Das Deckblatt zur Analyse der Studie ist vielversprechend: Ein entspannter junger Mann streckt die Arme aus, das Gesicht der Sonne zugewandt. "IT ermöglicht neue Freiheitsgrade", behaupten die Autoren. Ein Blick auf die Ergebnisse zeigt jedoch schnell: Das Mögliche ist nicht immer auch das Machbare.
Beispiel Rolle des CIO: 92 Prozent der Befragten geben als ihr künftiges Ziel an, für das Umsetzen geschäftlicher Anforderungen in technische Lösungen verantwortlich zu sein. Sie sehen sich als Business-Partner des Managements. 53 Prozent sind sogar der Meinung, diese Definition ihrer Arbeit gelte schon jetzt. Die Analysten stellen jedoch fest, dass die Mehrheit der CIOs derzeit vor allem als Dienstleister für die reibungslose Lieferung der IT fungiert. Nur Wenige würden von der Geschäftsführung in strategische Fragen eingebunden.
Die künftigen Business-Partner scheitern an überzogenen Erwartungen
Die Analysten führen das auf beiderseitige Defizite zurück. Sie haben sich den Erfolg von IT-Projekten näher angesehen. Demnach schließen 55 Prozent der Befragten bis zu einem Drittel ihrer Projekte nicht im Zeitrahmen ab. 70 Prozent überziehen dabei auch noch das Budget. Die Autoren der Studie können sich die Frage nicht verkneifen, wie das Management den IT-Leiter angesichts dieser Zahlen als Berater akzeptieren soll. Andererseits stellen sie fest, dass IT-Verantwortliche kaum in ihre neue Rolle hineinwachsen können, wenn sie mit unrealistischen Erwartungen konfrontiert werden.
Auch beim Thema Outsourcing treten Widersprüche auf. Obwohl sich die Befragten mit ihren ausgelagerten Projekten nur mäßig zufrieden zeigen, würde nur knapp ein Viertel bei neuen Projekten anders vorgehen. Rund ein Fünftel würde den Anbieter wechseln. Dagegen gibt die Hälfte der Studienteilnehmer an, alles beim Alten zu belassen.
Kein einziger CIO denkt darüber nach, beim nächsten Mal in ein anderes Land auszulagern.
Am besten scheint die Zusammenarbeit mit Dienstleistern aus Südeuropa zu funktionieren. Allerdings sourcen bisher erst fünf Prozent der Befragten dorthin aus. Die überwiegende Mehrheit von 68 Prozent entscheidet sich für Zentraleuropa, neun Prozent für Osteuropa. Nach Indien gehen nur zehn Prozent der Outsourcing-Projekte, nach China sechs Prozent.
Die Analysten vertreten die These, dass sprachliche Hürden dem Auslagern nach China und Indien im Weg stehen. Außerdem bereiteten "unterschiedliche Arbeitsweisen" Probleme.
IT-Services werden standardisiert wie Industrieprodukte
Zu den positiven Ergebnissen der Studie: Die Industrialisierung der IT schreitet voran. Unternehmen wickeln zunehmend nur noch sehr individuelle Leistungen selbst ab, während andere Services zwecks Nutzung von Skaleneffekten nach draussen gegeben werden. "IT-Services werden standardisiert wie Erzeugnisse der Produktindustrie", so Antonio Schnieder, CEO Capgemini Central and Eastern Europe und Martin Bettels Vice President Alliances & Innovation Capgemini Central and Eastern Europe.
Daher muss die IT-Abteilung die Infrastruktur so verändern, dass die Leistungen von Partnern auf der Plattform integriert werden können.
Zum Thema Industrialisierung ein paar Details: Die Fertigungstiefe sinkt in allen Bereichen. Wurden vor einem Jahr im Schnitt noch 36 Prozent der Software im eigenen Unternehmen entwickelt, sind es jetzt nur noch 28 Prozent. Bei Pflege und Wartung von Infrastruktur und Anwendungen ging die Fertigungstiefe jeweils um zehn Prozent zurück. Damit ist diese Entwicklung schneller vorangekommen als vorausgesagt.
Mehr Geld für SOA und BI
Ebenfalls Erfreuliches gibt es von den IT-Budgets zu berichten. 41 Prozent der Befragten rechnen 2007 mit steigenden Budgets, im Vorjahr waren es noch 35 Prozent. Während 2006 noch mehr als jeder Fünfte (21 Prozent) sinkende Etats befürchtet hat, sind es jetzt nur noch 14 Prozent. Insbesondere für service-orientierte Architekturen (SOA) und Business Intelligence (BI) steht mehr Geld zur Verfügung.
Dauerbrenner bleibt für die CIOs die Sicherheit. Auch dabei verschiebt sich der Fokus: Viren und Würmer gelten nicht mehr als die stärksten Gefahren. Zielgerichtete Spyware- und Phishing-Attacken bereiten den IT-Abteilungen größere Sorgen. Dabei ist ihnen klar, dass sie nicht unbedingt auf die eigene Belegschaft zählen können: 74 Prozent der Befragten führen das geringe Sicherheitsbewusstsein der Mitarbeiter als größte Bedrohung an.
Capgemini hat für die "Studie IT-Trends 2007" Interviews mit 108 Entscheidern aus dem deutschsprachigen Raum geführt.