Augmented Connected Workforce
Wir werden alle Cyborgs
Die "Augmented Connected Workforce" (ACWF) gehört zu den strategischen Top-Ten-Technologietrends, die die Auguren von Gartner für das Jahr 2024 identifiziert haben. Diesbezüglich drängt sich vor allem eine Frage auf: WTF?
Zur Klärung: ACWF (PDF) verkörpert ein Konzept respektive ein Paradigma, bei dem fortschrittliche Technologien eingesetzt werden, um Mitarbeitern "Superkräfte" zu verleihen. Ganz konkret heißt das, Arbeitnehmer zu augmentieren - und zwar mit:
AR-Brillen,
KI-Tools jeglicher Art,
tragbaren Sensoren und Kommunikations-Tools,
dem IoT,
RoboternRobotern, Alles zu Roboter auf CIO.de
Exoskeletten,
Machine Vision oder
Cloud ComputingCloud Computing. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de
Kurzum: Die ACWF schafft "bessere" Arbeitskräfte, indem es sie mit vernetzten Tools ausstattet, die direkten Zugang zu Daten und Kommunikation realisieren.
Cyborg-Szenarien im Unternehmen
Das klingt nicht nur ein bisschen nach Science Fiction, sondern nach einem Revival für den Cyborg - ein Mischwesen aus Mensch und Maschine, über das bereits seit den 1960er Jahren phantasiert wird. Allerdings weisen sämtliche Trends darauf hin, dass es sich bei der "Augmented Connected Workforce" um ein Konstrukt handelt, das tatsächlich Realität werden könnte. Zwei Beispiele zur Veranschaulichung:
Eine komplexe Produktionsumgebung wird von Fließbandarbeitern betrieben, die mit Augmented Safety Glasses und Exoskeletten ausgestattet sind. Das befähigt die Arbeiter, fünfmal mehr Gewicht heben zu können als ein nicht-augmentierter Mensch. Neue Prozesse werden mit Hilfe von Augmented RealityAugmented Reality angekündigt und demonstriert. Die Arbeiter kooperieren dabei remote in Echtzeit und tragbare Sensoren sorgen dafür, dass sich die Maschinen automatisch in den Wartemodus begeben, sobald Menschen in ihrer Nähe sind - mit dem Ziel, Unfälle zu verhindern. Alles zu Augmented Reality auf CIO.de
Ein CEO beruft ein Meeting mit dem Vorstand im Homeoffice ein, bei dem jedes Board-Mitglied durch ein Hologramm in Lebensgröße repräsentiert wird. Der Manager ist in der Lage, in Echtzeit Dashboard-ähnliche Geschäftsprozessdaten in Form eines schwebenden 3D-Modells zu visualisieren. Kommt dabei eine Frage zu Compliance auf, wird der entsprechende Beauftragte (ebenfalls per Hologramm) zugeschaltet. Die KI transkribiert dabei das Meeting und kommuniziert die Details - inklusive 3D-Daten - an alle Teilnehmer.
Die Vorteile liegen auf der Hand: Reibungsverluste werden beseitigt (wodurch sich auch Silos aufbrechen lassen), Mensch und KI verschmelzen im Sinne der Optimierung ihrer Skills. Im Ergebnis sollen - neben weiteren Benefits - stehen:
optimierte Problemlösung und Entscheidungsfindung,
verbesserte Automatisierungsinitiativen,
rationalisierte Kommunikation und Kooperation,
weniger Fehler bei höherer Sicherheit,
höhere individuelle Produktivität und betriebliche Effizienz, sowie
ein optimiertes Asset Management.
Ein zentrales Konzept ist dabei die nahtlose, direkte und ortsunabhängige Kommunikation und Zusammenarbeit. Damit verlagert sich der Arbeitsplatz von der physischen in die virtuelle Welt. Dort ist er eine Art gemeinsames Ressourcen-Set, auf das über die Augmented-Reality-Technologie zugegriffen wird. Die Idee dahinter: Über die neuen digitalen Technologien und User Interfaces ein digitales Gemeinschaftsgefühl zu erzeugen. Ob Onboarding, Schulung oder Teambuilding-Event - alles findet in gemeinsam genutzten, virtuellen Räumen statt.
ACWF - warum jetzt?
Die ACWF ist bei Analysten schon seit einigen Jahren Thema. Im Wesentlichen haben drei aktuelle Technologien dazu beigetragen, dass die Auguren von Gartner die ACWF als einen der wichtigsten Trends für das Jahr 2024 einstufen:
Die durch ChatGPT angezettelte Revolution im Bereich der generativen KI hat den Sektor explodieren lassen und und Hunderte neuer Business- und Productivity-Tools hervorgebracht.
Mit der Apple Vision Pro werden AR-Devices und -Plattformen zunehmend Einzug im Unternehmensumfeld halten. Die steigende Verbreitung wird die Entwicklung von Unternehmens-Tools vorantreiben, die den Benutzern visuelle Daten in Echtzeit liefern - die im physischen Raum schweben.
KI-Brillen haben sich entscheidend weiterentwickelt. Inzwischen sind sie kaum noch von konventionellen Brillen zu unterscheiden und auch mit Sehstärke zu haben - was nicht zuletzt den Einsatz über acht Stunden (oder mehr) erleichtern dürfte.
Es ist zu erwarten, dass das dazu führen wird, dass demnächst ein ganzer Schwung neuer Lösungen auf den Markt kommt, der KI und AR mit sensorbasierten Devices, Robotik und Cloud Computing kombiniert. Tatsächlich offerieren Unternehmen wie Glartek und LightGuide bereits Lösungen, die ganz explizit das Konzept der "Augmented Connected Workforce" unterstützen sollen.
Dieser bevorstehende Wandel bedeutet auch: Die Art und Weise, wie Unternehmen künftig arbeiten, wird sich drastisch verändern. Gartner prognostiziert, dass bis zum Jahr 2027 ein Viertel aller CIOs auf ACWF-Initiativen setzen wird. Das wirft diverse Herausforderungen auf:
Cybersicherheit: Der Grad der Konnektivität zwischen den Systemen und der reibungslose Zugriff auf Daten schaffen eine bisher nicht dagewesene Angriffsfläche. Sie muss durch neue Security-Technologien und -Konzepte entschärft werden.
Kosten: Abgesehen von den Kosten für Hardware, Software, Cloud- und Servicelösungen wird die Umstellung auf ACWF auch kontinuierliche Schulungs- und Weiterbildungsinitiativen sowie ein ausgefeilteres Change Management erfordern.
Integration: Die unterschiedlichen Technologien und Systeme der nächsten Generation müssen miteinander vernetzt werden.
Die "Augmented Connected Workforce" steht gerade am Anfang. Umso wichtiger ist es für Unternehmen, bereits jetzt ihre IT-Roadmap zu überarbeiten und die Komponenten dieses Trends in den Fokus zu nehmen. Immerhin: Die Befürchtungen, dass KI Arbeitskräfte verschlingt, kann die ACWF weiter eindämmen - alle Vorzeichen deuten stattdessen auf eine "augmentierte Belegschaft mit Superkräften" hin.
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.