Im Urteil professioneller Anwender kommt das neue iPad von Apple nicht sonderlich gut davon. So vertreten zum Beispiel 65 Prozent der 760 von CIO-Online befragten IT-Verantwortlichen die Überzeugung, der neue Tablet-PC sei "nicht Business-tauglich".
Noch vor einem Jahr behaupteten etwa Analysten von Gartner oder ABI dasselbe - über das iPhone. Von der Kritik unbeeindruckt hat sich das Mobiltelefon längst zu einem der beliebtesten Accessoires der Geschäftswelt gemausert. Bei der Anschaffung werden CIOs erst gar nicht gefragt. Management und junge Mitarbeiter ("Digital Natives") bringen die Geräte einfach mit und fordern von der IT-Abteilung, für die Anbindung ans Firmennetz zu sorgen.
Egal, wie Business-tauglich das iPad nun tatsächlich ist; es ist zu erwarten, dass es sich ähnlich wie das iPhone in den Unternehmen seinen festen Platz erobern wird. Folgt man dem Rat unseres Kollegen Tony Bradley von PC World, ist von Fundamentalopposition abzuraten. Besser sei es, so Bradley, die Einbindung des iPads in die Firmen-IT planmäßig anzugehen.
Dabei hilft die folgende Übersicht über bereits erhältliche Business-Apps, die aus dem Spielzeug iPad eine Maschine fürs Mobile Office machen.
Viele Programme für das iPad bieten für sich alleine genommen noch keine ausreichende Arbeitsumgebung. Erst im Zusammenspiel mit Server-basierten Applikationen oder Desktop-Anwendungen werden sie zu vollwertigen Business-Apps.
Um mit dem iPad professionell arbeiten zu können, ist zudem der Kauf einer echten Tastatur dringend angeraten. Zwar verfügt das iPad über ein On-Screen-Keyboard; das eignet sich aufgrund des beschränkten Layouts aber nicht wirklich zum Erfassen längerer Texte.
Pages
Die iWork-Suite von Apple als Gegenstück zu Microsoft Office gibt es schon länger. Nun sind die Einzelprogramme Pages (Textverarbeitung), Numbers (Tabellenkalkulation) und Keynote (Präsentationen) einzeln auch als Apps für das iPad erhältlich.
Pages lässt sich sowohl als reine Textverarbeitung als auch für das Gestalten von Layouts einsetzen.
Apple selber bezeichnet das Programm als "vereinfachte Textverarbeitung". Das verspricht einerseits eine übersichtliche und kontext-sensitive Bedienung, deutet andererseits aber auf abgespeckte Funktionalität gegenüber einer vollwertigen Textverarbeitung hin. Die wichtigsten Werkzeuge zur Textgestaltung und -formatierung hat Pages aber an Bord. Dennoch weisen unsere Kollegen von Macwelt darauf hin, "dass das Anlegen komplexer Layouts am Mac geschehen sollte" - oder an einem anderen Desktop-PC. Der Im- und Export von Dokumenten ist iPad-typisch etwas umständlich über den E-Mail-Versand oder die Online-Schnittstelle iWork.com. "Alternativ", so die Macwelt, "kann man ein Dokument auch lokal ‚exportieren’ und dann am Computer über iTunes auf dem Rechner speichern. Positiv zu vermerken ist, dass Pages Word-Dokumente verarbeiten kann. Für Anschluss an die Office-Welt ist also gesorgt, auch wenn es sich hier um eine Einbahnstraße handelt: Export-Funktionen bietet Pages nicht.
Preis: 7,99 Euro
Weitere Infos: http://www.apple.com/de/iwork/pages/
Bezug (gilt für alle hier vorgestellten Apps): nur über den iTunes Store möglich
Numbers
Für die Macwelt-Kollegen ist Numbers eine "waschechte Tabellenkalkulation" und ein "Konkurrent zu Microsofts Platzhirsch Excel". Die Arbeit mit Numbers funktioniert im Prinzip genauso wie bei seinem Pendant: Zahlen und Formeln werden in Zellen angezeigt und berechnet, die Ausgabe erfolgt in tabellarischer oder - der besseren Übersichtlichkeit halber - in grafischer Form als Diagramme.
Für Eingabe und Berechnung bietet Numbers eine Vielzahl gängiger kaufmännischer und mathematischer Funktionen, für die Ausgabe diverse Diagramm-Varianten. Export-Möglichkeiten gibt es neben dem Numbers-eigenen Format nur in PDF, nicht aber in Excel.
Preis: 7,99 Euro
Weitere Infos: http://www.apple.com/de/iwork/numbers/
Keynote
Der Macwelt zufolge bietet Keynote "am iPad alle Tools, um auch komplexe Präsentationen zu erstellen". Das Programm bietet 44 von Apple vorgefertigte Layouts, deren Platzhalter sich leicht mit Texten und auf dem iPad gespeicherten Fotos, Filmen und Musik sowie Tabellen, Diagramme, und Formen füllen lassen. Wie es sich für ein Präsentationsprogramm gehört, bietet auch Keynote insgesamt 25 Übergangseffekte für eine wirkungsvolle Präsentation an.
Auch wenn die Macwelt die Handhabung des Apps "genial einfach" findet, raten die Kollegen dennoch bei aufwendigen Präsentationen dazu, "die Basisarbeit am Großbildschirm am Mac zu erledigen und das Finetuning am iPad zu erledigen".
Preis: 7,99 Euro
Weitere Infos: http://www.apple.com/de/iwork/keynote/
Quickoffice Mobile Connect
Eine Alternative zu den iWork-Apps von Apple ist Quickoffice Connect. Das App bietet für den Preis von einem iWork-Programm die ganze Palette von Office-Anwendungen in einer Suite. Dabei kommt es offenbar ganz ohne eigene Formate aus. Vielmehr konzentrieren sich Quickword und Quicksheet ganz auf die Verarbeitung gängiger Microsoft Office-Formate (Word/Excel). PowerPoint und gängige Grafikdateien kann die Suite wenigstens anzeigen. Für PowerPoint hat der Hersteller noch für dieses Jahr ein Update angekündigt.
Die Kommunikation mit der Außenwelt funktioniert entweder über einen per WiFi zugeschalteten Browser oder über spezielle Storage-Provider aus dem Internet (wie Box.net, Dropbox, Google Docs oder MobileMe).
Die Kunden von Quickoffice äußern sich ambivalent: Die einen können ihre Office-Dokumente problemlos öffnen und bearbeiten, andere beschweren sich über mangelhaften Umgang mit und nicht fehlerfreier Darstellung von Bildern und Tabellen. Gerade bei komplexen Office-Dokumenten, etwa Excel-Tabellen mit VBA-Makros, dürften sich diese Schwächen noch deutlicher bemerkbar machen. Dafür beurteilen die Kunden die Anbindung an Cloud-Speicher im Internet als vorbildlich. Und das ist ja auch schon mal was.
Preis: 7,99 Euro
Weitere Infos: http://www.quickoffice.com/quickoffice_connect_suite_ipad/
SAP BusinessObjects Explorer
Zieht man bis hierher ein Zwischenfazit, so eignen sich die vorgestellten Office-Programme eher zur Darstellung vorgefertigter Dokumente als zum Bearbeiten komplexer Dateien. Der SAP BusinessObjects Explorer beschränkt sich von vorneherein auf die Präsentation solch’ vorgefertigter Arbeitsergebnisse. Das ist auf keinen Fall negativ zu sehen, denn diese Beschränkung kommt dem Arbeitsalltag mobiler iPad-Anwender wahrscheinlich sehr viel näher, als das Szenario eines Spreadsheet-verarbeitenden Mitarbeiters.
Der SAP BusinessObjects Explorer bietet Zugang zu den BI-Anwendungen eines Unternehmens wie Data Warehouses, relationalen Datenbanke, OLAP-Server oder auch unstrukturierten Daten, die mit der Software SAP BusinessObjects Text Analysis verarbeitet wurden. Die Verbindung des Explorers zum Firmennetzwerk funktioniert über den Webbrowser und die Eingabe der Zugangsdaten. Im Schnelltest mit den Beispieldateien ließ sich das genau so problemlos bewerkstelligen, wie das Auswählen und Darstellen einzelner Daten.
Es bleibt zu hoffen, dass andere Hersteller von Unternehmensanwendungen dem Beispiel SAPs folgen und ihrerseits Tools zum Abrufen und Darstellen aktueller Unternehmensdaten anbieten. Denn hier zeigt sich eine der besten Einsatzmöglichkeiten des iPads im mobilen Business.
Preis: Gratis
Weitere Infos: http://www.sap.com/germany/solutions/sapbusinessobjects/large/business-intelligence/search-navigation/explorer/index.epx
Roambi Dashboard
Ebenfalls auf die Darstellung komplexer Daten spezialisiert ist das App Roambi Dashboard. Das Programm verarbeitet am iPad Daten aus Excel, Crystal Reports, Salesforce CRM, SAP BusinessObjects, IBM Cognos and Microsoft Reporting Services. Das App verbindet sich ebenfalls über eine Internet-Verbindung mit der die Daten generierenden Anwendung und erlaubt nach dem Laden der Daten die Darstellung über verschiedene Optionen.
Jede einzelne Darstellung lässt sich als Screenshot verschicken oder als "Roambi" genannt Datei im iPad speichern. Ein erster Blick zeigt, dass das App erstens sehr ansprechende Präsentationen von Daten ermöglicht, die sich zweitens aber live an aktuelle Erfordernisse anpassen lassen.
Wie der BusinessObjects Explorer ist auch das Roambi Dashboard ein würdiger Vertreter der darstellenden Künste, die dem iPad sehr anschaulich geschäftliches Leben einhauchen.
Preis: Gratis
Weitere Infos: http://www.roambi.com/publish-features.html?video=video_2
Teleprompt+
Das Ablesen von Vorträgen gilt zurecht als unprofessionell. Das Verwenden eines Teleprompters ist dagegen gesellschaftlich anerkannt: Der bildschirm-gestützte Vortrag ist in der Regel so dezent, dass kein Zuhörer es merkt, wenn die Sätze nicht gänzlich frei referiert werden.
Daher gehört die Anwendung Teleprompt+ eindeutig in die Kategorie "Nützliche Apps für unterwegs". Es eignet sich für die sichere Präsentation von PowerPoint-Folien ebenso wie für Referate im Kundengespräch, Vorlesungen an der Uni oder Kamerainterviews fürs Web-TV. Teleprompt+ kann alles, was ein professionelles System für 1.500 Euro auch kann, kostet aber mit acht Euro nur ein Bruchteil.
Es bietet einfache Texteingabe, Copy&Paste aus anderen Anwendungen, variable Abspielgeschwindigkeit, Fernsteuerung über iPod und -Phone sowie eine Mirror-Funktion, mit der sich die Prompter-Texte zum Beispiel auf einen Spiegel projizieren lassen, der die Benutzung noch dezenter macht.
Wer ein bisschen mehr für die Teleprompterei anlegen möchte, sollte sich den Bodelin ProPrompter HDi für iPad anschauen. Der ProPrompter ist ein Vorsatzgerät für gängige Kameras und nutzt das iPad als Trägermedium für die Texte. Der Preis: 829 Euro.
Preis: 7,99 Euro
Weitere Infos: http://www.bombingbrain.com/teleprompt.html
ToDo
Galten in längst vergangenen Zeiten vielreisende Manager mit ihrem Time/System aus Ziegenleder als hippe Vertreter ihrer Zunft, werden es in Zukunft eher diejenigen sein, die ihre vielen Termine, Aufgaben und Kontakte auf dem iPad verwalten. ToDo für das Apple iPad jedenfalls ist schon auf den ersten Blick eine Referenz an hochwertige Zeitplanungssysteme, die noch mit ausklappbaren Kalendern und Aufgabenlisten arbeiteten. Bei ToDo ist das alles digital, lässt sich mit Outlook oder iCal synchronisieren und verwaltet alle Tasks mit dem Ziel GTD ("Getting Things Done").
Preis: 3,99 Euro
Weitere Infos: http://www.appigo.com/todo/
PrintCentral
Das iPad hat eine ausgeprägte Ausgabeschwäche. Wenn überhaupt Daten nach außen dringen, dann bislang nur über den Umweg iTunes, über Serververbindungen oder via Web-Interfaces. Da das iPad auch mit Anschlüssen für Peripheriegeräte äußerst geizig ist, ist es zum Beispiel auch nicht möglich, Dokumente vom Tablett an einen Drucker zu schicken. Wenigstens diese Lücke schließt das App PrintCentral.
Es nutzt ein vorhandenes WiFi-Netzwerk und einen dort erreichbaren Host-PC, um zu drucken. Angenehm an dem Tool ist seine Fähigkeit, fast beliebige Dokumente aus anderen Applikationen zunächst anzuzeigen, bevor es sie an den Drucker schickt. Zudem fungiert PrintCentral auch als Filetransfer-Programm, um Dokumente zwischen Rechner und iPad hin- und her zu schicken.
Preis: 7,99 Euro
Weitere Infos: http://mobile.eurosmartz.com/products/printcentral.html
QuickVoice Recorder
Zu den gut gehüteten Geheimnissen des iPad gehört sein eingebautes Mikrofon. Nur ein stecknadelgroßes Loch neben dem Kopfhörerausgang zeugt von seiner Existenz. Anwendungen dafür gibt es von Hause aus ebenfalls nicht. Da kommt der VoiceRecorder als praktisches App gerade richtig. Es macht aus dem iPad ein Aufnahmegerät für Briefdiktat, Memo und alle anderen Anwendungen, die Audioaufnahmen erfordern.
Komfortabel für Außendienstmitarbeiter mit dem Wunsch, schnell einen Geschäftsbrief zu diktieren, ist die Option, die Aufnahmen per Voice-To-Text gleich per E-Mail ins Büro zu verschicken. Das hat allerdings bei der Free-Version nicht immer reibungslos geklappt. Dafür ist die Klangqualität überraschend gut: Mit einer Sample-Frequenz von 16 kHz klingt es gut, mit 32 kHz naturgemäß noch ein bisschen besser.
Preis: kostenlos (Pro Version: 2,39 Euro)
Weitere Infos: http://www.nfinityinc.com/quickvoiceip.html
Citrix Receiver
Für alle Anwendungen, die zwar auf Ihrem Desktop-PC, nicht aber auf dem iPad laufen, gibt es den Citrix Receiver. Das App stellt über XenApp oder XenDesktop eine sichere HTTPS-Verbindung zum Host her und erlaubt anschließend das Fernsteuern der gesamten Desktop-Umgebung via iPad. Einen Haken gibt es doch: Das Tool ist ohne Hilfe des Administrators kaum zu konfigurieren, weil es eine sichere Verbindung zum Firmennetz benötigt. Also: einfach lieb drum bitten...
Preis: kostenlos
Weitere Infos: http://www.citrix.com/English/ps2/products/subfeature.asp?contentID=2300386
iPad-Bordmittel
Schon von Haus aus bringt das iPad Fertigkeiten mit, die das Einbinden der Maschine ins Firmennetzwerk sehr leicht machen. So bringt die hauseigenen Mail-, Kontakt- und Termin-Verwaltungen beispielsweise schon eine Schnittstelle für den Exchange-Server mit, der sich mit den entsprechenden Daten (erhältlich beim Administrator) schnell in die Netzwerkprogramme einbinden lässt. Über den ebenfalls mitgelieferten Safari-Webbrowser gibt es zudem einfachen Zugang zu allen Web-Anwendungen eines Unternehmens.
Auch das sichere Einbinden ins Firmennetzwerk ist machbar; Apple beschreibt das für das iPad so: "Sie können komplexe Kennwörter und Sicherheitscodes festlegen, um auf wichtige Informationen zuzugreifen und Daten drahtlos zu verschlüsseln und zu speichern. Sie können sogar alles auf dem iPad per Fernzugriff sofort löschen, falls das Gerät verloren gehen oder gestohlen werden sollte. Mit der integrierten Unterstützung für Cisco IPSec VPN, WPA2 Enterprise Wi-Fi und SSL/TLS bleibt die Netzwerk-Kommunikation auf dem iPad sicher."
Der Administrator kann ein Konfigurationsprofil erstellen, das Informationen über VPN, E-Mail, drahtlose Netzwerkverbindungen und Richtlinien für Sicherheitscodes enthält. Dieses Profil kann anschließend drahtlos oder via USB an das iPad gesendet und dort vom Benutzer installiert werden.
Fazit
Das iPad hat trotz einiger brauchbarer und sinnvoller Business-Apps noch einen weiten Weg hin zur vollwertigen Business-Maschine vor sich. Bislang ist die Zahl von nützlichen Apps eher überschaubar. Zudem eignet sich der Tablet-PC systembedingt nur eingeschränkt für das Erarbeiten von Office-Dokumenten oder Geschäftsanwendungen. Seine Stärken spielt das iPad aber für das Zeigen und Präsentieren solcher Daten aus: Hier ist das Tablett für Mitarbeiter unterwegs und im Außendienst eine echte (und schicke) Hilfe.