Viereinhalb Tage Weiterbildung im Jahr genießen Beschäftigte in IT- und Telekommunikationsunternehmen im Durchschnitt – so viel Input gibt es deutschlandweit in keiner anderen Branche. „Weiterbildung wird als bedeutender Treiber von Innovation betrachtet“, heißt es erläuternd in einer gemeinsamen Studie der Personalberater von Kienbaum, des Branchenverbandes Bitkom und des F.A.Z.-Instituts, die diesen Spitzenwert zum Vorschein gebracht hat. Die Studie bestätigt zudem einen positiven Effekt der Weiterbildung für die Gewinnung von Talenten und für die Leistungskultur im Unternehmen.
In ITK-Firmen gibt es somit fast doppelt so viele Weiterbildungstage wie im branchenumfassenden Gesamtmittel, das bei 2,5 Tagen jährlich liegt. Im Durchschnitt investiert ein Unternehmen jedes Jahr 1500 Euro in die Fortentwicklung eines Beschäftigten. „Die meisten Unternehmen sehen sogar noch eine zunehmende Erfordernis, in die Weiterbildung ihrer Beschäftigten zu investieren“, heißt es in der Studie.
Treiber für die Anstrengungen der Branche ist vor allem das Streben nach Innovation im Produktbereich. Laut Studie gibt es kaum nennenswerte Unterschiede zwischen Hardware- und Softwareherstellern, IT-Service-Firmen, Telkos sowie Internetunternehmen. Eine Unwucht besteht allerdings sehr wohl, denn es besteht eine enorme Differenz zwischen den Elefanten der Branche einerseits, kleinen und mittleren Firmen andererseits. "Ist bei den Großen der Branche die Weiterbildung in ein Gesamtkonzept der Personalentwicklung eingebunden, so übernimmt in mittleren und kleineren Betrieben der Geschäftsführer diese Aufgabe und agiert situativ und nach Kassenlage“, so die Studie.
Auch innerhalb der Belegschaft werden signifikante Unterschiede gemacht. So werden 62 Prozent der Mitarbeiter mit Kundenkontakt gefördert, aber nur 16 Prozent der übrigen Beschäftigten. Während mehr als die Hälfte der Mitarbeiter aus Produktion und Service-Bereich weitergebildet werden, gilt das nur für ein Fünftel der Mitarbeiter aus der Administration. Männer werden stärker gefördert als Frauen. Für Fachkräfte (42 Prozent) gibt es mehr Weiterbildung als für Führungskräfte (24 Prozent).
Die Auswahl der Maßnahmen erfolgt offenbar vor allem themenorientiert. 41 Prozent der Befragten sagten jedenfalls, dass der Titel des Seminars eine hohe Priorität hat. Zweiter Faktor von Bedeutung ist die Referenz des Trainers, die 29 Prozent als sehr wichtig empfinden. Preis, Anbieterimage und Veranstaltungsort spielen demgegenüber eine geringe Rolle.
Ein Fünftel agiert passiv
Inhaltlich und methodisch setzen die Firmen bevorzugt auf Inhouse-Seminare (32 Prozent) und offene Seminare (22 Prozent). Einzel-Coaching bewerten etwa 10 Prozent mit hoher Priorität. Ebenso viele sind es bei den IT unterstützte Methoden wie Web-based Trainings, Live-Online-Seminare und virtuelle Plattformen.
„Wie sich eindrucksvoll zeigt, initiieren 60 Prozent der ITK-Unternehmen die Weiterbildung selbst und überlassen die Verantwortung nicht den Beschäftigten“, heißt es ferner in der Studie. 18 Prozent der Unternehmen vertrauen demgegenüber auf die Eigeninitiative der Mitarbeiter. „In diesen Unternehmen zeigt sich, dass Teilnahmequote und Weiterbildungsbudget niedriger sind als in Unternehmen, welche die Initiierung der Weiterbildung in die eigenen Hände nehmen“, konstatieren die Studienautoren.
Einen definierten Prozess zur Erhebung des Weiterbildungsbedarfs gibt es in fast 60 Prozent der Firmen in der Branche. Fast alle Unternehmen gehen davon aus, dass Weiterbildung ihr Image als Arbeitgeber fördert. 88 Prozent denken zudem, dass durch solche Maßnahmen dem Fachkräftemangel entgegengewirkt wird.
Weitere Informationen enthält die Studie „Weiterbildung in der ITK-Branche 2011“, für die mehr als 300 Unternehmen befragt wurden.