T-Systems-Chef Ferri Abolhassan im Interview

"Nicht über KI dozieren, sondern anpacken"

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

Schutz ist eine Tugend

Wir müssen damit leben, dass Cyberattacken an der Tagesordnung sind. Deshalb sollte es für jedes Unternehmen zur guten Tugend zählen, sich davor zu schützen. Das ist auch einer der Services, für den wir als Telekom und T-Systems stehen.

Mir kommt das eher wie ein Hase-Igel-Rennen vor. Haben Sie überhaupt eine Chance, dieses Rennen zu gewinnen?

Ferri Abolhassan: Ich bin der festen Überzeugung, dass kein Unternehmen dieses Rennen jemals aufgeben kann. Es gehört heute einfach dazu, in diesem Rennen zu bestehen. Und ich glaube, dass dies mit der entsprechenden Fachkompetenz auch möglich ist.

An welche Kompetenzen denken Sie dabei?

Ferri Abolhassan: Zum einen benötigen Sie Mitarbeiter mit entsprechenden Skills. Zum anderen brauchen Sie die passenden Technologien. Die Rolle der KI hatte ich angesprochen. Sie macht uns schneller.

KI macht uns in der Cyberabwehr schneller

Damit bleibt man in diesem Rennen. Aber man darf dabei nie überheblich werden, denn wir müssen uns ständig weiterentwickeln. Denn kaum sind neue Abwehrlogiken und Abwehrinstrumente entwickelt, sehen wir Angriffe mit neuen Angriffslogiken.

Erlauben Sie mir einen thematischen Sprung. Wir hatten im Vorgespräch über die Corona-Krise und die digitale Resilienz der Unternehmen gesprochen. Wenn die Unternehmen diesbezüglich während der Krise wirklich ihre Hausaufgaben gemacht haben, warum ist Resilienz dann heute wieder ein Thema?

Ferri Abolhassan: Allein die Tatsache, dass wir dieses Interview per Videokonferenz führen, zeigt, dass viel passiert ist. Die Corona-Krise war hier ein guter Stimulator. Es wurde sehr viel getan, sehr viele Hausaufgaben gemacht.

Alles erledigt? Diesen Moment gibt es nicht

Es gibt aber nicht den Moment, in dem Sie sagen können, jetzt habe ich alles erledigt. Vielmehr müssen Sie immer dranbleiben. Denn es geht ja weiter, wie gerade das Beispiel IT-Security zeigt.

Oder nehmen Sie Themen wie ESG und Nachhaltigkeit. Selbst wenn Sie es geschafft haben, dass ihr RechenzentrumRechenzentrum oder ihre Fahrzeugflotte CO2-neutral sind, werden Sie sich weiter damit befassen müssen. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

Weshalb?

Ferri Abolhassan: Da wir uns in der IT mit einem wachsenden Datenbedarf konfrontiert sehen. Denken Sie nur an KI. KI benötigt höhere Rechenleistung, mehr Rechenkapazität und mehr Daten. Also benötigen Sie per se mehr Rechenzentrumsleistung. Und schon stehen Sie vor der Frage, wie sie diese Kapazitätserweiterung realisieren, ohne dass Energieverbrauch und CO2-Emissionen explodieren. Und besser noch: wie Sie die neuen Technologien nutzen, um energieeffizienter zu werden.

Corona hat einen guten Trigger gesetzt

Abolhassan ist davon überzeugt, dass es in der IT permanent Themenfelder geben wird, in denen neue Hausaufgaben zu erledigen sind.
Abolhassan ist davon überzeugt, dass es in der IT permanent Themenfelder geben wird, in denen neue Hausaufgaben zu erledigen sind.
Foto: Deutsche Telekom

Sicher, Corona hat einen guten Trigger gesetzt und vieles in Bewegung gebracht. Etwa die Art, wie wir heute untereinander kommunizieren. Oder die Art in welcher Weise wir heute Software produzieren oder Tools, die uns neue Formen der Agilität eröffnen.

Aber es wird permanent in der IT Themenfelder geben, in denen es immer wieder neue Hausaufgaben zu erledigen gibt.

Aber diese Hausaufgaben scheinen den Verantwortlichen immer mehr über den Kopf zu wachsen. Ich höre von IT-Verantwortlichen immer wieder, dass sie die wachsende Komplexität der IT langsam überfordert und sie sich nicht mehr in der Lage fühlen, diese noch zu beherrschen?

Ferri Abolhassan: Ich denke das war schon immer so, deshalb gibt es ja Unternehmen wie uns, die die Anwender bei diesen komplexen Fragen unterstützen. Für jeden Prozess wird es immer Spezialisten geben.

Für jeden Prozess gibt es Spezialisten

Nehmen Sie nur KI als aktuelles Beispiel. Als mittelständisches Logistikunternehmen können sie sich keine fünf IT-Experten leisten, die ständig in die USA fahren, um sich über ChatGPT etc. auf dem Laufenden zu halten. Diese Unternehmen sind froh, wenn sie IT-Experten wie uns finden, die ihnen zur Seite stehen.

T-Systems in der Helferrolle. Geht Ihr Angebot in Sachen KI so weit, dass Sie wie manche Marktbegleiter dedizierte IT-Engineering-Teams zu Kunden rausschicken, um vor Ort gemeinsam KI-Lösungen zu entwickeln?

Ferri Abolhassan: Ja, absolut. Wir haben im Konzern und gerade auch bei der T-Systems eine gut aufgestellte KI-Expertengruppe. Unsere AI Factory bei T-Systems zählt derzeit rund 800 Menschen und wächst weiter. Wir haben ein ganzes Booklet mit etlichen KI-Anwendungsbeispielen erstellt, wo wir zeigen, wie wir weltweit Anwendern bereits in Sachen KI geholfen haben.

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