Deutsche Lufthansa
Alles auf Amadeus
Während bei der Lufthansa schon vor zwei Jahren die Entscheidung für das Reservierungssystem Amadeus gefallen war, hatte LH-Systems die Entwicklung des Reservierungs- und Management-Systems FACE (Future Airline Core Environment) weiter vorangetrieben. Das überraschende Aus kam Ende vorigen Jahres: Aufgrund von Liefer- und Qualitätsproblemen mit nicht genannten Zulieferern hat LH-Systems die Entwicklung von FACE eingestellt. Das Reservierungssystem galt als innovativ und besonders attraktiv für Airlines, weil es ihnen Unabhängigkeit von den globalen Reservierungssystemen Amadeus, Sabre oder Galileo - und damit nennenswerte Kosteneinsparungen - in Aussicht stellte. "Lufthansa Systems ist der Durchbruch, ein unabhängiges Passenger-Management-System zu entwickeln, nicht gelungen. Das stärkt die Position von Amadeus", kommentiert Cornelia Wels-Maug, Analystin beim Marktforschungsunternehmen Ovum.
Lufthansa und United Airlines stellen jetzt als erste Mitglieder der Star Alliance auf die Client-Infrastruktur Altea von Amadeus um, die anderen Star-Alliance-Partner sollen bis 2012 folgen. Bei der Lufthansa löst sie das großrechnerbasierte Multi-Host-System der IT-Tochter Lufthansa-Systems ab, in deren Händen auch die Umstellung auf die neue Systemarchitektur liegen wird.
Etwa zwei Drittel des IT-Budgets der Lufthansa fließen nach Schätzungen in die Kassen der IT-Tochter, die als Spezialist für Airline-IT rund 160 weitere Airlines zu ihren Kunden zählt. So wird Lufthansa Cargo mit der AdvancedCargo Suite von LH-Systems alle Kernprozesse in der Luftfracht wie Buchung, Abfertigung und Revenue Accounting unter der neuen Plattform zusammenfassen. Die AdvancedCargo Suite wird das bestehende zentrale System ablösen und die Applikationslandschaft der Lufthansa Cargo in Richtung einer prozessorientierter Architektur voranbringen.
Mit dem Projekt "EFB Next Gen" (Electronic Flight Bag) macht die Lufthansa einen weiteren Schritt in Richtung papierloses Cockpit. Dabei handelt sich um eine Weiterentwicklung des derzeitigen Pilot’s Workpad. Das System verwaltet alle Informationen, wie die erforderlichen Navigationskarten und aktuelle Wetterdaten, die die Besatzung für ihren Flug benötigt. Viele der Neuerungen entstammen dabei notwendigen Anpassungen an die A380, das neue Produkt soll aber Standard für alle Lufthansa-Flugzeuge werden.
Lufthansa wird außerdem in den nächsten Jahren Schritt für Schritt an den innerdeutschen Standorten seine Software zur Personaleinsatzplanung erweitern. Mit dem neuen System kann das Unternehmen künftig die Dienste seines Bodenpersonals mit einem höheren Automatisierungsgrad und besserer Performance planen. Dabei wird die gleichzeitige Erfassung und Kontierung der Arbeitszeit beibehalten.
Die neue Lösung für den Konzernbereich "Passage" sieht die Implementierung und Anpassung einer Workforce Management Software vor. Sobald sie im Einsatz ist, wird Lufthansa sie sukzessive für die Personaleinsatzplanung von bis zu 6.000 Mitarbeitern nutzen. Darüberhinaus plant die Fluglinie den Einsatz von Zeitwirtschaftsmodulen der Anwendung für weitere 6.000 Mitarbeiter ein. Diese Komponenten sind in die Personaleinsatzplanung integriert, so dass die entsprechenden Daten in die SAP-Lohn- und Gehaltssysteme von Lufthansa fließen können. Das nun ausgewählte System hatte Lufthansa am Standort München getestet und dabei für rund 700 Mitarbeiter Testdaten ausgewertet. Eingeführt wird das System von eigenen Mitarbeitern aus dem Bereich Lufthansa Passage.