Kommentar: Wo ist die Innovation?

Alle Details zum neuen iPhone 5

13.09.2012 von Moritz Jäger
Verkaufsstart ist der 21. September. Das iPhone 5 hat einen größeren Bildschirm, unterstützt LTE und besitzt einen neuen Anschluss. Innovationen wie NFC fehlen.
Das neue iPhone 5: Der größere Bildschirm erlaubt eine zusätzliche Reihe für Icons.
Foto: Apple

Apple hat sein nächstes iPhone-Modell präsentiert, wie erwartet erhält dieses den Namen iPhone 5. Im aktuellen Modell verabschiedet sich Apple vom 3,5-Zoll-Bildschirm des iPhone 4 und iPhone 4S, stattdessen verbaut der Konzern ein Retina-Display mit einer Diagonale von 4 Zoll (etwas mehr als 10 cm). Inhalte werden in einer Auflösung von 1136 x 640 Pixel bei 326 ppi angezeigt - für App-Entwickler bedeutet dies, dass sie ihre Anwendungen anpassen müssen.

Keine längere Akku-Laufzeit

Im Inneren setzt Apple auf den A6-Chip, dieser ist laut dem Konzern doppelt so schnell sein soll wie der Prozessor des iPhone 4S. Wie immer muss man sich hier auf die Aussagen des Konzerns verlassen, konkrete Informationen liefert Apple nicht. Das iPhone 5 ist dünner als seine Vorgänger, das soll sich aber bei der Batterielaufzeit nicht niederschlagen, im Gegenteil. Laut Apple konnte der Konzern eine Batterie einbauen, mit der die gleiche Leistung wie beim iPhone 4S möglich ist. Daten speichert das Gerät wie gehabt im internen Speicher, zur Auswahl stehen Modelle mit 16, 32 und 64 GByte Speicherplatz. Externe Speicher werden nicht unterstützt.

LTE funktioniert - mit Einschränkung- auch in Deutschland

Bei der Kommunikation sieht es etwas besser aus. Endlich sind die verbauten LTE-Chips auch in Deutschland verwendbar und nicht nur totes Gewicht wie beim "neuen iPad". Laut den technischen Daten funkt das Gerät auf der Frequenz 1800, die allerdings hierzulande nur von der Telekom genutzt wird. Kunden von Vodafone oder O2 bleiben also außen vor. Laut dem Verbraucherportal Verivox schlägt der entsprechende Tarif mit rund 100 Euro monatlich zu Buche.

Ist dieses Netzwerk nicht verfügbar, stehen wie immer UMTS und HSDPA zur Verfügung. Der Standard DC-HSDPA ist zwar auch integriert, wird aber hierzulande vom Netz nicht angeboten. Die Unterstützung für LTE unterscheidet sich zwischen den verschiedenen Modellen für GSM und CDMA - wer sein neues iPhone also im Ausland kauft, muss genau auf die Produktbezeichnung achten. Dazu kommt wie gehabt WLAN nach 802.11a/b/g/n sowie Bluetooth 4.0. Der Nahfunk NFC ist nicht an Bord, hier überlässt Apple scheinbar der Konkurrenz von Microsoft/Nokia und Google Android das Feld.

Neuer Anschluss "Lightning"

Die Gerüchte um den neuen Anschluss haben sich dagegen bewahrheitet: Der 30-polige Dock Connector geht in Rente, stattdessen nennt sich der deutlich schmalere Anschluss nun "Lightning". Dieser entspricht keinem gängigen Standard, sondern ist ein komplett neuer Formfaktor. Apple bietet zwar Adapter, langt hier aber kräftig zu: Ein Adapter auf den bisherigen Dock Connector lässt sich der Konzern mit 29 Euro bezahlen, ein entsprechendes Kabel kostet sogar 39 Euro. Konkrete Vorteile für den Nutzer bietet der neue Anschluss nicht.

iPhone 5
iPhone 5
Das neue iPhone 5.
iPhone 5
Die Farbausführung "schwarz/graphit"
iPhone 5
Apple setzt auch weiter auf ein Retina-Display.
iPhone 5
Der neue Anschluss
iPhone 5
Das iPhone 5 ist länger und dünner als das iPhone 4/4S.
iPhone 5
Queransicht.
iPhone 5
Die Kamera nimmt nun Bilder mit 8 Megapixeln auf.
iPhone 5
Das iPhone in weiss/silber
iPhone 5
Siri wird in iOS 6 angeblich sinnvoll nutzbar.
iPhone 5
Die neue Karten-App.
iPhone 5
Die Passbook-App.

Mit iOS 6

Im Inneren des iPhone 5 arbeitet iOS in Version 6. Diese Version bringt eine neue Karten-Applikation, der Sprachassistent Siri wurde laut Apple verbessert, ebenso wie der Browser Safari. Die interessanteste Applikation ist Passbook: Diese sammelt Tickets, Boarding-Karten oder Kundenkarten an einem zentralen Ort und kann diese auch passend zu einem Termin anzeigen. Wer diese Funktionen will, der braucht aber nicht unbedingt ein neues iPhone, auch iPhone 4 und iPhone 4S werden ein Update auf iOS 6 erhalten.

So teuer wie das iPhone 4

Das iPhone 5 wird in den Farben "schwarz/graphit" oder "weiss/silber" in den Handel kommen, Apple möchte die Modelle diesmal auch zeitgleich liefern. Verkaufsstart ist am 21. September, an den Preisen ändert sich nichts. Dafür werden iPhone 4 und iPhone 4S deutlich billiger, das iPhone 3G wurde komplett aus dem Programm genommen.

Kommentar: Wo ist die Innovation?

Das ist es also, das erste iPhone ohne den direkten Einfluss von Steve Jobs. Zugegeben, es bietet mehr Neuerungen als das iPhone 4S, das ist aber auch nicht gerade schwer. Das größere Retina-Display ist sicher nett, damit fragmentiert sich Apple allerdings auch seinen App-Markt. Entwickler müssen künftig für mehrere Bildschirmgrößen entwickeln, einige könnten dazu übergehen, nur noch die aktuellste Version zu unterstützten.

LTE ist endlich mit drin, auch mit den passenden Frequenzen für Deutschland. Dafür wird auf NFC verzichtet. Das ist insofern schade, da Apple hier durchaus eine Vorreiterrolle übernehmen hätte können. Diese wird nun an Android und Windows Phone gehen. Anderseits ist Apple bekannt dafür, eher bekannte Technik anzupassen, als wirklich eigene neue Dinge zu entwickeln.

Bei LTE könnte es Ärger geben

LTE könnte sich aber noch zu einem Stolperstein entwickeln: Zahlreiche Patentinhaber von LTE wollen scheinbar den Verkauf des iPhone 5 verhindern. Ob diese Prozesse Erfolg haben, ist ungewiss, allerdings hat sich Apple diese Konfrontation selbst zuzuschreiben - schließlich führt der Konzern regelmäßig Prozesse, in denen es um die Einzigartigkeit runder Ecken geht.

Die Software des neuen Gerätes ist solide, iOS6 dürfte aber uneingeschränkt auch für iPhone 4 und iPhone 4S zur Verfügung stehen, hier muss man also nicht unbedingt aktualisieren.

Bleibt zu hoffen, dass Apple unter dem neuen Chef Tim Cook künftig weniger Geld für mehr oder weniger sinnvolle Prozesse ausgibt, sondern die Kosten für die Anwälte und Co. lieber in Design, Innovation und echte Produkte investiert. Vielleicht sollte sich Apple ein Beispiel an Nokia nehmen: Denn Funktionen wie ein kabelloses Laden würden auch dem nächsten iPhone gut zu Gesicht stehen.