Der CIO fordert, die IT muss auch an den Vorstandstisch. Antwortet der Vorstand, die IT sei doch immer mit am Vorstandstisch. Es wäre nur die Frage, ob sie auch einen Sitz hat oder nur auf der Speisekarte steht. Mit dieser Anekdote leitete Adidas-CIO Jan Brecht seinen Vortrag ein. Das Anliegen dahinter: Wie schafft es die IT, besser wahrgenommen zu werden? Brechts Antwort: Die IT sollte neue Umsatzmöglichkeiten und Geschäftsmodelle selbst kreieren.
Dafür sollte die IT einen Perspektivwechsel vornehmen: Sie muss auch die Endkunden erreichen, nicht nur wie bisher die internen Kunden im Unternehmen. Die gute Nachricht: Neue Technologien und Entwicklungen geben CIOs dafür ein großes Potenzial an die Hand.
So wird Adidas zwar immer noch als Fußballschuhhersteller und Sportschuhsteller wahrgenommen. Doch im Februar eröffnete Adidas in Hamburg seinen ersten Neo Store in Deutschland. Zielgruppe sind hier vor allem 14- bis 19-jährige junge Menschen. Und was war der Aufmacher in der Presse zu Eröffnung? Der sogenannte Social Mirror.
In einem Spiegel im Store befindet sich eine Kamera, die einen während der Anprobe im neuen Adidas-Shirt ablichtet. Das Foto können Kunden direkt auf allen Social-Media-Kanälen posten. Der Kunde erhält nun wiederum Feedback aus seiner Community, ob er sich das Shirt kaufen sollte oder lieber nicht.
Mit diesem Beispiel illustrierte CIO Brecht seine These: Das Gesicht der IT ändert sich. Dabei sind es vor allem drei Dinge, die die IT verändern:
3 Faktoren, die das IT-Gesicht verändern
1. Mobile Devices sind Fernbedienungen fürs Leben. Das haben Marketing-Leute formuliert, der IT hätte das aber auch selbst einfallen können, gab Brecht zu.
2. E-Commerce wird völlig normal für die Generation Y. So werde beispielsweise Amazon zum ersten Einkaufserlebnis für den Nachwuchs.
3. Social Media wird eine gesellschaftliche Kraft.
Fazit: Die IT wird zum Motor für Profit und neue Geschäftsmodelle. Und die IT habe keine Chance, sich diesen Trends zu verweigern. So liegt das Durchschnittsalter der Mitarbeiter bei Adidas bei 29,8 Jahren (White Collar Mitarbeiter). Da kommt man mit Standard-PCs nicht mehr weiter.
In die Endkundenperspektive wechseln
Brecht nannte einige weitere Beispiele dafür, was er darunter versteht, in die Endkundenperspektive zu wechseln.
1. Die Virtual Footwear Wall
Läden haben meist nicht genug Fläche, um alle Schuhmodelle und Größen ausstellen zu können. An Touch Screens können Kunden nun erleben, wie der Schuh aussieht. Gefällt der Schuh, lässt er sich sofort per E-Commerce bestellen, falls er im Laden nicht vorrätig ist. So können Händler mehr verkaufen, als sie im Laden unterbringen können.
2. 2015 Interactivity Vision: Full Service „Team“ Portal.
Auf dem System können beispielsweise Vereine und Trainer die Trainingsstände der Sportler verfolgen.
3. Next Generation Configurator
Damit können sich Kunden ihren Schuh selbst gestalten und beispielsweise die Farbe der Adidas-Streifen festlegen.
4. miCoach SpeedCell
Der erste Schuh mit Gehirn. Unter dem Schuh sitzt ein Chip, der alle Bewegungsdaten sammelt und übermittelt. Damit kann man sich auch mit anderen Sportlern vergleichen, etwa Supersportler Messi: Running faster as Messi.
Allerdings gibt es Probleme: Wem gehören die Daten von Herrn Messi? Wer darf damit arbeiten? Und wie schützt man Daten wie Herz- und Blutwerte von Endkunden?
Die Ziele für die Adidas-IT sind sportlich: Laut der E-Commerce-Roadmap soll der Umsatz in den kommenden drei Jahren um 1000 Prozent wachsen und 24 neue Länder abdecken.
Doch Brecht ist zuversichtlich, das zu schaffen. Ein Riesenpotenzial liege zum Beispiel darin, zu lesen, was im Bereich Social Media passiert. Dafür sollte die IT allerdings viel mehr mit dem Marketing zusammenarbeiten, riet Brecht. Das Marketing sei einfach besser am Thema.
IT muss sich verändern
Dazu wird sich die IT noch weiter ändern müssen. Sie lebte bisher in der Welt von Stabilität, so sei sie erzogen worden. Jetzt soll sie mehr Innovationen liefern. Dazu brauche man ein ganz anderes Mindset, sagte Brecht.
IT hat dem Vorstand nun versprochen, jährlich 15 Businessvorschläge zu machen. Dafür braucht man allerdings 250 Ideen, wie die IT erschreckend festgestellt habe. Aber es hilft alles nichts, der Kunde soll der Mittelpunkt allen Denkens in der IT werden.