Jeder zweite IT- und Technologieverantwortliche in Deutschland macht die Erfahrung, dass seine Mitarbeiter in den vergangenen Jahren häufiger als üblich eine Gehaltserhöhung eingefordert haben.
Hauptgrund ist die Vielzahl an Jobs mit einem höheren Gehaltsangebot für qualifizierte IT-Profis aufgrund der guten wirtschaftlichen Lage. Dies zeigt die aktuelle Arbeitsmarktstudie des Personaldienstleisters Robert Half Technology, für die 200 CIOs und CTOs aus ganz Deutschland befragt wurden.
Fachkräfte verhandeln über Gehalt
Mehr als drei Viertel der deutschen CIOs und CTOs suchen im ersten Halbjahr 2015 neue IT-Profis. Doch gleichzeitig finden es 87 Prozent der deutschen IT-Chefs herausfordernd oder sehr herausfordernd, qualifizierte Mitarbeiter zu rekrutieren. Das hat zur Folge, dass Fachkräfte heutzutage eher über ihr Gehalt verhandeln. Über die Hälfte (54 Prozent) der CIOs und CTOs identifizieren mehrere Jobangebote mit höherem Gehalt als Hauptgrund für häufigere Gehaltsverhandlungen mit ihren Beschäftigten. Fast ein Drittel der IT-Chefs beobachtet zudem, dass ihre Mitarbeiter aufgrund der guten wirtschaftlichen Lage selbstsicherer sind. Für 15 Prozent der CIOs und CTOs ist die große Nachfrage nach Experten ein weiterer Grund für die Forderung nach einer Gehaltserhöhung.
Selbstbewusste IT-Profis
Mit Blick auf die Unternehmensgröße zeigt die Studie, dass die Gewichtung der Hauptgründe für häufigere Gehaltsverhandlungen in mittelständischen und großen Unternehmen unterschiedlich ausfällt. So sehen insbesondere in großen Unternehmen CIOs und CTOs besser bezahlte Jobangebote als primäre Ursache für die vermehrte Anfrage nach einer Gehaltserhöhung (62 Prozent). Ein gestiegenes Selbstbewusstsein ausgelöst durch die gute wirtschaftliche Lage geben 15 Prozent der IT-Verantwortlichen als Hauptgrund an. In mittelständischen Unternehmen hingegen nennen 40 Prozent der CIOs und CTOs eine größere Selbstsicherheit als primären Grund für häufigere Gehaltsverhandlungen.
"Die guten Jobaussichten aufgrund des zunehmenden Stellenwerts der IT im Unternehmen und einem damit einhergehenden Fachkräftebedarf motivieren IT-Beschäftigte immer häufiger dazu, Gehaltserhöhungen einzufordern", sagt Martin Schramm, Vice President bei Robert Half Technology. "Trotz der stärkeren Bereitschaft zur Gehaltsverhandlung sollten IT-Mitarbeiter ihre Kenntnisse und Fähigkeiten realistisch einschätzen und wissen, was aktuell möglich ist. Mehr als ein Drittel aller CIOs und CTOs erwarten 2015 Gehaltssteigerungen um durchschnittlich 4,4 Prozent für IT-Experten. Wenn keine direkte Gehaltserhöhung realisierbar ist, lohnt es sich, über Zusatzleistungen zu verhandeln."
Alternativen zur Gehaltserhöhung
Alternativen zur Gehaltserhöhung Sicher, über Gehaltserhöhungen freut sich jeder. Aber nicht immer ist eine Gehaltserhöhung sinnvoll:
Kalte Progression Etwa, wenn die kalte Progression zuschlägt und der Arbeitnehmer wegen der erhöhten Abgabenlast nichts mehr vom Zuschlag hat. Doch es gibt jede Menge Möglichkeiten, dem Mitarbeiter Gutes zu tun.
Einmal volltanken Lange waren Tankgutscheine in Mode - doch die Handhabung erwies sich als zu kompliziert. Das hat auch der Gesetzgeber erkannt. Inzwischen darf der Arbeitgeber seinem Angestellten Sachzuwendungen in Höhe von 50 Euro zukommen lassen - jeden Monat.
Bloß nicht auszahlen! Auszahlen darf das Unternehmen die 50 Euro nicht - sonst wären Steuern fällig.
Selbst kochen statt Essen gehen Besonders praktisch: Essenschecks können auch im Supermarkt eingelöst werden.
Dienstwagen Nach wie vor heißgeliebt: der Dienstwagen. Doch nicht jeder Mitarbeiter ist schon auf einer Gehaltsstufe, die einen Dienstwagen erlaubt - und nicht jeder will einen. Zudem müssen Unternehmen oft mit ihren Mitarbeitern komplizierte Verträge schließen. Wie wäre es stattdessen ...
Dienstrad ... mit einem Dienstrad? Gerade in großen Städten ist das Rad eine umweltfreundliche und schnelle Möglichkeit, zur Arbeit und zurück zu kommen. Vorteil: Die Nutzung des Dienstrads ist privat uneingeschränkt möglich, ohne dass komplizierte Verträge geschlossen werden müssen.
Kleine Geschenke Ein Unternehmen kann über "anlassbezogene Zuwendungen" dem Mitarbeiter etwas schenken.
Leasingverträge für Smartphones Wenn der Arbeitgeber keine Diensthandys zur Verfügung stellt, gibt es zudem die Möglichkeit, dass der Mitarbeiter über das Unternehmen ein Smartphone least. Das gilt natürlich für allerlei Elektrogeräte, etwa ...
Tablets ... iPads und andere Tablet-Computer. Für Wartung und Reparatur ist aber der Mitarbeiter selbst zuständig - und schenken darf die Firma dem Angestellten nach Ablauf des Leasingsvertrags das Gerät auch nicht.
Die Rechnung, bitte! Alternativ kann der Arbeitgeber sich auch an der Telefonrechnung des Mitarbeiters beteiligen.
Prepaid-Kreditkarten Einfach mit 50 Euro jeden Monat aufladen - und der Mitarbeiter kann sie ausgeben, wofür er möchte.
Karte für den ÖPNV Vorsicht: Zahlt der Arbeitgeber einen Zuschuss zur Monatskarte für den ÖPNV, kann er seinem Mitarbeiter die 50 Euro nicht mehr auf die Prepaid-Kreditkarte laden. Doch auch da gibt es Alternativen.
Geburtstags- oder Jubiläumsgeschenke Drei Mal im Jahr kann das Unternehmen so im Wert von 60 Euro ein Geschenk machen.
Fast wie Bargeld Rabatte auf die eigenen Produkte für Mitarbeiter sind bis zu 1.080 Euro im Jahr steuerfrei.
Kantinenessen Gern genommen sind auch Zuschüsse zum Essen. Dabei gibt es viele Möglichkeiten.
Schlauer als vorher Ein Arbeitnehmer kann auch in Weiterbildungen für seine Mitarbeiter investieren und für sie keine Steuern oder Abgaben zahlen, solange klar ist, dass die Weiterbildung direkt für den Job anwendbar ist.
Leere Kita Ein Unternehmen kann außerdem anbieten, dem Mitarbeiter einen Zuschuss zu den Betreuungskosten für die Kinder zu leisten. Er ist ebenfalls steuer- und sozialabgabenfrei und kann das Budget einer Familie entlasten.
Gesundheit! Auch für die Gesundheit des Mitarbeiters kann ein Unternehmen für 600 Euro im Jahr Ausgaben tätigen.
Und was ist im Alter? Alle On-top-Leistungen werden nicht in die Rentenkasse eingezahlt. Experten gehen nicht davon aus, dass der Rentenanspruch dadurch stark beeinflusst wird. Aber eine Rechnung aufstellen, schadet auf keinen Fall.
Security-Spezialisten mit größten Gehaltsanstiegen
Doch nicht in allen Bereichen erwarten CIOs und CTOs in den nächsten fünf Jahren gleichermaßen Gehaltssteigerungen. Die besten Aussichten auf ein höheres Einkommen erwarten 34 Prozent der IT-Verantwortlichen für Security-Spezialisten. Auf dem zweiten und dritten Platz folgen Profis für Webentwicklung (14 Prozent) und Funktionen mit direktem Kundenkontakt (13 Prozent).
"Die IT-Security rückt auf der Unternehmensagenda immer weiter nach oben und trägt unmittelbar zur Unternehmensentwicklung bei", erklärt Martin Schramm. "Infolgedessen steigt die Anzahl der Projekte durch neue Technologien und Herausforderungen in diesem Bereich. Der Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern ist so hoch wie nie und IT-Verantwortliche stufen die Mitarbeiterfindung für Sicherheitsprofis als schwierig ein. Diese Faktoren treiben die Gehälter in diesem Bereich nach oben."
Tipps zur richtigen Gehaltsvorstellung
"Auch wenn Unternehmen aktuell bereit sind, steigende Gehälter zu zahlen, sollten Bewerber den eigenen Marktwert und die daraus resultierenden Gehaltsvorstellungen im Vorfeld wohlbedacht ausloten. Während zu hohe Forderungen zu einem frühzeitigen Ausscheiden aus dem Bewerbungsprozess führen können, lassen zu niedrige Vorstellungen auf mangelnde Erfahrung oder ein mangelndes Selbstbewusstsein des Bewerbers schließen. Die Erfahrung zeigt, dass Bewerber bei einem Arbeitgeberwechsel bis zu 10 Prozent mehr Gehalt fordern können", weiß Sven Hennige, Senior Managing Director Central Europe & The Netherlands bei Robert Half.
10 Fehler im Gehaltsgespräch
Keine Agenda haben Unstrukturierte Gespräche führen zwangsläufig zu vagen Ergebnissen. Gedankliche Meilensteine helfen dabei. Setzen Sie Ihre Argumente wohl dosiert ein. Legen Sie nicht sofort all Ihre Trümpfe auf den Tisch. Halten Sie noch ein paar gute Argumente in der Hinterhand. Bringen Sie Ihr stärkstes Argument erst gegen Ende Ihrer Argumentationsreihe.
Nervös werden Der persönliche Eindruck kann sehr entscheidend dafür sein, ob Sie Ihr Ziel erreichen oder nicht. Versuchen Sie deshalb, Ihre Körpersprache bewusst einzusetzen, mögliche Störfaktoren auszuschalten und souverän zu agieren. Eigentlich ist es ganz einfach: Je positiver Ihre Einstellung, desto offener und positiver wird Ihre Körpersprache sein und umso besser wird die Verhandlung laufen.
Überzogene Forderungen Wer zu wenig fordert, kommt nie zu mehr Geld. Wer zu viel verlangt, verspielt möglicherweise sämtliche Karriere-Chancen. Gehaltsforderungen sollten angemessen sein. Nur wer weiß, was in vergleichbaren Positionen gezahlt wird, hat eine Vorstellung davon, was er für seine Arbeit verlangen kann beziehungsweise was seine Arbeit überhaupt wert ist.
Schlechte Vorbereitung Wer vorbereitet ins Gehaltsgespräch geht, holt mehr raus. Eine gute Vorbereitung ist allein schon deshalb wichtig, weil Ihr Verhandlungspartner in punkto Gehalt und Verhandlungskompetenz in der Regel wesentlich erfahrener ist als Sie es sind.
Schlechte Argumente Es gibt Argumente, die Sie nie benutzen sollten, auch wenn das eine oder andere auf den ersten Blick der Auslöser für Ihren Wunsch nach mehr Gehalt gewesen sein sollte. Vermeiden Sie Mitleids- oder Bedürftigkeitsargumente. Auch Vergleiche mit Kollegen sind tabu. Erpressungsversuche á la "Wenn ich nicht mehr Geld bekomme, gehe ich" sowieso. Was zählt, ist einzig und allein Ihre Leistung.
Keine Ziele haben "Wer nicht weiß, wohin er will, wird auch nie ankommen", lautet sinngemäß ein Sprichwort. Wer schon vor der Gehaltsverhandlung nicht weiß, was er genau will, kann sich mit dem Chef nicht gut in der Mitte treffen. Legen Sie also ein Minimal- und ein Maximalziel fest und planen Sie ausreichenden Verhandlungsspielraum ein.
Falscher Zeitpunkt Gutes Timing bei der Gehaltsverhandlung kann Gold wert sein. Niemals zwischen Tür und Angel. Machen Sie immer einen Termin. Überlegen Sie, wann Ihr Chef am besten aufgelegt ist. Ein Gehaltsgespräch in hektischen Zeiten setzt den Vorgesetzten unnötig unter Druck. In einer entspannten Situation werden Sie viel eher auf sein Wohlwollen stoßen. Aber Vorsicht: Wenn der Insolvenzverwalter schon durch die Flure wandert oder die Firma in einer existenziellen Krise steckt, dann macht eine Forderung nach mehr Gehalt wenig Sinn.
Unflexibel sein Wer halsstarrig an seinen Forderungen klebt, nimmt sich die Möglichkeit zu vielleicht gar nicht mal so schlechten Kompromissen - und hinterlässt schnell einen negativen Nachgeschmack. Versteifen Sie sich also nicht auf eine Lösung, sondern haben Sie eine Alternative oder mehr in der Hinterhand. Muss es denn wirklich mehr Geld sein? Oder könnten Sie auch mit einer Prämienregelung oder einer Weiterbildung leben.
Hoffen auf den großen Sprung Verhandeln Sie lieber häufiger über kleinere Gehaltserhöhungen als in langen Abständen auf gewaltige Sprünge zu hoffen. Fragen Sie auch dann nach einer Gehaltserhöhung, wenn nicht unbedingt damit zu rechnen ist. Wer nicht gelegentlich den Arm hebt, geht nicht nur jahrelang leer aus, sondern büßt möglicherweise auch seine Wertschätzung beim Chef ein.
Sich aus dem Konzept bringen lassen Es gibt gegen alles Einwände, auch gegen Gehaltserhöhungen. Lassen Sie sich davon möglichst nicht aus der Ruhe bringen und verfolgen Sie konsequent Ihre Gesprächsziele. Viele dieser Phrasen werden gern eingesetzt, um schlecht Vorbereiteten einen Dämpfer zu verpassen oder sie schlicht aus dem Konzept zu bringen. Die entstehende Verwirrung soll es Ihnen schwer machen, ihre eigenen Vorstellungen durchzusetzen. Und natürlich will die Unternehmensseite sehen, wie wichtig Ihnen Ihr Anliegen wirklich ist.
Fixe Summe oder Gehaltsspanne?
Sie sollten sich auf keine fixe Summe festlegen, sondern vielmehr eine Gehaltsspanne definieren, die Ihren Vorstellungen entspricht. Überlegen Sie sich in diesem Zusammenhang auch, was Ihre Untergrenze ist und ob es gegebenenfalls nicht-monetäre Zusatzleistungen gibt, die Sie anstelle Ihrer Wunschsumme akzeptieren könnten. Eine Gehaltsübersicht für über 60 ausgewählte Positionen finden Sie hier.
Klein oder groß?
Waren Sie vorher in einem großen Konzern beschäftigt und gehen Sie nun in ein mittelständisches Unternehmen? Wechseln Sie in eine andere Branche? Und ist der neue Arbeitsplatz womöglich mit einem Umzug in eine andere Stadt verbunden? All diese Aspekte sollten Sie in Ihren Gehaltsvorstellungen berücksichtigen.
Karriere oder Work-Life-Balance?
Identifizieren Sie den Hauptgrund für Ihren Jobwechsel. Falls Sie aufgrund mangelnder Karriereperspektiven oder einer unausgeglichenen Work-Life-Balance eine neue berufliche Herausforderung suchen, sollten Sie diese Aspekte im Gespräch mit Ihrem zukünftigen Arbeitgeber unbedingt ansprechen. Zeigen Sie sich flexibel aber achten Sie darauf, nicht unter Ihre Mindest-Gehaltsvorstellung zu gehen.