Joe Kaeser

Altlasten beschäftigen den Siemens-Chef

29.07.2014
Siemens-Vorstandschef Kaeser krempelt den Elektroriesen um. Doch im Tagesgeschäft läuft es weiter nicht überall rund, wie die Bilanz des dritten Geschäftsquartals zeigen dürfte.

Auch nach seinem ersten Jahr als Siemens-Chef ist Joe Kaeser die Altlasten im Tagesgeschäft nicht los. Wenn er an diesem Donnerstag (31. Juli) die Bilanz für das dritte Geschäftsquartal vorlegt, wird er erneut über Sonderkosten in dreistelliger Millionenhöhe im Stromübertragungsgeschäft berichten müssen, wie die "Börsen-Zeitung" vor einigen Tagen berichtete. Im Fokus dürften aber die Vorbereitungen für den tiefgreifenden Konzernumbau stehen, den Kaeser auf den Weg gebracht hat. Er will Siemens schlanker und effizienter und somit wieder fitter für den Wettbewerb machen.

Für die Quartalszahlen erwarten Analysten derweil keine größeren Überraschungen. Schätzungen zufolge dürfte der Umsatz auch wegen Währungseffekten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum leicht zurückgegangen sein. Der operative Gewinn, den Siemens als Sektorenergebnis ausweist, könnte dagegen kräftig zugelegt haben. Vor einem Jahr hatten allerdings Kosten für das vorige Umbauprogramm und Probleme im Energiegeschäft das Ergebnis deutlich geschmälert. Auch unter dem Strich dürfte nun mehr Gewinn geblieben sein, als vor Jahresfrist, erwarten Experten.

Für Siemens war die Zeit von April bis Juni vor allem durch den Übernahme-Poker um Alstom geprägt. Der Elektrokonzern hatte sich vor allem das lukrative Gasturbinen-Geschäft der Franzosen sichern wollen, letztlich jedoch gegen den US-Rivalen General Electric (GE) den Kürzeren gezogen. Kaeser wertete das Wettbieten dennoch als Beleg für die Handlungsfähigkeit von Siemens.

Das Thema Übernahmen bleibt derweil auch spannend. Spekulationen gibt es beispielsweise um den Hausgerätehersteller Bosch und Siemens. Angeblich wollen die Münchner ihren Anteil an den Joint-Venture-Partner Bosch verkaufen. Gleichzeitig wird Siemens Interesse an der Übernahme des Turbinenherstellers Dresser-Rand aus den USA nachgesagt. Dort sieht Kaeser ohnehin die große Zukunft für das Gas-Geschäft und siedelt in den USA auch den Hauptsitz seiner Energiesparte an. Am 1. August übernimmt die frühere Shell-Managerin Lisa Davis die Führung des Geschäftsfelds. (dpa/rs)