2023 weltweit rund 500 Millionen neue Apps entstehen. Alles zu Virtualisierung auf CIO.de
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Noch ist nicht klar abzusehen, wie das VMware-Portfolio in Zukunft aussehen wird. Auch zum Zeitplan von Project Pacific und Tanzu wollten die Verantwortlichen noch keine Details verraten - auch wenn sie durchblicken ließen, dass bald mit konkreten Ergebnissen zu rechnen sei. Allerdings machte CEO Gelsinger auch klar, dass der Umbau der eigenen Architektur keineswegs trivial ist. "Kubernetes ist der Dreh- und Angelpunkt des Übergangs - wir haben nun eine Menge Arbeit zu erledigen, um das Ganze zum Laufen zu bringen."
VMware auf Shopping-Tour
Wie ernst es VMware mit der Neuausrichtung ist, zeigen die jüngsten Übernahmen. Kurz vor dem VMworld hatte der Virtualisierungsspezialist angekündigt, Pivotal für 2,7 Milliarden Dollar und den Security-Anbieter Carbon Black für 2,1 Milliarden Dollar zu übernehmen. Die Akquisition von Pivotal durch VMware war in der Branche bereits seit längerem erwartet worden. Beide Unternehmen hatten schon in der Vergangenheit in Sachen Container-Technik eng zusammengearbeitet, beispielsweise beim Pivotal Container Service (PCS).
Interessant ist Pivotal für VMware auch wegen seiner Entwicklungsplattform. Der Pivotal Application Service (PAS) verfüge eigenen Angaben zufolge über weltweit etwa 750.000 Unternehmensinstanzen für die Softwareproduktion. PAS inklusive seiner Komponenten wie der Pivotal Build Service und der Pivotal Function Service sollen künftig zudem stärker in Richtung Container-Technik getrimmt werden.
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Pivotal war 2012 als eigenständiges Unternehmen von VMware und deren Eigentümerin EMC ausgegründet worden. EMC hielt einen Mehrheitsanteil an Pivotal - wie übrigens auch an VMware - als der Storage-Spezialist im Jahr 2016 für die Rekordsumme von 67 Milliarden Dollar an Dell verkauft wurde. Pivotal blieb wie VMware im Grunde eigenständig, wurde jedoch ein Teil der vielköpfigen Dell-Technologies-Familie. Im Frühjahr 2018 folgte der Börsengang von Pivotal.
Mit der Übernahme von Pivotal durch VMware steigt nun der Anteil, den Dell am kombinierten Unternehmen hält, auf über 80 Prozent. Spekulationen, Dell könnte daran interessiert sein, VMware in den Konzern einzusaugen, weist VMware-CEO Pat Gelsinger zurück. Den Verantwortlichen von Dell sei sehr an einem unabhängigen VMware gelegen, sagte Gelsinger kurz vor der VMworld. Die Akqusition von Pivotal wie auch von Carbon Black soll bis Ende des Fiskaljahrs 2020, Ende Januar 2020, abgeschlossen werden.
Mehr Fokus auf Security
Mit dem Kauf von Carbon Black verstärkt VMware sein Security-Business. Der Anbieter hat sich mit seiner Cloud-basierten Plattform darauf spezialisiert, mit Hilfe von Big-Data-Analysen und Künstlicher Intelligenz verschiedenste Endpunkte in einem immer komplexeren Infrastrukturgeflecht abzusichern. Die Plattform soll in das VMware-eigene Security-Portfolio integriert werden. Unternehmen griffen immer stärker über verteilte Netze und diverse Endgeräte auf Applikationen in der Cloud zu, erläuterte Gelsinger. Security erhalte damit eine zunehmend höhere Priorität, werde aber gleichzeitig auch zu einer immer größeren Herausforderung.
Die derzeit verfügbaren Lösungsansätze hält der VMware-Chef für wenig hilfreich. "Die Security-Branche ist kaputt", kritisierte Gelsinger. Die Lösungen seien fragmentiert, es fehle an übergreifenden Plattformen. Letztendlich verlangten die Kunden neue Antworten auf die anstehenden Sicherheitsfragen.
Mit den Übernahmen und der Neuausrichtung des Portfolios setzt sich VMware ehrgeizige Ziele. "Wir wollen zum führenden Wegbereiter für Kubernetes werde", sagte Joe Beda, Entwicklungsleiter bei VMware. Beda hatte die Container-Technik mitentwickelt und war im vergangenen Jahr mit der Übernahme des von ihm mitgegründeten Unternehmens Heptio bei VMware gelandet. Der Manager verglich die Orchestrierung einer Kubernetes-Infrastruktur mit einer guten Jazz-Improvisation. "Wenn etwas Unvorhergesehenes passiert, greifen die anderen Mitspieler das Thema auf und kreieren eine neue Variation."