Projektmanager organisieren Projekte, führen sie zum Abschluss und sorgen dafür, dass dabei Zeit- und Budgetpläne eingehalten werden. Falls Sie selbst Projektmanager (PM) sind, beschleicht sie eventuell schon seit einiger Zeit das Gefühl, dass Ihre Rolle mehr Anerkennung - in Form eines besseren Gehalts - verdient hätte.
Die Frage ist nur: Wie finden Sie heraus, was Ihre Leistungen und Skills als PM tatsächlich wert sind? Die Gehälter von Projektmanagern variieren je nach Branche und Region relativ stark: Anfang 2022 lag das durchschnittliche Grundgehalt eines Projektmanagers in Deutschland laut Glassdoor bei zirka 60.000 Euro pro Jahr. Die Gehaltsspanne liegt den Angaben zufolge zwischen 43.650 Euro und 87.900 Euro. Das Karriereportal Stepstone nennt für Projektmanager in Deutschland ein Jahresdurchschnittsgehalt von 53.600 Euro - die Spanne liegt dabei zwischen 45.600 und 64.000 Euro. Wie die Northeastern University feststellt, können die richtigen Zertifizierungen oder ein MBA zu erheblichen Gehaltssteigerungen führen.
Projektmanager: 5 Wege zu mehr Gehalt
Wir haben mit Karriere-Experten, Coaches und Projektmanagement-Profis gesprochen und geben Ihnen fünf Tipps an die Hand, wie Sie Ihr Projektmanager-Gehalt optimieren können.
1. (Intelligent) Fragen
Im Regelfall fällt eine massive Gehaltserhöhung nicht einfach vom Himmel. Das weiß auch Tracy Podell, Partnerin beim Coaching-Unternehmen Evolution: "Wenn Sie mehr Geld wollen, müssen Sie danach fragen. Sie können nicht davon ausgehen, dass ihre Leistungen wahrgenommen werden und sich daraus automatisch eine Gehaltserhöhung ergibt." Das bedeute allerdings nicht, einfach spontan eine Gehaltserhöhung zu fordern: "Ein solcher Schritt braucht strategische Planung - genau wie die Projekte, die Sie betreuen", meint Podell. "In erster Linie brauchen Sie Daten. Recherchieren Sie die typische Gehaltsspanne für Ihre Rolle, Ihre Branche und in Ihrer Region. Das liefert Ihnen einen guten Anhaltspunkt über Ihren aktuellen Marktwert."
Die vielleicht wichtigste Frage ist dabei, ob Sie überhaupt bei Ihrem derzeitigen Arbeitgeber eine Gehaltserhöhung anstreben oder sich lieber anderweitig umsehen. Wofür Sie sich entscheiden, sollte von Ihrer Situation abhängen und davon, welche firmeninternen Möglichkeiten sich Ihnen bieten. "Auch ein Quereinstieg kann mit einer Gehaltserhöhung verbunden sein ", meint David Ciccarelli, CEO beim Karriereportal Voices.com.
Dass es aber auch ganz anders laufen kann, berichtet Debra Wheatman, President von Careers Done Write: "Je nachdem, wie lange ein Mitarbeiter in einer Funktion tätig ist, lässt sich feststellen, ob am Markt für vergleichbare Positionen mehr bezahlt wird und er sich nicht mehr in einem wettbewerbsfähigen Gehaltsbereich befindet. In diesem Fall ist der Wechsel zu einem neuen Unternehmen eine Möglichkeit, eine deutliche Gehaltssteigerung zu erzielen."
Selbst wenn eine dauerhafte Gehaltserhöhung im eigenen Unternehmen nicht zur Debatte steht, empfiehlt Ciccarelli zumindest zu versuchen, einen einmaligen Bonus auszuhandeln: "Wenn Sie von Ihren Fähigkeiten überzeugt sind, schlagen Sie einen leistungsabhängigen Bonus vor, der nach Projektabschluss ausgezahlt wird. Um zu beweisen, dass Sie in der Lage sind, ein Projekt fristgerecht abzuschließen, sollten Sie in Betracht ziehen, diese Prämie auch zu mindern - für jede Woche oder jeden Monat, den die Deadline überschritten wird."
2. Wert dokumentieren
Die meisten Menschen, die eine Gehaltserhöhung anstreben, wollen sich dauerhaft weiterentwickeln. Dafür ist jedoch Grundlagenarbeit nötig, wie Wheatman erklärt: "Besprechen Sie regelmäßig erreichte Meilensteine und positive Leistungen mit Ihrem Vorgesetzten. So schaffen Sie eine gute Grundlage für das nächste jährliche Mitarbeitergespräch. Seine Erfolge bis dahin aufzusparen ist allerdings nicht empfehlenswert, der Tisch sollte bereits vorher gedeckt sein. Denn sobald der Beurteilungszeitraum beginnt, ist das stets begrenzte Gehaltsbudget bereits genehmigt - Gespräche im Vorfeld sind also enorm wichtig."
Um den Überblick darüber zu behalten, wie Sie sich gegenüber Ihrem jetzigen oder einem potenziell neuen Chef verkaufen wollen, sollten Sie Ihre Erfolge dokumentieren. Mandy Bennett, Director of Creative Development beim Martech-Unternehmen Scorpion, empfiehlt: "Legen Sie eine 'Prahlmappe' an. Wenn Ihre Leistung dann bewertet wird, ist Ihr 'Business Case' für die Gehaltserhöhung bereits erstellt."
Sara Hutchison, freiberufliche Karriereexpertin, hat einige Tipps, womit Projektmanager am besten prahlen sollten: "Wenn Sie können, sollten Sie detailliert auflisten, wann Sie erfolgreich verhindert haben, dass ein Projekt sein Budget oder seine Deadline hätte sprengen können. Gleiches gilt für Situationen, in denen Sie ein Team davor bewahrt haben, in die falsche Richtung abzudriften. Wenn Ihr Fachwissen oder Ihre Soft Skills der Grund für gute Ergebnisse waren, müssen Sie das belegen können."
"Sammeln Sie positives Feedback von Kunden - intern wie extern", lautet der Rat von Elizabeth Harrin, Director bei der Weiterbildungsseite RebelsGuideToPM. "Fragen Sie außerdem nach Zeugnissen und holen Sie Empfehlungen für Ihr LinkedIn-Profil ein. Es ist in Ordnung, um schriftliches Feedback zu bitten, das Sie dann Ihrem Chef als Beweis dafür präsentieren können, dass Sie erfolgreiche Projekte abliefern."
3. Weiterbildung anstreben
Wenn Sie Ihre eigene PM-Leistung dokumentieren, stellen Sie unter Umständen fest, dass Sie noch keinen Anspruch auf eine Gehaltserhöhung haben. Dann empfehlen sich konkrete Schritte, um Ihr Profil zu schärfen und Argumente aufzubauen, die Ihre Forderung nach mehr Geld untermauern.
Ein regelmäßiger Kritikpunkt an Projektmanagern ist , dass sie zu sehr "Generalist" sind und oft gar nicht so genau wissen, wie die Mitarbeiter, die sie führen, ihre Arbeit erledigen. Eine solche Wissenslücke kann im IT-Bereich besonders problematisch sein. "Wenn man Projektmanager für Entwickler ist, ist es schwierig, diese zu führen, ohne selbst über das entsprechende Wissen zu verfügen", erklärt Lovisa Stenbäcken Stjernlöf, Identity und Governance Lead beim IT-Dienstleister Advania Sweden.
Die managerin empfiehlt durchaus, grundlegende Programmierkenntnisse zu erlernen - und zwar zusammen mit den Tools, die die Entwickler im jeweiligen Unternehmen verwenden. "Im Allgemeinen ist es schwer, ein Projekt zu managen, wenn man nicht weiß, worum es eigentlich geht. Woher wollen Sie wissen, wie viel Zeit das Projekt in Anspruch nimmt? Sie sind dann auf Ihre Ressourcen angewiesen - was allerdings nicht nachhaltig ist", erklärt Stenbäcken Stjernlöf.
Projektmanagern, die ihre Fähigkeiten erweitern wollen, schlägt die Expertin vor, sich dort fortzubilden, wo der Nutzen am größten ist. "Lernen Sie einen Bereich der IT kennen, der besonders gefragt oder komplex ist. Geht es beispielsweise um Salesforce, ist es außerordentlich schwierig, überhaupt Leute zu finden. Und die wenigen, die es gibt, sind extrem gut bezahlt. Salesforce bietet eine kostenlose Lernplattform an, die jedem offensteht. Projektmanager könnten also in ihrer Freizeit Salesforce-Skills aufbauen und so ihre Aussichten auf einen sehr gut bezahlten Job verbessern."
Laut Tim Bailey, Vice President of Global Consulting beim Softwareanbieter Deltek, gibt es auch technische Fähigkeiten, die Projektmanager gezielt für ihre Karriere aufbauen und nutzen können: "Werden Sie Experte für Projektmanagement-Software und sammeln Sie Erfahrung im Programm- und Portfoliomanagement. Die Entwicklung von Branchen- oder Produktkenntnissen ist ebenfalls wichtig. PMs, die sich mit bestimmten Tools auskennen, sind gefragt und können in den Implementierungszyklen äußerst wertvoll für Unternehmen sein."
Laut Dave Garrett, Chief Strategy and Growth Officer beim Project Management Institute (PMI), geht es beim Projektmanagement aber doch vor allem um Menschen. "Projektmanager müssen in der Lage sein, in größeren Zusammenhängen zu denken und zu einer übergreifenden Unternehmensstrategie beizutragen. So können sie ihre Karriere vorantreiben und ihre Verdienstmöglichkeiten verbessern. Projektmanager mit zwischenmenschlichen Fähigkeiten, wie etwa kooperative Führung, Problemlösung und Emphatiefähigkeit, sind besonders begehrt."
4. Zertifizieren lassen
Eine Möglichkeit, erworbene Skills zu zeigen, liegt in den einschlägigen Zertifizierungen - und davon gibt es im Bereich Projektmanagement jede Menge. "Zertifizierungen sind immer gut, und das Angebot hat sich in den letzten Jahren noch vergrößert", sagt Hutchison. "Wenn ich einen PM-Kunden habe und an seinem Lebenslauf arbeite, stellt eine aktuelle Zertifizierung immer eine Verbesserung dar. Lean Six Sigma, CompTIA Project+ und Google Project Management sind allesamt empfehlenswert, wenn Sie als Projektmanager tätig sind."
Ein Grund, warum diese Zertifizierungen so wertvoll sind: Sie sind an formale Schulungsinhalte gekoppelt. "Kein Projektmanagement-Job ist wie der andere - aber gewisse Ausbildungsnachweise deuten daraufhin, dass wichtige Grundlagen vorhanden sind", meint Devin Schumacher, Gründer des Marketing-Dienstleisters SERP Co.: "Google bietet zum Beispiel ein Online-Zertifikat für Projektmanagement auf Coursera an. Ich empfehle neuen Projektmanagern in unserem Unternehmen immer, diese Module zu absolvieren, um für einen gemeinsamen Maßstab zu sorgen."
Ein Zertifikat allein sei noch nicht besonders aussagekräftig, warnt indes Nate Tsang, CEO bei der Aktienplattform WallStreetZen. "Den größten Gehaltszuwachs erzielt man durch eine Zertifizierung als Project Management Professional (PMP) oder einen MBA-Abschluss. Allerdings funktioniert das erst, nachdem man bereits echte Erfahrung als Projektmanager gesammelt hat. Dennoch senden diese Zertifikate ein gutes Signal an den derzeitigen oder künftigen Arbeitgeber. Wer sie hat, will mehr Verantwortung übernehmen oder ein größeres Team leiten."
5. Zum Asset werden
"Beschäftigen Sie sich intensiver mit der übergeordnete Strategie und überlegen Sie, was man verbessern könnte", empfiehlt Brandon Paul Llewellyn, Account Manager bei der Beratungsagentur Parakeeto. "Es hilft, wenn niemand den Prozess besser kennt als Sie und wenn Sie am besten in der Lage sind, Redundanzen und Engpässe zu erkennen. Machen Sie diese ausfindig und sprechen Sie darüber mit dem Management."
"Um das Beste auf der eigenen Position zu machen und die Chancen auf ein höheres Gehalt zu vergrößern, ist es wichtig, das Projekt aus der übergeordneten Unternehmensperspektive zu verstehen", rät auch Tushar Gadhia, Practice Director of Consulting bei Synoptek. "Zeitpläne, Budgets und Projektziele einzuhalten, hat zwar oberste Priorität. Aber es ist genauso wichtig, das Gesamtbild im Auge zu behalten und sicherzustellen, dass die Projektergebnisse mit den allgemeinen Geschäftszielen des Unternehmens in Einklang stehen. Projektmanager sollten ihren Aufgabenbereich ständig erweitern und neu bewerten, um festzustellen, ob das Unternehmen die Technologie richtig einsetzt und dabei sowohl die Projektanforderungen als auch die Unternehmensziele erfüllt."
"Die PMs, die in der Lage sind, höhere Gehälter auszuhandeln, sind diejenigen, die ihren Vorgesetzten die Arbeit erleichtern", meint Schumacher. "Sie sollten mit gutem Organisationstalent Probleme vorhersehen und nicht warten, bis es zur Explosion kommt. Und sie sollten eine agile Denkweise an den Tag legen - insbesondere dann, wenn Vorhaben zu entgleisen drohen."
Wem das alles ein wenig vage und schwammig vorkommt, der kann sich das Ganze auch wie folgt vorstellen: Um mehr Geld zu bekommen, müssen Sie sich wertvoller machen. Die Leute, denen Sie ihren hohen Wert vermitteln müssen, sind Ihre Chefs - und deren Chefs.
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation CIO.com.